Gute Füllfederhalter für wenig Geld
Wer mit einer Tintenfeder schreiben möchte, muss kein Vermögen hinblättern. Einen brauchbaren Füller gibt es sogar schon für unter 5 Franken.
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- Hier können Sie die Gewichtung der Testkriterien selbst bestimmen
saldo 20/2010
06.12.2010
Letzte Aktualisierung:
07.12.2010
Gertrud Rall
Ein Füllfederhalter ist ein stilvolles, persönliches Geschenk. Das Schreiben mit Feder und Tinte hat einen ganz speziellen Charakter, und ein handgeschriebener Brief verrät viel über seinen Absender. Doch was taugen eigentlich Füller unterhalb des teuren Luxussegments?
saldo hat zehn Modelle unter 100 Franken ins Labor geschickt. Getestet wurden Schriftqualität, technische Funktion, Schreibhandhabung und Robustheit sowie die Qualität der Originalt...
Ein Füllfederhalter ist ein stilvolles, persönliches Geschenk. Das Schreiben mit Feder und Tinte hat einen ganz speziellen Charakter, und ein handgeschriebener Brief verrät viel über seinen Absender. Doch was taugen eigentlich Füller unterhalb des teuren Luxussegments?
saldo hat zehn Modelle unter 100 Franken ins Labor geschickt. Getestet wurden Schriftqualität, technische Funktion, Schreibhandhabung und Robustheit sowie die Qualität der Originaltinte (siehe unten «So wurde getestet»).
Der billigste Füller kostet Fr. 4.90 (Papeteria von Migros), der teuerste 95 Franken (Ambition von Faber Castell). Alle Modelle wurden mit blauer Patronentinte und Stahlfedern der Normbreite «M» getestet. Nur beim Füller von Coop war die Federbreite nicht genormt. Die Schreibgeräte sind in Papeterien, Warenhäusern und bei Grossverteilern erhältlich.
Das interessante Ergebnis: Obwohl die Preisspanne recht gross ist, schnitten neun von zehn Modellen mit «gut» ab. Einzig der zweitgünstigste Füllfederhalter Tools von Coop (Fr. 14.90) erhielt nur die Note «genügend».
Dies vor allem wegen der Schriftqualität und der Handhabung. Minuspunkte gab es bei den Kriterien Gesamtschriftbild, Tintenaustritt und Schriftstärke. Die Tester kritisierten ferner, dass sich der Stift nicht gut halten liess.
Die Finger rutschten auf dem Plastikgehäuse ab. Auch verursachte das Schreiben ein unangenehmes «schabendes und kratzendes» Geräusch. Und für einen kontinuierlichen Tintenaustritt musste der Füller zu fest aufs Papier gedrückt werden.
Waterman und Faber Castell: Bei der Hand-habung nur genügend
Da schnitt die Eigenmarke der Migros (Papeteria) – mit Fr. 4.90 der Preishit im Test – schon besser ab. Zwar fanden die Tester, dass auch dieser Billigstift beim Schreiben kratzt und die Finger rutschen. Positiv registriert wurde aber neben guten übrigen Testergebnissen, dass durch das transparente Gehäuse der Patronenfüllstand jederzeit erkennbar ist.
Dies bietet ansonsten nur der Testsieger AL-star graphit von Lamy (Fr. 41.50). Hier beanstandeten die Experten einzig die Stabilität des Clips sowie das Resultat im Falltest. Danach sass die Verschlussklappe lockerer als vorher.
Ein Füller muss gut in der Hand liegen. Das ist auch der Grund dafür, dass man einen Füllfederhalter am besten vor dem Kauf ausprobiert und – da sich die Feder an den Anwender anpasst – nach Möglichkeit nicht ausleiht. Auffällig ist, dass zwei der teureren Modelle (Faber Castell und Waterman) im Kriterium Handhabung nur ein «genügend» erhielten.
Die Prüfpersonen bemängelten bei beiden die fehlende Griffmulde und das unangenehme, anstrengende Schreiben. Der Test zeigt übrigens auch, dass das Gehäusematerial allein den Preisunterschied nicht ausmacht. Denn sowohl der Hémisphère von Waterman (Fr. 75.–) als auch der Jotter von Parker (Fr. 16.50) sind weitgehend aus Metall.
Tintenqualität: Bei allen Marken gut bis sehr gut
Alle Füllermodelle wurden mit den Original-Tintenpatronen der jeweiligen Hersteller getestet. Die meisten Tinten erwiesen sich im Qualitätstest als gut, die von Pelikan sogar als sehr gut. Wer lieber ganz klassisch mit Tinte aus dem Tintenfass schreibt, kann bei manchen Füllermodellen statt der Patronen auch einen sogenannten Konverter in den Kolben einsetzen und diesen selber mit Tinte auffüllen.
