Richard S., saldo-Leser  aus Balgach SG, geriet ins Staunen, als er während seinen Ferien auf der zu Spanien gehörenden Insel Gran Canaria Briefmarken für seine Postkarten kaufte: Die Wertzeichen zeigen eine Bucht mit Sandstrand und weisen die Beschriftung «Swiss Post P. P, CH-8010 Zürich-Mülligen» auf. Ebenfalls im Angebot: Swiss-Post-Postkarten mit aufgedrucktem Wertzeichen.

Anders als in der Schweiz fehlt der Marke ein Hinweis auf den Portowert. Deshalb ist es leicht möglich, dass Verkäufer für solche Marken Fantasiepreise verlangen. Ein weiterer Nachteil: Richard S. durfte die so frankierten Postkarten nur in gelbe, mit Swiss Post angeschriebene Briefkästen stecken.


In Läden, Hotels und auf Campingplätzen erhältlich

Post-Sprecher Bernhard Bürki bestätigt, dass die Schweizer Post seit zwei Jahren in einigen Gebieten Spaniens Marken verkauft und Briefkästen aufstellt: so auf den Balearen und Kanaren, in den Städten Alicante, ­Huelva und Malaga sowie in der Region Katalonien. Erhältlich sind die Marken und Swiss-Post-Postkarten in einigen Hundert Verkaufsstellen wie Souvenir-Shops, Kiosken, Hotels und Campingplätzen. Betrieben wird das Geschäft durch Asendia, ein Gemeinschaftsunternehmen der schweizerischen und der französischen Post. Beide sind daran mit je 50 Prozent beteiligt.

Pikant: In der Schweiz profitiert die Post in diesem Bereich vom Monopol, in Spanien konkurrenziert sie die ortsansässige Post Cor­reos. Laut Bürki beträgt der in Spanien von der Post empfohlene Verkaufspreis für die Frankierung umgerechnet 88 Rappen – gültig für Post­karten in die ganze Welt. Bei der spanischen Correos zahlen Kunden für Postkarten innerhalb Eu­ropas umgerechnet 94 Rappen, nach Übersee Fr. 1.13.

Der Verdacht liegt nahe: Mit den Gewinnen aus der Schweiz (siehe saldo 7/13) finanziert die Post im Ausland teure Experimente wie die Briefmarken und -kästen in Spanien. Bürki sagt dazu: «Ein Zusammenhang mit der Dienstleistung von Asendia und dem Vertriebsnetz der Post in der Schweiz lässt sich nicht herstellen.»


Schweizer Post: Experimente in 15 Ländern

Laut Bürki ist das Geschäft mit Briefmarken in Spanien für die Schweizer Post rentabel. Fragen von saldo nach der Anzahl versandter Postkarten oder der Höhe des Gewinns beantwortete die Post nicht. Sie verwies auf ­ihren Geschäftsbericht. Daraus geht hervor, dass der im Ausland erwirtschaftete Ge­samt­ge­winn (vor Steuern und Zinsen) bei 27 Millionen Franken liegt. Das entspricht einer Gewinnmarge von 2,6 Prozent. Zum Vergleich: Im Inlandgeschäft sind es 11,4 Prozent. Angesichts des tiefen Gewinns bleibt offen, weshalb sich die Post derart im Ausland engagiert. Über Asendia ist die Schweizer Post in 15 Ländern aktiv, neben Spanien etwa in Frankreich, Österreich, Italien, Grossbritannien, Singapur, Schweden und den USA.  


Initiative «pro service public»: Alle angefangenen Bogen jetzt zurücksenden

Mit der Volksinitiative «Pro Service public» wollen ­saldo und «K-Tipp» dafür sorgen, dass Bun­des­be­triebe wie SBB, Post und Swisscom den Bürgern einen guten und bezahl­baren Service bieten.

Unterschriftenbogen können Sie bestellen bei «K-Tipp», «Pro Service public», Postfach 431, 8024 Zürich, über Tel. 044 266 17 17 oder unter www.pro-service­-­public.ch herunter­laden.

Wichtig: Auf einem ­Bogen dürfen sich nur Stimm­be­rech­tigte der­selben politischen ­Gemeinde eintragen.

Senden Sie bitte auch nicht voll ausgefüllte ­Listen ein!