Kompliziert und unübersichtlich
Die Preise für DVD-Rekorder fallen rasant - doch das geht nicht auf Kosten der Qualität. Auch günstige Geräte überzeugen im Test bei Bild und Ton.
Inhalt
saldo 18/2004
10.11.2004
Jeannette Büchel
DVD-Rekorder machen den guten alten VHS-Video-Rekordern den Platz im Wohnzimmer streitig. Als 2002 die ersten digitalen Rekorder auf den Markt kamen, wurden in der Schweiz jährlich 10 500 Geräte abgesetzt; in diesem Jahr rechnet die Branche mit weit über 100 000 verkauften Apparaten. Angesichts der rapide fallenden Preise dürfte dieses Ziel realistisch sein - die günstigsten Rekorder sind bereits für weniger als 200 Franken zu haben.
saldo wollte wissen, wie es um die Qualit...
DVD-Rekorder machen den guten alten VHS-Video-Rekordern den Platz im Wohnzimmer streitig. Als 2002 die ersten digitalen Rekorder auf den Markt kamen, wurden in der Schweiz jährlich 10 500 Geräte abgesetzt; in diesem Jahr rechnet die Branche mit weit über 100 000 verkauften Apparaten. Angesichts der rapide fallenden Preise dürfte dieses Ziel realistisch sein - die günstigsten Rekorder sind bereits für weniger als 200 Franken zu haben.
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität der Geräte bestellt ist, und liess acht Modelle ohne Festplatte mit Preisen zwischen 199 und 648 Franken im Labor Müller-BBM in Planegg bei München (D) testen. Geprüft wurden Bild- und Tonqualität, Handhabung sowie Fehlerkorrektur und Stromverbrauch.
Das erfreuliche Ergebnis: Praktisch alle Geräte können mit einer guten Bild- und Tonqualität aufwarten. Einzig das mit 199 Franken günstigste Modell im Test, Hyundai DVR-900 A, lieferte schlechte Bilder und erhielt dafür das Gesamturteil «mangelhaft». Gleichwohl ist der Preis kein Qualitätskriterium: Gute Geräte, die in allen Prüfpunkten überzeugten, sind schon für unter 400 Franken erhältlich.
Wichtigstes Teilkriterium war die Bildqualität. In einem Sehtest beurteilten drei erfahrene Versuchspersonen den Gesamteindruck des Bildes - Videomessungen ergänzten diesen Prüfpunkt. Die Bildqualität der DVD-Rekorder ist teilweise von der Einstellung abhängig, denn die Geräte verfügen über verschiedene Aufnahmemodi. Grundsätzlich gilt: Je niedriger die Qualität, desto länger ist die mögliche Aufnahmezeit.
Im Modus mit der höchsten Aufzeichnungsqualität lässt sich eine Stunde lang aufnehmen; in Standardqualität können zwei Stunden Film auf einem Rohling gespeichert werden, und in der Langspielqualität passen gar vier Stunden auf eine DVD. Alle getesteten Geräte verfügen über diese drei Aufzeichnungsvarianten.
Hyundai DVR-900 A: Schlechtes Bild auch bei hoher Auflösung
Mit Ausnahme des LG DR 4810 bieten alle Modelle zusätzlich eine Sechs-Stunden-Variante an - und bei Daewoo, Hyundai, Philips sowie Sony gibt es auch noch einen Drei-Stunden-Modus. Ab vier Stunden Aufnahmedauer ist die Bildqualität etwa mit jener von VHS-Geräten vergleichbar.
Im Test zeigte sich, dass im höchsten Aufzeichnungsmodus alle Geräte gute Noten erreichen. Mit Ausnahme von Hyundai: Sein Bild war so stark gepixelt, dass die Tester die Note «schlecht» verteilten. Baba Barozzi von Hyundai Schweiz: «Schwachpunkt ist der Tuner. Wir haben die Rekorder mit neuen Bauteilen und neuer Software versehen. Unzufriedenen Kunden offerieren wir ein kostenloses Update.»