So bietet Parker zum Beispiel einen eigenen Konverter ab 8 Franken und Waterman einen ab 12 Franken an. Die Hersteller empfehlen zwar, markeneigene Tinten und eigenes Zubehör zu verwenden. Es gibt allerdings auch Universalkonverter, die zu vielen verschiedenen Modellen passen. Auch lassen sich in vielen Fällen durchaus herstellerfremde Füllerpatronen und Tinten verwenden, die zum Teil günstiger sind.
Feder wechseln: Bei Caran d’Ache ohne Werkzeug nicht möglich
Am meisten verbreitet ist die Federbreite «M». Aufgrund der runden Federspitze kann fast jede und jeder mit ihr schreiben. Bei einer kleinen Schrift empfiehlt sich eine feine «F»-Feder (feine Federbreite). Diese eignet sich auch (neben der extrafeinen «EF»-Feder) für Linkshänder.
Ob man die Feder im Bedarfsfall selber wechseln kann, hängt vom Modell ab. Bei den Füllern von Lamy, Waterman, Pelikan und Online lässt sich die Feder respektive der Federblock problemlos von Hand austauschen.
Dies soll laut Hersteller auch bei den Füllfederhaltern von Caran d’Ache ohne Werkzeug möglich sein. Das gelang dem Labor allerdings auch nach mehreren Versuchen bei keinem der beiden Testexemplare. Wer die Feder nicht selber wechseln kann, sollte sich damit an ein Fachgeschäft wenden.
Die Hersteller überarbeiten ihre Füllfedermodelle laufend. So will Waterman zum Beispiel Anfang 2011 ein neues Hémisphère-Modell herausbringen. Es soll im neuen Design und mittels neuer Fertigungstechniken produziert werden.
Dafür kostet es 90 statt 75 Franken. Ob der überarbeitete Füller tatsächlich besser ist als der alte, wird sich herausstellen. saldo wird ihn testen, sobald er auf dem Markt verfügbar ist.
Tipps: Funktionsweise und Pflege
Beim Schreiben mit einem Füllfederhalter entsteht ein leichter Druck auf die Federspitze. Dadurch werden die beiden Federschenkel auseinandergedrückt und es entsteht ein Schlitz. Die Tinte wird angezogen und an das Papier abgegeben. Gleichzeitig wird Luft ins Innere des Füllers gesogen, sodass kein Vakuum entsteht.
Damit dieser empfindliche Kreislauf funktioniert, müssen Tinten- leitung und Feder möglichst sauber sein. Daher sollte ein Patronenfüller regelmässig mit der Feder nach unten unter dem Wasserhahn durchgespült, mehrere Male durchgepustet und anschliessend gut getrocknet werden.
Beim Kolbenfüllhalter (Tinte im Kolben) oder Konverterfüllhalter wird zur Reinigung mehrmals kaltes Wasser aufgezogen und wieder abgegeben. Wichtig: Kein Abwaschmittel benutzen.
So wurde getestet
- Anlage: Das Labor PZT im deutschen Wilhelmshaven hat mit fünf Prüfpersonen und zwei Experten die zehn Füller auf Qualität und Handhabung getestet. Dabei wurden folgende Kriterien berücksichtigt:
- Schriftqualität: Fünf Probanden schrieben mit jedem Füller zweimal einen Probetext und bewerteten anschliessend die Schriftqualität. Gesamtschriftbild und kontinuierlicher Tintenaustritt wurden zusätzlich mit einer Laborlupe geprüft. Daneben wurde die Schriftstärke bewertet.
- Schreibhandhabung: Ein Füller muss gut in der Hand liegen. Die Probanden testeten die Griffigkeit und das Schreibgefühl der Modelle.
- Technische Prüfung: Am stärksten bewertet wurde das Austrocknen der Feder. Dabei wurden die Füllhalter ohne Verschlusskappe 3, 15 und 60 Stunden (also zirka die Dauer eines Wochenendes) auf einer Tischplatte liegen gelassen. Anschliessend wurde die Zeit ermittelt, nach der der Füller wieder schreibfähig ist.
Ebenfalls wurde die Anschreibzeit nach Patroneneinsatz, die Abrollsicherheit auf schrägen Tischplatten sowie die Stabilität des Clips ermittelt und bewertet. Beim Falltest mussten die verschlossenen Schreibgeräte zwölf Stürze aus einem Meter Höhe überstehen.
- Tintenqualität: Alle Füllfederhalter wurden mit der Originaltinte des jeweiligen Herstellers getestet. Am stärksten bewertet wurde hier, ob die Tinte verschmiert. Dabei wurde fünf und zehn Sekunden nach dem Schreiben mit einem Haushaltstuch über das Geschriebene gewischt.
Ausserdem prüfte das Labor die Lichtbeständigkeit (Farbintensität nach 48 Stunden unter UV-Licht), die Wasserlöslichkeit gleich nach dem Anschreiben sowie 24 Stunden nach dem Schreiben.