Die billigste Creme ist die beste
6 von 12 getesteten Handcremes sind empfehlenswert. Sie enthalten kaum bedenkliche Substanzen.
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saldo 1/2006
18.01.2006
Wasser, Kälte und Reinigungsmittel sind die ärgsten Feinde unserer Hände. Sie machen die Haut trocken, rau und rissig. Gerade in der kalten Jahreszeit brauchen die Hände besonders viel Pflege, um nicht auszutrocknen. Eine Handcreme versorgt sie mit genügend Feuchtigkeit. Regelmässig angewendet, bietet diese den besten Schutz gegen schädliche Umwelteinflüsse.
Handcremes bestehen aus einer Basis von Wasser, pflegenden Fetten und Ölen. Dazu mischen die Hersteller noch Inhalt...
Wasser, Kälte und Reinigungsmittel sind die ärgsten Feinde unserer Hände. Sie machen die Haut trocken, rau und rissig. Gerade in der kalten Jahreszeit brauchen die Hände besonders viel Pflege, um nicht auszutrocknen. Eine Handcreme versorgt sie mit genügend Feuchtigkeit. Regelmässig angewendet, bietet diese den besten Schutz gegen schädliche Umwelteinflüsse.
Handcremes bestehen aus einer Basis von Wasser, pflegenden Fetten und Ölen. Dazu mischen die Hersteller noch Inhaltsstoffe wie Kamille, Vitamine, Aloe Vera, Glycerin Parfüm, UV-Filter oder Konservierungsmittel. saldo wollte wissen, ob man seinen Händen mit einer Creme nur Gutes tut oder ob man mit ihr auch Stoffe auf die Haut bringt, die Gesundheit und Umwelt schaden können. Die Pflegeeigenschaften der Produkte sind im Test nicht berücksichtigt.
Die teuerste Creme im Test erhält das Urteil «mangelhaft»
Bei Grossverteilern, Apotheken und im Reformhaus kaufte saldo zwölf der beliebtesten Handcremes ein und liess sie in zwei spezialisierten Labors auf bedenkliche Inhaltsstoffe testen. Erfreuliches Fazit der Untersuchung: Die Hälfte der Cremes erhält das Gesamturteil «sehr gut» oder «gut». Drei Produkte hingegen schneiden mangelhaft ab.
Einmal mehr zeigt der Test, dass Qualität keine Frage des Preises ist. Testsieger ist die günstigste Handcreme: Prix Garantie von Coop. An zweitletzter Stelle der Rangliste steht die Tal-Hautcreme, das teuerste Produkt im Test. Die Preisdifferenz ist riesig: Das Produkt der Coop-Billiglinie kostet gerade mal 65 Rappen pro 50 Milliliter, die gleiche Menge der Handcreme von Tal hingegen Fr. 9.80 - also 15-mal mehr.
Dove, Garnier: Mit vielen Formaldehyd-Abspaltern belastet
9 der 12 Cremes enthalten abspaltbares Formaldehyd. Die Hersteller setzen diesen Stoff als Konservierungsmittel ein, damit die Produkte nicht verkeimen. Doch Formaldehyd kann Allergien auslösen und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Neutrogena und Kamill enthalten nur gerade Spuren von Formaldehyd-Abspaltern. Dikla, M-Budget, Atrix, Nivea und Tal enthalten weniger als 100 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg), deshalb werden sie im Gesamturteil nur um eine Note zurückgestuft. Zwei Cremes fallen besonders negativ auf: Jene von Dove enthält 177 mg/kg und die von Garnier gar 335 mg/kg an abspaltbarem Formaldehyd - was zu zwei Noten Abzug im Gesamturteil führt.
Sämtliche Cremes sind parfümiert. Doch einige der verwendeten Duftstoffe können problematisch sein. Deshalb müssen die Kosmetikhersteller in Zukunft 26 Duftstoffe, die Allergien auslösen können, auf der Packung deklarieren. saldo hat geprüft, welche Creme einen oder mehrere der 26 Duftstoffe mit allergenem Potenzial enthält.
Stark allergene Duftstoffe: In acht Produkten enthalten
Die Duftstoffe werden nach ihrem allergenen Potenzial in vier Klassen eingeteilt (siehe dazu auch Artikel auf Seite 26). Am heikelsten sind Duftstoffe der Kategorie A: Sie lösen sehr häufig schon in geringen Mengen eine Allergie aus. Nur eine Handcreme enthält einen Duftstoff aus dieser Kategorie: in der Tal-Hautcreme hat es 110 mg/kg Isoeugenol. Sieben Handcremes enthalten einen oder mehrere Duftstoffe der Kategorie B. Diese sind zwar weniger stark allergen, können aber für Duftstoffallergiker immer noch problematisch sein. saldo hat alle Cremes mit Duftstoffen der Kategorien A und B um eine Note abgewertet.
Dass es auch ohne die allergieauslösenden Duftstoffe geht, zeigt das Beispiel der Prix Garantie Handcream: Sie enthält als einzige keinen der kritischen Stoffe.
Positiv: Tester fanden keine Nitro-Moschusverbindungen
Die Riechsubstanzen der Kategorien C und D verursachen eher selten allergische Reaktionen. Einige der Hersteller deklarieren bereits jetzt alle verwendeten Duftstoffe, andere führen sie noch immer unter der Sammelbezeichnung «Parfüm» auf. Bis Ende Jahr gilt eine Übergangsfrist. Danach müssen sämtliche 26 allergenen Duftstoffe deklariert werden.
