Bürodrehstühle: Drei von acht Stühlen sind erste Wahl
saldo hat geprüft, wie robust Drehstühle für das Heimbüro sind. Drei Stühle fielen bei den Belastungsprüfungen durch. Drei Modelle sind hingegen erste Wahl.
Inhalt
saldo 02/2011
30.01.2011
Letzte Aktualisierung:
04.02.2011
Jeannette Büchel
Sicher, langlebig und bequem: Diese Eigenschaften sollte man von einem Bürodrehstuhl erwarten dürfen. saldo wollte wissen, wie es um die Qualität von Drehstühlen für das Heimbüro bestellt ist, und schickte acht häufig verkaufte Modelle mit Preisen zwischen 100 und 300 Franken ins Labor.
Die Experten des TÜV-Möbelprüfinstitutes in Nürnberg haben die Stühle gründlich geprüft (siehe unten «So wurde getestet&ra...
Sicher, langlebig und bequem: Diese Eigenschaften sollte man von einem Bürodrehstuhl erwarten dürfen. saldo wollte wissen, wie es um die Qualität von Drehstühlen für das Heimbüro bestellt ist, und schickte acht häufig verkaufte Modelle mit Preisen zwischen 100 und 300 Franken ins Labor.
Die Experten des TÜV-Möbelprüfinstitutes in Nürnberg haben die Stühle gründlich geprüft (siehe unten «So wurde getestet»). Im Vordergrund standen die Robustheit und Sicherheit der verschiedenen Modelle.
Resultat des Tests: Wirklich Spitze sind nur drei Drehstühle. Topstar Aprilia, Ikea Nominell und Topstar Bellagio erhielten das Gesamturteil «sehr gut». Sieger Topstar Aprilia ist mit einem Preis von 299 Franken das teuerste Modell im Test.
Deutlich günstiger, aber fast genauso gut, sind Ikea Nominell (Fr. 189.–) und Topstar Bellagio von Interio (Fr. 169.–). Gut war das preisgünstige Modell Spider von Conforama (Fr. 99.90).
Modelle von Micasa, Toptip und Fly sind nicht stark belastbar
Negativ aufgefallen sind drei Stühle. Allen voran Mika von Micasa: Dieses Modell versagte bei sämtlichen wichtigen Prüfungen, deshalb erhielt es das Gesamturteil «schlecht». Ungenügend waren der Bürostuhl von Toptip und SMS von Fly. Auch sie fielen bei den Belastungsprüfungen durch.
Acht bis zehn Jahre beträgt die Lebensdauer eines Bürostuhls am Arbeitsplatz, schätzen die Experten der Suva. Zu Hause werden Stühle in der Regel weniger intensiv benützt, dennoch sollten sie ein Mindestmass an Robustheit erfüllen.
Eine europäische Norm regelt, welche Belastungen Drehstühle am Arbeitsplatz aushalten müssen. saldo hat sich beim Test an den Normvorgaben orientiert. Allerdings mit reduzierten Gewichtsbelastungen und halb so vielen Belastungszyklen.
Dennoch gab es im Test Stühle, für die selbst die geringeren Belastungen zu viel waren. Die Drehstühle SMS von Fly und Mika von Micasa gingen bei der Dauerprüfung der Sitzfläche und Rückenlehne zu Bruch. Beim Modell SMS brach die Mechanik und bei Mika die Gasfederhülse. Alle anderen Drehstühle im Test sind punkto Sitzfläche und Rückenlehne genügend robust.
Anders sieht es bei den Armlehnen aus. Als sehr gut kann man die Armlehnen nur beim Boss-Stuhl von Pfister bezeichnen. Sie hielten den Belastungsprüfungen stand und sind überdies in der Höhe verstellbar.
Ebenfalls sehr robust sind die Lehnen bei Topstar Aprilia, Ikea Nominell, Topstar Bellagio und Conforama Spider. Man kann bei diesen Stühlen aber die Armlehnen nicht in der Höhe verstellen.
Zu wenig standsicher: Zwei Stühle kippen schnell um
Wichtiges Kriterium im Test war auch die Standsicherheit. Ist diese ungenügend, kann man mitsamt dem Stuhl umkippen, wenn man sich zu sehr nach vorne, zur Seite oder nach hinten neigt. Diese Gefahr droht nach den Testergebnissen beim Bürostuhl von Toptip und bei Mika von Micasa.
Ein Stuhl sollte nicht unbeabsichtigt wegrollen, beispielsweise wenn man aufsteht und ihn dabei leicht anstösst. Rollt ein Stuhl weg, droht Sturzgefahr. Aus diesem Grund sollten die Rollen eines Bürostuhls gebremst sein.
Nur wenn jemand auf dem Stuhl sitzt, sollten die Rollen leicht beweglich sein. Aber einzig die beiden Topstar-Stühle Aprilia und Bellagio sowie Ikea Nominell haben gebremste Rollen. Für alle anderen Stühle im Test gab es bei diesem Prüfpunkt ungenügende Noten.
Alle Modelle mit gut gepolsterter Sitzfläche
Idealerweise ist ein Bürostuhl so konstruiert und verarbeitet, dass man sich damit nicht verletzen kann. Drei Modelle erfüllen diese Voraussetzung nicht: Beim Boss-Stuhl von Pfister kann man sich an der Mechanik sowie zwischen Sitz und Rückenlehne die Finger einklemmen.
Zudem ist das Handrad zum Einstellen der Rückenlehne sehr scharfkantig. Auch bei SMS von Fly und Mika von Micasa gibt es bei der Mechanik Stellen, an denen man die Finger verletzen kann. Die Polsterung der Sitzfläche muss optimale Druckentlastung bieten.