Einen Schönheitsfehler haben die digitalen Rekorder: Wer einen Spielfilm von zweieinhalb Stunden Länge aufnehmen will, stösst bei manchem Gerät an die Grenzen. Nach zwei Stunden Aufnahmedauer geht es mit der Bildqualität bergab, weil die Speicherkapazität der Datenträger auf 4,7 Gigabyte begrenzt ist.
Um längere Filme aufzuzeichnen, werden weniger Daten gespeichert - auf Kosten der Bildqualität. Nur Sony und JVC schafften es dank des Drei-Stunden-Aufnahmemodus, einen zweieinhalbstündigen Film in guter Qualität aufzuzeichnen. Mühe hatten hingegen Hyundai, Toshiba und LG - sie erhielten in diesem Punkt die Note «mangelhaft».
Daewoo und Philips: Leichte Schwächen bei der Tonqualität
DVD-Rekorder lassen sich auch als DVD-Player benützen. Mit dem Abspielen einer vorbespielten, kommerziellen DVD hat denn auch keines der getesteten Geräte Schwierigkeiten: Es gab praktisch nur gute und sehr gute Noten. Sogar der letztplatzierte Hyundai lieferte beim Abspielen einwandfreie Bilder.
Die Klangqualität der Geräte wurde in einem Praxis- und Labortest ermittelt. Drei Testpersonen beurteilten die Tonqualität der Geräte anhand von zwei Musikstücken: einem Klavierspiel und einem Popsong. Beim Daewoo- und beim Philips-Gerät kam es beim Klavierstück zu deutlich wahrnehmbaren digitalen Störungen - beim Popsong erzielten alle Geräte ein gutes Ergebnis. Auch die umfangreichen Audio-Messungen stellten allen Geräten ein gutes Zeugnis in Sachen Tonqualität aus.
Die Handhabung einer DVD ist komfortabler als jene einer VHS-Videokassette - es gibt kein lästiges Zurückspulen mehr; je nach Modell können zudem Kapitel angelegt werden, was später die Navigation erleichtert. Einfacher zu bedienen sind die DVD-Rekorder deswegen nicht, wie die Tester beim Kriterium «Handhabung» feststellen mussten. Sie beurteilten unter anderem Bedienungsanleitung, Grundeinstellung, Fernbedienung, Timerbetrieb und Bildschirmmenü.
Mit Abstand am schlechtesten schnitt auch hier Hyundai ab. Die Tester kritisierten vor allem das schlecht sortierte Menü sowie den unkomfortabel einzustellenden Timer.
Fernbedienung: Alle Geräte mit schlechten Noten
Angesichts der zahlreichen Funktionen, welche die DVD-Rekorder anbieten, ist der Griff zur Bedienungsanleitung unumgänglich - doch nicht alle Beschreibungen sind klar und verständlich. Einzig die Anleitungen von Panasonic, Sony und Toshiba beurteilten die Tester als gut. Bei den anderen Geräten wurden oft die schlechten Abbildungen und die Unübersichtlichkeit bemängelt.
Mühe bereitete teilweise auch die Grundeinstellung (Setup) der Geräte. «Durch extrem viele Funktionen für Laien sehr unübersichtlich und kompliziert - wirkt abschreckend», notierten die Prüfer etwa beim Toshiba-Gerät. Lob gab es hingegen für Panasonic, LG und JVC. In Sachen Fernbedienung erhielt keines der Geräte eine gute Note. Kleine Tasten, schlechte Anordnung und Unübersichtlichkeit waren hier die Kritikpunkte.
Nicht unwichtig ist das Kriterium «Fehlerkorrektur» für all jene, die sich oft gespielte DVDs aus der Videothek ausleihen. Hier prüften die Tester, wie gut die Geräte in der Lage sind, eine verkratzte, verschmutzte oder beschädigte DVD abzuspielen. Am tolerantesten war das LG-Gerät, die schlechteste Fehlerkorrektur hatten Hyundai, Daewoo und Sony.
