Essen sei zu einem Kult geworden. Diese These liegt dem Sammelband zugrunde, der überarbeitete Artikel aus einer Serie der «NZZ am Sonntag» vereint: «Essen muss ethisch korrekt sein. Aus Vegetariern sind Veganer geworden. Bio-Food hat sich etabliert.» Als Folge dieser Trends stellen die mehrheitlich als Journalisten tätigen Autoren eine allgemeine Verunsicherung fest.

Nützliche Tipps und enttarnte Irrtümer

Das Buch will Orientierungshilfe leisten. Das gelingt sehr gut. Der Leser erfährt, mit welchen Tricks die Industrie Lebensmittel produziert und vermarktet: Die Werber inszenieren oft Prominente, viel nackte Haut und eingängige Musik. Das Buch nimmt modische Diäten wie Low Carb oder Dinner Cancelling unter die Lupe, gibt Ernährungstipps und enttarnt Irrtümer der Ernährungswissenschaften. Es informiert über Zusatzstoffe in Lebensmitteln und künstliche Süssstoffe. Auch ethische und gesellschaftliche Fragen werfen die Autoren auf. So widmet sich ein ganzes Kapitel dem Vorhaben niederländischer Forscher, die aus Muskelfaserzellen künstliches Fleisch züchten wollen.

Manche Einsichten sind etwas banal – wenn zum Beispiel geraten wird, auf Mayonnaise, Pommes frites und Tiefkühl-Fertigprodukten zu verzichten. Andere Informationen aber sind lehrreich. Etwa wenn Verfahren wie Hybridzucht und Genmanipulation erklärt werden. Und wieder andere Informationen rütteln auf: Die Autoren schreiben, dass Vanillearoma aus Abfällen der Papierindustrie und ­Honigaroma aus Schimmelpilzen und Bakterien hergestellt wird. Letzteres gilt als «natürliches Aroma», weil Schimmelpilze natürlich vorkommen. 

Das Buch will nicht nur informieren und kritisieren, sondern auch unterhalten. Eine Viertklässlerin und ein Model erzählen von ihrem Lieblingsessen. Auch die Geschichte des Appenzeller Biberlis wird erzählt. Schaubilder, Grafiken und Fotos lockern die Texte auf. Sogar einige Kochrezepte sind abgedruckt. So verbindet sich das Nützliche mit dem Schönen und Angenehmen.

Michael Furger und Chanchal Biswas (Hrsg.), «Der Kult um unser Essen», Verlag NZZ, ca. Fr. 51.–