Die Chefsaläre bei Unternehmen, die sich ganz oder teilweise in Staatsbesitz befinden, sind stattlich. Swisscom-Chef Carsten Schloter erhielt 2012 rund 1,831 Millionen Franken. Damit verdiente er 35-mal so viel wie eine Verkäuferin in einem Swisscom-Shop. Grosse Unterschiede gibt es auch bei den SBB (1:25 im Jahr 2012) und bei der Post (1:21) (saldo 6/13). Diese Unterschiede haben vor allem bei SBB und Post zugenommen – 2002 lag die Differenz bei der Post bei 1:12, bei den SBB bei rund 1:15. Das zeigen Berechnungen der Gewerkschaft Travail Suisse.

Die aufgehende Lohnschere bei Post und SBB entspricht der gesamten Entwicklung. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftswissenschafter Reto Föllmi und Isabel Martinez von der Universität St. Gallen: Die Einkommensstärksten profitieren von steigenden Löhnen, während die tieferen Löhne stagnieren oder gar sinken.

Gemäss den St. Galler Wissenschaftern kassierte das Prozent der Bestverdienenden der Schweiz im Jahr 2009 rund 11 Prozent des gesamten Schweizer Lohneinkommens. 1995 waren es noch 8,3 Prozent. Durchschnittlich verdienten sie im Jahr 2009 143 800 Franken mehr als 1995. 10 Prozent aller Angestellten erhielten rund 33,5 Prozent aller in der Schweiz ausbezahlten Löhne.

Schlecht sieht es für die restlichen 90 Prozent aus. Gemäss den Zahlen von Föllmi und Martinez verdienten diese im Jahr 2009 rund 1900 Franken weniger als 1995. Die Lohnschere ging im selben Zeitraum nur in Grossbritannien, Kanada und den USA noch weiter auf.

Ein ähnliches Bild liefert die Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik. Demnach stiegen in der Schweiz die inflationsbereinigten Löhne der obersten Kader mit Uniabschluss zwischen 2002 und 2010 um rund 10 Prozent an. In der gleichen Zeit verdienten Arbeitnehmer mit einer Lehrausbildung rund 1 Prozent weniger.