Die Degustation hat gezeigt: Bio ist Geschmackssache. Zwar schnitt das Bio-Produkt sechs von zehn Mal besser ab. Doch die Testpersonen waren sich hinsichtlich der Benotung sehr uneinig (Bewertungskriterien siehe Kasten).
So wurde das Bio-Radieschen von einer Teilnehmerin als «knackig, würzig und geschmackvoll» bezeichnet und mit der Bestnote 6 belohnt. Zwei andere Testpersonen fanden es hingegen «bitter» und «trocken» und vergaben die schlechteste Note 1.
Das konventionelle Radieschen goutierten die beiden jüngsten Testerinnen jeweils mit einer 5, während der Experte vom Zürcher Vegi-Restaurant Hiltl das gleiche Produkt mit der Note 1 abkanzelte.
Gute Noten gab es für die Bio-Trauben, -Bananen und -Rüebli
Bei den Gurken, Peperoni, Radieschen und Äpfeln bewerteten die Testpersonen die konventionell produzierten Früchte und Gemüse durchschnittlich leicht besser. Auffallend: Allgemein bekamen sämtliche Produkte keine glänzenden Noten. Nur die Bio-Varianten der Bananen, Trauben und Rüebli erhielten gesamthaft ein knappes «gut». Vor allem die Experten urteilten streng. Die Sprecherin des Schweizerischen Bauernverbandes vergab im Schnitt die Note 4,1, die Migros-Vertreterin eine 4 und der Experte von Hiltl gar eine 3,1.
saldo wollte ausserdem wissen, welches der beiden vorliegenden Produkte jeweils das Bio-Produkt ist. Ausser bei den Peperoni, Trauben, Äpfeln und Pflaumen tippte die Mehrheit richtig. Jedoch lag dies nicht nur am Geschmack. Die Teilnehmer erkannten einige der Bio-Produkte von Auge. So waren die Bio-Orangen und -Pflaumen etwas kleiner. Und während sich die konventionellen Radieschen rund und leuchtend rot präsentierten, waren die Bio-Radieschen deutlich kümmerlicher und blasser.
Erstaunlich: Die Teilnehmer benoteten das Produkt, welches sie für bio hielten, oft schlechter als das konventionelle. Bio steht demnach nicht automatisch für besseren Geschmack. Bei den Orangen zum Beispiel erkannten neun von zehn Testpersonen das Bio-Produkt. Doch vier Testern schmeckte die konventionelle Orange besser. Zwei Teilnehmerinnen bewerteten beide Früchte gleich.
Geschmacklich ist der Unterschied zwischen Bio-Produkten und konventionellen Lebensmitteln in vielen Fällen also eher gering. Dieses Fazit zieht auch die deutsche Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe
ihrer Zeitschrift «Test». Die Prüfer werteten 54 ihrer Lebensmitteltests von 2002 bis 2007 aus, bei denen oft auch geschmackliche Aspekte eine Rolle spielten. Demnach erreichte nur 1 Prozent der konventionellen Ware ein «sehr gut», bei Bio-Produkten waren es aber auch nur 4 Prozent. Nicht einmal jedes zweite Lebensmittel aus biologischem und konventionellem Anbau erhielt ein «gut».
Bio-Ware ist deutlich weniger mit Schadstoffen belastet
Die Tester betonen, dass die Qualität von Lebensmitteln vor allem von der Sorgfalt bei Herstellung und Lagerung abhänge. Und weisen darauf hin, dass Obst und Gemüse aus biologischem Anbau meist frei sind von Pestiziden und sich in Bio-Gemüse tendenziell weniger schädliches Nitrat anreichere – hier schnitten Bio-Lebensmittel eindeutig besser ab als konventionelle. Fazit der Stiftung Warentest: Hinsichtlich der Schadstoffbelastung bietet Bio-Ware klare gesundheitliche Vorteile gegenüber der Konkurrenz.
So wurde degustiert
Zur Degustation tischte saldo je fünf Gemüse- und Früchtesorten auf. Jede der zehn Testpersonen erhielt jeweils ein Bio- und ein konventionelles Produkt. Die Tester wussten nicht, welches das Bio-Produkt war. Sie mussten die Gemüse und Früchte nach Aussehen, Geruch, Konsistenz, Biss und Geschmack bewerten – und eine Note von 1 bis 6 vergeben.
Unter den Testern befanden sich sieben Laien sowie drei Experten: Sandra Helfenstein, Mediensprecherin des Schweizerischen Bauernverbandes, Beatrice Näpflin vom Früchte-Marketing der Migros und Rolf Engeler, verantwortlich für Essen und Getränke im Zürcher Vegi-Restaurant Hiltl.