Bei einer einzigen DVD läuft alles rund
Die Qualität vieler DVD-Rohlinge lässt zu wünschen übrig. Im Test erreichte nur einer die Note «sehr gut». Alle andern haben kleinere oder grössere Mängel.
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saldo 18/2005
09.11.2005
Jeannette Büchel
Auf einem DVD-Rohling lassen sich viele Daten speichern. Meist sind es 4,7 Gigabyte (GB). Das entspricht in etwa einem Spielfilm von zwei Stunden Länge. Die silbernen Scheiben eignen sich deshalb ideal, um Filme aufzuzeichnen, Fotos und Musik zu archivieren und sonstige Daten zu sichern.
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität der DVDs bestellt ist, und liess 20 Rohlinge testen. Das Labor Müller-BBM in Planegg bei München prüfte vier Typen: die wieder beschreibbaren Forma...
Auf einem DVD-Rohling lassen sich viele Daten speichern. Meist sind es 4,7 Gigabyte (GB). Das entspricht in etwa einem Spielfilm von zwei Stunden Länge. Die silbernen Scheiben eignen sich deshalb ideal, um Filme aufzuzeichnen, Fotos und Musik zu archivieren und sonstige Daten zu sichern.
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität der DVDs bestellt ist, und liess 20 Rohlinge testen. Das Labor Müller-BBM in Planegg bei München prüfte vier Typen: die wieder beschreibbaren Formate -RW und +RW und die einfach beschreibbaren Formate +R und -R. Die Tester stellten mit den Rohlingen alles an, was man normalerweise nicht mit ihnen tun sollte: Sie zerkratzten sie, legten sie stundenlang ins Licht, erhitzten sie und setzten sie der Kälte aus. Dieser unsanften Behandlung trotzte nur ein Rohling: Einzig Sony +R erhielt das Gesamturteil «sehr gut».
Nicht jeder Rohling ist mit jedem Rekorder kompatibel
Alle andern DVDs hatten kleinere oder grössere Mängel. Insgesamt zeigte sich, dass mehrfach beschreibbare Rohlinge bei Kratzern schnell versagen, dafür kann ihnen UV-Strahlung nichts anhaben. Bei den einmalig beschreibbaren Rohlingen verhielt es sich genau umgekehrt: Die meisten funktionierten auch noch mit kleineren Kratzern, das Sonnenbad aber machte einigen so sehr zu schaffen, dass sie sich nicht mehr abspielen liessen.
Nicht jeder Rohling funktioniert mit jedem Rekorder und umgekehrt. Grund: Die Hersteller von Rohlingen und die Geräteproduzenten stimmen ihre Technologien nicht ab. So liessen sich die +R-Rohlinge von Philips nicht mit dem Rekorder von Liteon beschreiben. Bei den -RW-Rohlingen von Emtec liess sich je eine von drei Aufnahmen auf den Rekordern von LG und Panasonic nicht fehlerfrei aufzeichnen und abspielen. Swisstec -R versagte bei einer von drei Aufnahmen auf dem Liteon-Rekorder. Bei den übrigen DVDs klappte die Wiedergabe auf allen Prüfgeräten einwandfrei.
Um die Schreibqualität vergleichen zu können, untersuchten die Tester die Fehlerrate der Rohlinge nach dem Bespielen. Die besten Resultate erreichten hier die Sony-Rohlinge +RW, -RW und -R: Ihre Fehlerrate lag fast so tief wie bei kommerziellen DVDs, die bespielt verkauft werden. Nur genügend schnitten Emtec -R, M-Electronic -R und Verbatim +R ab.
Am meisten Datenfehler fand das Labor beim +R-Rohling von TDK. Der Benutzer wird diese Fehler zwar nicht wahrnehmen, da sie das Fehlerkorrekturprogramm der DVD behebt. Dennoch kann es zu Problemen kommen, sagt Prüfleiter Bernd Mönninger: «Man muss davon ausgehen, dass Rohlinge mit erhöhter Fehlerrate störanfälliger sind auf UV-Strahlung, Kratzer und Temperaturschwankungen.»
