Nur ein Helm dämpft die Stösse gut ab
Kinder sollten nicht ohne Skihelm auf die Piste. Ein saldo-Test zeigt, welche Modelle den besten Schutz bieten.
Inhalt
saldo 1/2006
18.01.2006
Mirjam Fonti
Jedes Jahr verletzen sich in der Schweiz beim Skifahren und Snowboarden über 70 000 Wintersportler. Rund 40 Prozent der Verletzungen gehen auf das Konto von Kindern und jungen Erwachsenen unter 20 Jahren. Dies zeigt die Statistik des Bundesamts für Unfallverhütung (BFU). Deshalb ist es gerade für jüngere Skisportler nötig, sich richtig zu schützen. Doch gemäss dem BFU tragen über die Hälfte aller Snowboarder und rund ein Drittel aller Skifahrer unter 17 Jahren keinen Schutzhelm.
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Jedes Jahr verletzen sich in der Schweiz beim Skifahren und Snowboarden über 70 000 Wintersportler. Rund 40 Prozent der Verletzungen gehen auf das Konto von Kindern und jungen Erwachsenen unter 20 Jahren. Dies zeigt die Statistik des Bundesamts für Unfallverhütung (BFU). Deshalb ist es gerade für jüngere Skisportler nötig, sich richtig zu schützen. Doch gemäss dem BFU tragen über die Hälfte aller Snowboarder und rund ein Drittel aller Skifahrer unter 17 Jahren keinen Schutzhelm.
Eine Nachlässigkeit, die tragische Folgen haben kann. Rund 15 Prozent der Verletzungen im Schneesport betreffen den Kopf- und Halsbereich. Laut Monique Walter vom BFU sind diese Verletzungen oft besonders gravierend, weil sie bleibende Schäden hinterlassen können. Monique Walter schätzt, dass durch das Tragen eines Helms 75 Prozent dieser Verletzungen vermieden werden oder zumindest weniger schwerwiegend ausfallen könnten.
Doch welchen Helm sollen Eltern für ihren Schützling wählen? Wichtig ist, dass der Skihelm der EN-Norm 1077 entspricht. Auf dem Markt findet man immer wieder Helme, die nur den Vorschriften für Velo- oder Skateboardhelme genügen. Diese erfüllen lediglich die Norm EN 1078 und dürfen nicht als Skihelme bezeichnet werden, wohl aber als Schneesporthelm. Das stiftet Verwirrung.
Salomon Mach 2 JR: Gutes Resultat bei der Stossdämpfung
Doch auch bei den genormten Skihelmen gibt es Unterschiede. Dies belegen die von saldo in Zusammenarbeit mit dem Verein für Konsumenteninformation durchgeführten Tests. Sieben Helme für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren wurden diversen Untersuchungen unterzogen. Sehr gut hat dabei kein Helm abgeschnitten. Enttäuschend waren insbesondere die Resultate der Prüfung «Stossdämpfung», die für einen Helm das wichtigste Kriterium darstellt. Nur gerade ein Modell, Mach 2 JR von Salomon, erreichte ein «gut» (siehe Tabelle). Alle anderen kamen lediglich auf ein «genügend». Dass es keine sehr guten Noten gab, liegt auch daran, dass die Technik an ihre Grenzen stösst. Ob und wie gut ein Helm einen Aufprall auffängt, hängt von der Dicke der Styroporschicht unter der Hartschale ab. Diese darf aber nicht zu dick sein, sonst würde der Helm zu voluminös.
Erfreulich ist hingegen, dass alle Helme beim Kriterium «Durchdringungsfestigkeit» ein «sehr gut» erreichten. Dieser Test simuliert den Aufprall eines Helmes auf eine Ski- oder Skistockspitze.
Ungenügende Noten gab es bei der technischen Prüfung nur für ein Modell, den Twister von Alpina. Bei der Scheuerprüfung des Innenfutters ist dieser Helm total durchgefallen. Auch bei der Verarbeitung bekam er nur ein «ungenügend». Bemängelt haben die Tester, dass sich die Verklebung der flexiblen Ohrenabdeckungen mit der Helmschale schon nach kurzem Gebrauch löste. Ausserdem hielten sie die Befestigung der Skibrillenhalterung für problematisch.
Hersteller Alpina kann sich das schlechte Abschneiden in der Scheuerprüfung nicht erklären: «Unser Produktionspartner hat das Innenfutter vor dem Einsatz getestet. Das verwendete Material schnitt dabei am besten ab. Zudem hat der Twister im Rahmen der Tests nach der EN-Norm 1077 auch die Scheuerprüfung bestanden», erklärt Alpina-Sprecherin Regula Meier. Die Probleme bei der Verarbeitung der flexiblen Ohrenabdeckung und der Skibrillenhalterung seien aber bekannt und bereits behoben.
Bei der praktischen Prüfung zeigte sich, dass die Passform eines Helmes oft Probleme schafft. Nur die Modelle von Briko und Carrera vermochten hier zu überzeugen. Die Tester bemängelten etwa beim Shadow Youth von Scott, dass der Helm seitlich stark drücke.
Auch bei der Belüftung gab es zweimal ein «ungenügend». So bemerkten die jugendlichen Skifahrer zum Modell Nerve Jr. 2.5 von Carrera: «Keine Belüftungsöffnungen, man schwitzt sehr leicht.»
Sicherer Sitz: Helme sollten nicht zu gross gekauft werden
Nicht jeder Helm passt auf jeden Kopf. Deshalb sollte man vor dem Kauf verschiedene Helme ausprobieren. Der Test zeigt etwa, dass sich nicht alle gleich gut für langes Haar eignen. Brillenträger sollten bei der Anprobe ihre Brille aufbehalten, um spätere Druckstellen zu vermeiden. Die richtige Grösse ist dann gefunden, wenn der unbefestigte Helm bei ruckartigen Seitwärtsbewegungen des Kopfes nicht verrutscht. Man sollte Kindern keinen zu grossen Helm kaufen - ihre Kopfgrösse ändert sich nicht so schnell. Im Rahmen der Kampagne «Enjoy sport - protect yourself» des BFU (www. enjoysport.ch/d/index.html) können kleine und grosse Schneesportler Helme gratis zwei Stunden lang auf der Piste testen.
So wurden die Kinder-Skihelme getestet
Der Verein für Konsumenteninformation in Wien hat Skihelme für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren einer technischen Prüfung sowie einem Praxistest unterzogen. Die technische Prüfung erfolgte nach der EN-Norm 1077. Beim Kriterium «Stossdämpfung» wurde ein 5 Kilogramm schweres Gewicht aus 1,5 Metern Höhe auf den Helm fallen gelassen. Helme, die hier versagten, wurden bei der Benotung abgewertet. Weiter beurteilten die Tester auch die Durchdringungsfestigkeit, das Haltesystem, das Sichtfeld und die Geräuschwahrnehmung. Auch die Verarbeitung von Schale, Innenmaterial, Nähten und Riemenbefestigung wurde unter die Lupe genommen.
Die praktische Prüfung führten zehn Jugendliche im Alter von 10 bis 12 Jahren durch, die als geübte Skifahrer mit der Handhabung eines Skihelms vertraut sind. Sie verteilten dabei Noten von 1 bis 5.
Fünf Testpersonen bewerteten zudem die Bedienungsanleitungen.