Polyzyklische Moschusverbindungen sind in Verruf geraten, weil sie sich im menschlichen Körper anreichern und im Tierversuch sogar die Leber schädigen können. In Kosmetika kommen sie als Duftstoffe zum Einsatz. Nur eine der geprüften Handcremes enthält polyzyklische Moschusverbindungen: die von Garnier. Alle anderen Hersteller kommen ohne die problematischen Duftstoffe aus.
Letztmals hat saldo vor vier Jahren Handcremes getestet. Damals zeigte sich ein anderes Bild: 5 von 12 Produkten enthielten polyzyklische Moschusverbindungen. In der Zwischenzeit haben die Hersteller die Rezepturen ihrer Produkte verbessert. So sind unter anderem die unerwünschten Nitro-Moschusverbindungen ganz aus den Cremes verschwunden. Noch 2002 enthielten drei Cremes Nitro-Moschusverbindungen weit über dem zulässigen Grenzwert. Auch halogenorganische Verbindungen und Diethylphthalat finden sich im Gegensatz zum letzten Test heute nicht mehr in den Handcremes.
Kosmetikverband: «Keine Verletzung des Gesetzes»
Mit den Testergebnissen konfrontiert, betonen die Hersteller und der Schweizerische Kosmetik- und Waschmittelverband, dass keines ihrer Produkte Gesetzesbestimmungen verletze. Oliver Lüscher von der Parsenn-Produkte AG erklärt, dass bei der Herstellung der Tal-Hautcreme kein Stoff mit Formaldehyd-Anteilen eingesetzt werde. Zudem betont er: «Sämtliche neuen Chargen werden in Zukunft ein allergenstofffreies Parfüm enthalten.»
L'Oréal Schweiz, Herstellerin der Garnier-Handcream, verweist lediglich auf die Stellungnahme des Kosmetikverbandes. Dieser stellt sich auf den Standpunkt, dass die allergenen Duftstoffe und die polyzyklischen Moschusverbindungen gesundheitlich unbedenklich seien.
M-Budget: Hersteller will die Verpackung überprüfen
Cornelia Buchwalder von Unilever erklärt, dass die Parfüminhaltsstoffe des Dove Protective Hand-Balm offen deklariert würden. Konsumenten hätten somit die Möglichkeit, sich über die Zusammensetzung zu informieren. Zum kritisierten Formaldehyd-Gehalt entgegnet sie: «Wir wählen unsere Konservierungsmittel sehr sorgfältig aus und verwenden die geringstmögliche Menge, welche notwendig ist.»
Detlef Seidel von der M-Budget-Herstellerin Mibelle hält die kritisierten Duftstoffe nicht für gesundheitsschädlich. Er versichert zudem, dass in der Rezeptur der M-Budget-Creme keine Formaldehyd-Abspalter vorgesehen seien. Man werde überprüfen, ob bei der Verpackung Änderungen nötig und sinnvoll seien.
Sibylle Welker von der Beiersdorf AG betont, dass sowohl Atrix als auch Nivea laut einer eigenen und einer Analyse eines Drittlabors keine Formaldehyd-Abspalter enthalten.
Andreas Fitzner von der Doetsch Grether AG hebt hervor, dass in der Dikla-Creme gemäss eigenen Analysen nur ein Formaldehyd-Gehalt von 3 mg/kg gemessen wurde.
Aufgrund der Herstellerreaktionen hat saldo in den drei Cremes Atrix, Nivea und Dikla den Formaldehyd-Gehalt erneut bestimmen lassen. Ergebnis: Die drei Produkte enthalten zwischen 38 und 50 mg/kg Formaldehyd.
Problematische Stoffe und ihre Wirkung
- Formaldehyd: Das stechend riechende Gas reizt bereits in geringen Mengen die Schleimhäute, löst Allergien aus und gilt als krebserregend. Formaldehyd und Formaldehyd-Abspalter werden in Kosmetika vor allem als Konservierungsmittel eingesetzt.
- Allergene Duftstoffe: 26 Duftstoffe gelten als allergen und müssen deklariert werden (siehe Seite 26). Duftstoffe der Kategorie A lösen sehr häufig schon in geringen Mengen Allergien aus. Stoffe der Kategorie B sind weniger potent, aber immer noch problematisch. Duftstoffe der Kategorie C sind weniger stark allergen. Duftstoffe der Kategorie D verursachen sehr selten allergische Reaktionen.
- Polyzyklische Moschusverbindungen: Diese künstlichen Duftstoffe lagern sich im menschlichen Fettgewebe ab. Tierversuche geben Hinweise auf mögliche Leberschäden.
- Nitro-Moschusverbindungen: Diese künstlichen Duftstoffe reichern sich im menschlichen Körper an. Im Tierversuch zeigten sie eine entwicklungs- und leberschädigende Wirkung.
- Weichmacher/Phthalate: Sie greifen in den Hormonhaushalt ein und stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen. In Kosmetika dienen sie oft als Stabilisator für Duftstoffe.
- Halogenorganische Verbindungen: Diese Stoffgruppe enthält unter anderem Brom, Jod oder Chlor. Die meisten Stoffe dieser Gruppe reichern sich in der Umwelt an, viele gelten als allergieauslösend. Manche erzeugen Krebs.