Stand-by-Betrieb: JVC braucht am meisten Strom
Grosse Unterschiede gibt es beim Energieverbrauch: Am meisten Strom im Stand-by-Betrieb frisst das JVC-Gerät - ohne Energiesparmodus verbraucht es über viermal mehr Strom als der Philips-Rekorder. Auf zehn Jahre hochgerechnet, belaufen sich die Stromkosten für das JVC-Modell allein im Stand-by-Modus auf über 320 Franken. Wer hingegen ein Philips-Gerät besitzt, muss in der gleichen Zeit nur 60 Franken für Strom ausgeben.
Neugerät oder Occasion?
Beim Auspacken der DVD-Rekorder stellten die Tester fest, dass das Modell LG DR 4810 - eingekauft bei Eschenmoser in Zürich - bereits in Gebrauch gewesen war: In der Bedienungsanleitung hatte jemand Notizen und Markierungen angebracht. Im Labor zeigte sich überdies, dass auch die Grundeinstellung des Geräts verändert worden war.
saldo wollte natürlich vom Discounter wissen, weshalb ein gebrauchtes Gerät als neu verkauft wurde. Geschäftsleiter Christoph Rohland: «Dieses Modell macht uns Probleme. Häufig müssen wir nach einer Eingangskontrolle Geräte zur Reparatur an den Lieferanten zurückschicken. Der von Ihnen gekaufte Apparat war aber nie bei einem Endkunden.»
Ist also der LG DR 4810 ein reparaturanfälliges Gerät? Seltsam, dass davon weder Migros noch Fust etwas wissen. Migros schreibt sogar, das Gerät habe eine Reparaturrate von nur 2,1 Prozent, was eher selten sei. Und auch Fust hat mit diesem Modell keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Der Verdacht liegt also nahe, dass saldo ein Occasionsgerät zum Neupreis erstanden hat.
Die Systeme
- DVD-Player: Mit diesen Geräten lassen sich nur Disks abspielen - Fernsehsendungen können nicht aufgezeichnet werden.
- DVD-Rekorder: Mit solchen Apparaten lassen sich auch Fernsehprogramme auf eine Disk speichern.
- DVD-Rekorder mit Festplatte: Die Festplatte dient als Zwischenspeicher. Die Geräte bieten nicht nur eine längere Aufnahmedauer, auch «zeitversetztes» Sehen ist möglich: Während das Ende der Sendung noch aufgezeichnet wird, kann der Anfang bereits abgespielt werden.
Wer einen Film ohne lästige Werbung auf DVD archivieren will, kann die Werbeblöcke löschen - das funktioniert bei den meisten DVD-Rekordern, ob mit oder ohne Festplatte.
Die Datenträger
Auf einer beschreibbaren Disk für den DVD-Rekorder lassen sich 4,7 Gigabyte Daten speichern. Bei normalem Aufzeichnungsmodus reicht das für zwei Stunden Aufnahme. Derzeit üblich sind folgende Formate:
- -R, +R: Auf diese Disks kann nur einmal aufgezeichnet werden. Falls bei der Aufnahme etwas schief geht, ist der verwendete Platz verloren.
- -RW, +RW, -RAM: Auf diesen Disks kann die Aufzeichnung gelöscht und der Platz für weitere Aufnahmen genutzt werden.
Im Test zeigte sich, dass alle acht Rekorder vorbespielte Disks der Formate -R, +R, -RW und +RW wiedergeben konnten. Das Format -RAM konnte nur auf JVC, Panasonic und Toshiba abgespielt werden.
Alle geprüften Geräte können zudem Musik-CDs abspielen. Ausser auf den Sony- und Toshiba-Modellen liessen sich auch auf allen Rekordern CD-ROMs mit MP3-Dateien abspielen.
Weitere Infos: www.dvd-forum.ch