Von Meister Proper können viele noch was lernen
Ein gewöhnlicher Lappen mit ein paar Spritzern Allzweckreiniger putzt besser als fast alle trendigen Einwegtücher. Das zeigt der neue saldo-Test.
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saldo 13/2005
31.08.2005
Mirjam Fonti, Jeannette Büchel
Schnell und gründlich sorgen sie für Sauberkeit. Das verspricht zumindest die Werbung für die Einwegputztücher. Die Hersteller tränken sie mit Reinigungsmitteln und nennen sie gut neudeutsch «Wet Wipes».
Kein Feuchttuch schaffte das Öl-Russ-Gemisch
Der gute alte Putzlappen scheint gegen sie nicht mehr anzukommen. Doch die Ergebnisse eines von saldo in Auftrag gegebenen Tests besagen das Gegenteil: Nur eines von acht Tüchern hat im Test gut abgeschnitten, f...
Schnell und gründlich sorgen sie für Sauberkeit. Das verspricht zumindest die Werbung für die Einwegputztücher. Die Hersteller tränken sie mit Reinigungsmitteln und nennen sie gut neudeutsch «Wet Wipes».
Kein Feuchttuch schaffte das Öl-Russ-Gemisch
Der gute alte Putzlappen scheint gegen sie nicht mehr anzukommen. Doch die Ergebnisse eines von saldo in Auftrag gegebenen Tests besagen das Gegenteil: Nur eines von acht Tüchern hat im Test gut abgeschnitten, fünf erreichten knapp ein «genügend», zwei sogar nur ein «mangelhaft». Denselben Tests stellte sich der gewöhnliche Putzlappen, mit Hilfe von Allzweckreiniger. Und siehe da: Er vermochte mit den jungen Konkurrenten locker mitzuhalten. Nur Testsieger Meister Proper erreichte eine bessere Gesamtnote.
Ganz überzeugen konnte keines der Putztücher, selbst der Testsieger erhielt in einem Punkt nur eine schlechte bis mangelhafte Note. Das Öl-Russ-Gemisch bewältigte er nicht. Das schaffte auch kein anderes der Einwegputztücher. Eine gute Leistung zeigte hier einzig der gewöhnliche Lappen - er erhielt ein «sehr gut».
Besser zurecht kamen die Feuchttücher mit den Verschmutzungen durch Rindertalg, Schuhabsatzstreifen und Kalk. Fast jedes Tuch offenbarte aber irgendwo Schwächen. So wurde das Hopi Allzwecktuch von Migros mit Rindertalg gut fertig, bei Schuhabsatzstreifen und Kalkseife musste es jedoch passen. Die Potz Küchenreinigungstücher von Migros wiederum entfernten wirkungsvoll die Schuh-absatzstreifen, andere Verschmutzungen bekamen sie nicht in den Griff. Migros-Sprecher Urs-Peter Naef begründet die Unterschiede damit, dass die Tücher gemäss Beschriftung auf bestimmte Verschmutzungen, etwa durch Fett oder Kalk, ausgerichtet seien. Folge: Sie könnten «den Schmutz an anderen Problemstellen nicht mit maximaler Schmutzlösekraft beseitigen».
Manche Einwegputztücher entfernen sogar mehr, als sie sollten. Laut Testergebnis verursachten sie auf der Acrylglasplatte Kratzer. Besonders stark fielen diese aus, nachdem die feuchten Tücher Scotch-Brite von 3M sowie Potz Küchenreinigungstücher von Migros darübergewischt hatten. Migros-Sprecher Naef verweist hier auf die Gebrauchsanweisung, die betont, dass das Produkt nicht für poröse Oberflächen geeignet ist. Viele Produkte hinterliessen auch noch andere Spuren: Gleich bei fünf Tüchern stellten die Tester nach der Anwendung starke bis sehr starke Putzmittelrückstände fest. Zu überzeugen vermochten lediglich Testsieger Meister Proper sowie der gewöhnliche Putzlappen.
Scotch-Brite: «Vor allem für fettige Küchenoberflächen»
Die feuchten Tücher von Scotch-Brite landeten mit der Note «mangelhaft» auf dem letzten Platz. Sie erreichten bei keinem einzigen Kriterium eine gute Note. Gabi Schmid vom Hersteller 3M erklärt das schwache Abschneiden damit, dass die Scotch-Brite Feuchte Tücher fettlösend keine Allzwecktücher seien. «Sie sind vor allem für fettige Küchenoberflächen gedacht. Die übrigen Tests sind auf Allzweckanwendungen ausgerichtet, die ausserhalb des Anwendungsbereichs der Tücher liegen.» Überdies würde dieses Produkt, so Schmid, schon jetzt nicht mehr hergestellt und bald auch nicht mehr verkauft.
Für den Putzmann oder die Putzfrau ist der gewöhnliche Wischlappen zusammen mit etwas Allzweckreiniger die billigste Lösung. Schliesslich lässt er sich ohne weiteres mehrere Male verwenden und sogar in der Maschine waschen. Verwendet man das 53 Rappen teure Universaltuch der Migros 20 Mal, kostet jeder Einsatz gerade mal 2,6 Rappen plus Reinigungsmittel. Jede dieser Putzaktionen kommt einen dann nur halb so teuer zu stehen wie die mit einem Feuchttuch des billigsten Herstellers. Verglichen mit dem teuersten Tuch, zahlt man sogar nur ein Zehntel. Zudem kann man auch das Reinigungsmittel selber dosieren.
Laut Mirella Wepf von WWF Schweiz ist es in vielen Fällen ohnehin nicht nötig, Putzmittel zu verwenden: «Ein Mikrofasertuch erfüllt seinen Zweck meistens auch so. Aus ökologischer Sicht ist das die beste Wahl.»
So wurde getestet
Durchgeführt wurde der Test von einem renommierten Testinstitut in Deutschland. Die Tester prüften acht feuchte Putztücher und ein mit Allzweckreiniger getränktes Universaltuch. Zuerst untersuchten sie, wie gut die Tücher ein Öl-Russ-Gemisch von weisser PVC-Folie entfernen. Dazu nahmen sie mittels eines Farbmessgeräts eine Helligkeitsmessung vor.
Die Tücher mussten zudem eine mit Rindertalg beschmutzte Arbeitsplatte reinigen, dann Kalkseife von schwarzen Bodenfliesen und Schuhabsatzstreifen von beschichtetem PVC-Boden. Sieben Tester nahmen die Proben unter die Lupe und vergaben ihre Noten. Sie analysierten auch, ob die Tücher auf Acrylglasplatten Materialschäden verursachten und ob auf der Oberfläche Reinigungsmittel zurückblieb.