Für einen einzigen Esslöffel Honig fliegen Bienen etwa 1600 Mal aus und besuchen rund 80 000 Blüten. Sie saugen den Nektar in ihre Mägen und liefern ihn im Bienenstock ab. Spritzen Bauern Pestizide, tragen die Tiere die Gifte zu ihrem Stock – und es kommt zu Rückständen im Honig. Das schlägt sich auch im Test des Gesundheitstipp nieder: Fast jeder zweite geprüfte Honig enthielt Rückstande von Pestiziden. Für den Test untersuchte ein Labor 14 Honige auf Pestizide.
Zudem ermittelte es, wie viel Wasser die Produkte enthalten und ob die Bienen für ihren Honig auch Nektar von Giftpflanzen verarbeiteten. Die Produkte kosteten zwischen 70 Rappen und Fr. 4.20 pro 100 Gramm. Die Honig-Produkte von Aldi, Denner, Lidl und Langnese enthielten den Unkrautvernichter Glyphosat. Die Weltgesundheitsorganisation und die Internationale Agentur für Krebsforschung stufen den Unkrautvernichter als «möglicherweise krebserregend» für Menschen ein.
Laut den Forschern kann Glyphosat auch das Erbgut schädigen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit beurteilt das Gift weniger kritisch. Vor kurzem liess die EU Glyphosat für weitere zehn Jahre zu. In der Schweiz darf ein Kilo Honig nicht mehr als 0,05 Milligramm (mg) Glyphosat enthalten. Der Grandessa-Honig von Aldi enthielt fast 0,04 mg, kam dem Höchstwert also nahe.
Insektengift in Produkten von Coop und Migros
In den teuren Premiumlinien Migros Sélection und Coop Fine Food fand das Labor Abbauprodukte von Amitraz. Das Gift soll Varroamilben bekämpfen, die sich in den Brutzellen der Honigbienen vermehren. Laut der Forschungsanstalt Agroscope töten die Parasiten befallene Bienenvölker in ein bis drei Jahren.
In der Schweiz ist der Einsatz von Amitraz verboten. Grund: Der Stoff schädigt das menschliche Nervensystem und ist für Wasserlebewesen auf lange Zeit giftig. Letzteres gilt auch für die Abbauprodukte. Die Honig-Produkte von Migros Sélection und Coop Fine Food stammen aus Spanien, wo Amitraz zur Behandlung von Bienen zugelassen ist. Der M-Budget-Blütenhonig der Migros enthielt grosse Mengen Pyrrolizidinalkaloide. Diese Gifte werden von verschiedenen Pflanzen gebildet.
Wer davon regelmässig kleine Mengen konsumiert, kann laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit an Krebs erkranken. Die regelmässige Einnahme in höherer Dosis führt laut der Agentur zu Leberschäden.
Gemäss dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung sollten Konsumenten nicht mehr als 0,007 Mikrogramm Pyrrolizidinalkaloide pro Kilo Körpergewicht und Tag zu sich nehmen. Bei einem 6-jährigen Kind mit einem Gewicht von 20 Kilo sind das 1,4 Mikrogramm Pflanzengift pro Tag. Ein einziger Esslöffel M-Budget-Honig enthält bereits zwei Drittel der empfohlenen Höchstmenge. Die Migros schreibt dazu dem Gesundheitstipp: «Für Pyrrolizidinalkaloide gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte.»
Bio und Demeter sind die sichere Wahl
Der Test zeigt: Wer Honig ohne Pestizide sucht, sollte Bio- oder Demeter-Produkte wählen. Die Produkte von Coop Naturaplan, Migros Bio und Alnatura enthielten keine Gifte, ebenso wenig der Testsieger «Demeter Frühlingsblüten Honig» des deutschen Imkermeisters Günter Friedmann. Der Demeter-Honig enthielt zudem am wenigsten Wasser im Vergleich.
Ein geringer Wasseranteil bedeutet, dass man den Honig reif erntete – zu einem Zeitpunkt, als die Bienen den Honig genügend getrocknet und die Wabenzellen mit Wachsdeckeln verschlossen hatten. Je trockener ein Honig ist, umso besser ist er konserviert. Enthält er viel Wasser, kann er gären und ungeniessbar werden.
In der Schweiz darf Honig bis zu 20 Prozent Wasser enthalten. Laut dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sollte er aber möglichst unter 16,5 Prozent Wasser aufweisen, damit er nicht gärt. Der Testsieger enthielt nicht einmal 15 Prozent Wasser – beim Berghonig von Coop Pro Montagna waren es 17,5 Prozent.
Strenge Vorgaben für Bio- und Demeter-Honig
Imker, die Bio- oder DemeterHonig produzieren, müssen ihre Standorte so wählen, dass die Bienen möglichst viele Bio-Pflanzen anfliegen können. Die Fläche im Umkreis von 3 Kilometern muss mindestens zu 50 Prozent aus Bio-Flächen oder Wildpflanzen bestehen. Das entspricht etwa dem Flugradius der Bienen. Zudem müssen Bio-Imker ihre Bienen naturnah halten. Sie dürfen etwa Bienenköniginnen nicht flugunfähig machen, indem sie ihnen die Flügel kürzen. Konventionelle Imkereien tun dies, damit die Königin nicht mit ihrem Schwarm davonfliegt. Versucht sie es dennoch, fällt sie zu Boden und stirbt.
In der Bio-Produktion sind auch keine chemischen Medikamente erlaubt. Die Bienenstöcke dürfen nicht aus Kunststoffen bestehen. Die für den Stockbau verwendeten Wachsplatten dürfen ebenfalls keine chemischen Bienenmedikamente enthalten. Bio- und Demeter-Imker müssen den Bienen für den Winter eigenen Honig als Nahrung lassen. Als Zufütterung ist nur Bio-Futter erlaubt, etwa eine Zuckerlösung. Bei Demeter müssen sich die Bienen vollständig von ihrem Honig ernähren können.