Weist das Polster zu wenig Druckentlastung auf, empfindet man das Sitzen als zu hart. Dies kann zum Beispiel bei einem zu dünnen Polster der Fall sein. Die Laborexperten haben gemessen, ob das Sitzpolster genügend Druckentlastung bietet – auch für eher schwere Benützer.
Erfreulicherweise erreichen alle Stühle bei diesem Prüfpunkt gute bis sehr gute Noten. Damit kleine und grosse Menschen bequem auf dem Stuhl Platz finden, sollte sich die Sitzhöhe in einem möglichst grossen Bereich verstellen lassen.
Gefordert ist laut Norm ein minimaler Verstellbereich von 42 bis 48 Zentimeter. Diesen Wert erreichen alle Stühle. Bei einigen Drehstühlen ist der Verstellbereich weit grösser, sodass sie ihren Benutzern mehr Möglichkeiten bieten: Ikea Nominell, Topstar Bellagio und Toptip Bürostuhl.
Toptip nimmt den getesteten Bürostuhl aus dem Sortiment
saldo hat die Hersteller mit den Testergebnissen konfrontiert. Migros-Sprecherin Monika Weibel schreibt, dass das Modell Mika alle erforderlichen Tests bestanden habe. Dennoch wolle man prüfen, ob sich die mechanische Belastbarkeit verbessern lasse.
Das Verletzungsrisiko hält Migros «bei normalem Umgang für minim». Auf gebremste Rollen habe man verzichtet, damit diese nicht am Boden schleifen und so Kratzer verursachen. Toptip hat den Bürostuhl vorläufig aus dem Sortiment genommen.
Man wolle den Stuhl erneut testen und dann entscheiden, ob er abverkauft oder an den Lieferanten zurückgeschickt werde. Künftig will Toptip den Bürostuhl modifizieren, damit er den Normen entspricht.
Thierry Spira von Fly erklärt, dass das Modell SMS eigenen Tests standgehalten habe. Zudem seien von Seiten der Kundschaft keine Mängel bekannt. Sylvie Merlo von Pfister schreibt, dass es sich bei Boss um eines der bestverkauften Modelle handle und man bisher keine Reklamationen erhalten habe.
So wurde getestet
Das Möbelprüfinstitut des TÜV Rheinland in Nürnberg (D) hat die Stühle nach der europäischen Norm für Büro-Arbeitsstühle geprüft. Weil die Modelle im Test für den Heimbereich ausgelegt sind, wurden die Anforderungen reduziert.
Die Experten prüften die Stühle mit reduzierten Gewichten und nur halb so vielen Belastungszyklen. Geprüft wurden folgende Punkte:
- Wie robust sind Sitzfläche und Rückenlehne? Halten sie der geforderten Belastung (Absitzen, Anlehnen, Gewichtsverlagerung) stand?
- Wie robust sind die Armlehnen? Halten sie einer Dauerprüfung stand? Besteht die Gefahr, dass sie unter Belastung abbrechen? Sind sie in der Höhe verstellbar?
- Wie standsicher ist der Stuhl? Kann er umkippen?
- Wie ist der Rollwiderstand? Bleibt der Stuhl stehen, wenn er leicht angestossen wird, oder rollt er weg?
- Wie sicher ist der Stuhl konstruiert? Kann man sich die Finger einklemmen oder quetschen? Gibt es scharfkantige Stellen, an denen man sich verletzen kann?
- Wie gut gepolstert ist die Sitzfläche? Ist sie auch für grosse und schwere Menschen komfortabel? Ist das Polster schnell durchgesessen?
- Auf welche Höhe lässt sich der Stuhl einstellen? Können kleine und grosse Menschen bequem sitzen?
- Ist die Gebrauchsanleitung verständlich? Wird darauf hingewiesen, dass Stühle mit Gasfeder nicht selbst repariert werden dürfen? Ist die Montageanleitung verständlich und lässt sich der Stuhl problemlos zusammenbauen?
- Welche Gasfeder wurde verwendet? Ist sie zertifiziert und gilt somit als sicher?
So finden Sie den passenden Stuhl
Beim Kauf eines Bürodrehstuhls empfiehlt es sich, einige wichtige Punkte zu beachten:
- Stuhl vor dem Kauf ausprobieren und auf Körperproportionen einstellen. Am besten verschiedene Modelle testen und vergleichen.
- Ein guter Stuhl sollte verschiedene Sitzpositionen ermöglichen. Mindestens Sitzfläche und Rückenlehne sollten verstellbar sein.
- Das Polster darf keine Druckstellen verursachen. Die Vorderkante der Sitzfläche sollte abgerundet sein, sodass es im Bereich der Kniekehlen nicht einschneidet und die Durchblutung der Beine gewährleistet ist.
- Die Rollen sollten gebremst sein, sodass der Stuhl nicht zu leicht wegrollt, wenn niemand darauf sitzt.
- Passende Rollen auswählen: Bei harten Bodenbelägen sollte man weiche Rollen verwenden und bei weichen Belägen harte Rollen.
- Armlehnen können den Schulterbereich entlasten. Sie sollten aber höhenverstellbar sein. Darauf achten, dass man trotz Armlehnen nahe genug an den Arbeitstisch rollen kann.
- Die Sitzfläche muss so in der Höhe verstellt werden können, dass sowohl kleine wie auch grosse Personen die Beine so stellen können, dass Ober- und Unterschenkel einen rechten Winkel bilden. Kleine Personen können sich allenfalls mit einer Fussstütze behelfen, wenn der Stuhl zu hoch ist.
- Dem Stuhl sollte eine ausführliche Gebrauchs- und Montageanleitung beiliegen.