Es roch im Labor wie in einer Parfümfabrik: 12 Repair-Shampoos schäumten auf insgesamt 60 geschädigten Haarsträhnen. Im Auftrag von saldo prüften die Laborexperten die Wirksamkeit von Repair-Shampoos und suchten nach problematischen Stoffen. Resultat: Immerhin einige Shampoos können Haarbruch verringern.
Die beste Wirksamkeit im Labor zeigte das «Ultimate Repair Aufbau-Shampoo» von Gliss. Nach der Anwendung brachen beim Kämmen nur 1,6 Prozent der strapazierten Haarsträhnen. Zum Vergleich: Bei nur mit Wasser gewaschenen Strähnen betrug der Haarbruch 9,8 Prozent.
Gut bis sehr gut schützten auch die Shampoos von Syoss und Sante. Dagegen sind die Produkte Coop Naturaline, Pantene Pro-V und Ombia von Aldi ihr Geld nicht wert: Mit ihnen brach fast gleich viel Haar wie nach der Wäsche mit Wasser.
Für brüchiges Haar schlechter als Leitungswasser
Die beiden teuersten Produkte im Test stammen von den Schweizer Herstellern Rausch und Weleda. Sie waren für brüchiges Haar schlechter als reines Leitungswasser: Mit dem Repair-Shampoo von Rausch brachen im Labor 11,1 Prozent der Strähnen, mit dem Weleda-Aufbau-Shampoo sogar 12,4 Prozent.
Die meisten Hersteller parfümieren ihre Shampoos grosszügig: 10 von 12 Produkten enthielten allergene Duftstoffe. Für Konsumentinnen und Konsumenten ist das gefährlich. Denn je öfter sie mit den Stoffen in Kontakt kommen, desto eher entsteht eine Allergie. Zudem fliessen Shampoos von der Kopfhaut in der Regel auch grossflächig über den Körper.
Die Moleküle können aber auch über die Atmung in den Blutkreislauf gelangen und sich so im Körper verteilen. Das kann gemäss dem Deutschen Allergie- und Asthmabund «die Atemwege reizen und Asthmaanfälle auslösen».
Wer kein Risiko eingehen möchte, nimmt das Repair-Shampoo von Nivea. Es war frei von deklarationspflichtigen Duftstoffen und schnitt in der Haarbruchprüfung gut ab. Bereits den zweiten Negativrekord im Test erzielten dagegen die Shampoos von Rausch und Weleda. Sie enthielten vier Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial. Das nach Orangen riechende Linalool und das nach Maiglöckchen duftende Limonen wirken allergen. Und Geraniol und Cumarin lösten in Versuchen oft Allergien aus. Geraniol riecht nach Rosen, Cumarin nach Zimt.
Mit Shampoos gelangen täglich grosse Mengen schädliche Stoffe in die Umwelt. Manche bauen sich laut der Datenbank der Europäischen Chemikalienagentur nur langsam in der Umwelt ab.
Die Testprodukte enthielten insgesamt acht solche Substanzen. Selbst moderne Kläranlagen können diese gemäss einer Studie des deutschen Umweltbundesamts nicht komplett herausfiltern. Es rät deshalb, vor allem duftstofffreie oder zumindest duftstoffarme Kosmetika zu kaufen.
Die grösste Menge umweltbelastender Stoffe enthielt das Rausch-Shampoo. Trotzdem schreibt der Familienbetrieb aus Kreuzlingen TG auf seiner Website: «Umweltverträglichkeit ist eine Selbstverständlichkeit für uns.»
Heikle Duftstoffe gelangen durch die Haut in den Körper
Auch das Repair-Shampoo von Pantene Pro-V enthielt viele umweltschädliche Stoffe – und als einziges Produkt im Test die polyzyklischen Moschusverbindungen Galaxolid und Cashmeran. Dank diesen künstlichen Bestandteilen von Parfüms haften Düfte länger auf der Haut. Die heiklen Verbindungen gelangen jedoch durch die Haut und die Atmung ins Blut und können sich im Körper anreichern. Nach Gebrauch gelangen sie übers Abwasser in die Umwelt und gefährden Wasserlebewesen.
Pantene-Hersteller Procter & Gamble erklärt, nur Inhaltsstoffe mit «nachgewiesenem Sicherheitsprofil» zu verwenden. Laut Rausch ist das geprüfte Repair-Shampoo inzwischen ohne allergene Duftstoffe erhältlich. Der Betrieb verspricht, «mittelfristig auf allergene Duftstoffe zu verzichten, da Allergien weltweit zunehmen». Sante führt die Duftstoffe auf das «natürliche Parfüm-Öl» zurück, Weleda auf «natürliche ätherische Öle und Pflanzenextrakte».
So hat saldo getestet
Das Labor SGS Institut Fresenius GmbH in Taunusstein (D) prüfte, wie viel Haar nach der Anwendung von RepairShampoos brach. Das Labor Wirts und Partner in Hannover (D) suchte nach heiklen Inhaltsstoffen.
- Die Experten schädigten ein Gramm schwere und elf Zentimeter lange Haarsträhnen durch doppeltes Blondieren. Nach 48 Stunden wuschen sie zweimal hintereinander je fünf Haarsträhnen mit dem jeweiligen Shampoo. Dazu liessen die Fachleute die Produkte eine Minute lang aufschäumen und wuschen sie nach einer Minute Ruhezeit wieder aus. Danach kämmte eine spezielles Kämmkraftgerät die behandelten, inzwischen getrockneten Strähnen je 20 000 Mal. Mit dem Gewicht der dabei abgebrochenen Haarsträhne ermittelte das Labor den Haarbruch. Zum Vergleich unterzog es fünf ebenfalls blondierte, aber nur mit Wasser gewaschene Strähnen der gleichen Prozedur.
- Allergene Duftstoffe können Kontaktekzeme, Bläschen und offene Wunden verursachen. 26 solche Substanzen sind bei Shampoos deklarationspflichtig, wenn sie die Menge von 100 Milligramm pro Kilo übersteigen. Mehrere dieser Duftstoffe belasten laut dem deutschen Umweltbundesamt auch die Umwelt.
- Polyzyklische Moschusverbindungen gelten als gesundheitlich problematisch. Diese heiklen Bestandteile von Parfüms wurden bereits in verschiedenen Gewässern sowie in Muttermilch, Fettgewebe und Blut nachgewiesen.