Auf der M-Budget-DVD sind die Daten nicht sicher
DVDs sind oft extremen Temperaturen ausgesetzt, wenn sie im Auto verwendet oder auf der Fensterbank oder Heizung vergessen werden. Im Test zeigte sich, dass einige Rohlinge nicht temperaturbeständig sind. Mangelhafte oder schlechte Noten erhielten Sony +RW, Emtec +RW, TDK -RW, Emtec -RW, Verbatim +R, TDK +R, Swisstec -R und M-Budget -R. Migros geht aufgrund des schlechten Abschneidens ihres Produkts davon aus, dass die Datensicherheit der M-Budget-DVD nicht gewährleistet sein könnte. Sprecherin Monika Weibel: «Dieses Ergebnis bedeutet, dass die Daten auch bei Raumtemperatur langfristig nicht sicher sind.» Migros will die Resultate analysieren und wenn nötig Korrekturen vornehmen.
Schwere Kratzer machten nur zwei Rohlingen nichts aus: Philips +R und Sony +R funktionierten auch dann noch fehlerfrei, nachdem die Tester sie mit 150er-Schleifpapier zerkratzt hatten. Alle übrigen DVDs liessen sich aufgrund der schweren Kratzer nicht mehr abspielen. Die mehrfach beschreibbaren Rohlinge bekundeten selbst mit leichten Kratzern Mühe. Die meisten einfach beschreibbaren Rohlinge waren widerstandsfähiger. Dennoch gab es für vier von ihnen hier nur mangelhafte Noten: Swisstec -R, Imation -R, TDK +R und Verbatim +R.
UV-Licht: Schadet vor allem den einfach beschreibbaren DVDs
Sonnenlicht vertragen viele der Rohlinge schlecht. Zahlreiche einfach beschreibbare DVDs fielen bei diesem Prüfpunkt durch: Emtec -R, Swisstec -R, Sony -R, M-Budget -R, M-Electronic -R, Emtec +R und M-Electronic +R. Die UV-Strahlung beschädigte ihre Datenschicht so stark, dass sie nicht mehr lesbar waren. Den mehrfach beschreibbaren Rohlingen hingegen konnten selbst 115 Stunden UV-Licht nichts anhaben. Sie erreichten alle gute oder sehr gute Noten.
saldo hat die Hersteller mit den Ergebnissen konfrontiert. Jean-Paul Eekhout von TDK Europe räumt ein, dass die mangelhafte Schreibqualität des +R-Rohlings nicht den Anforderungen von TDK entspreche. Die Prüfmethoden für Kratzer und Temperaturbeständigkeit bezeichnete er als sehr streng. Mediensprecher Raphael Wermuth von Philips vertrat den Standpunkt, die fehlende Kompatibilität mit dem Liteon-Gerät sei auf den Rekorder zurückzuführen. Imation-Marketingmanagerin Alexandra Igla beurteilte die mangelhafte Kratzfestigkeit so: «Die Lesbarkeit der Daten ist bei den gemessenen Fehlerhöhen absolut gegeben.» Sky Media Manufacturing, Herstellerin der mangelhaften Swisstec-DVD, verzichtete auf eine Stellungnahme.
Der Preis eines Rohlings sagt nur wenig über seine Qualität aus. Auch eher teure Scheiben wie die von Emtec oder TDK zeigten mehrere Schwächen.
Schlechte Verleimung: Chemikalien können Daten zerstören
Der Test macht deutlich, dass die Hersteller es nicht schaffen, alle DVD-Typen in gleich guter Qualität zu produzieren. Wenn bei der Herstellung gespart wird, entstehen fehlerhafte Rohlinge. So kann es sein, dass der Hersteller den Lack, in den die Daten gebrannt werden, nicht gleichmässig aufgetragen hat. Oder er hat die Rohlinge nicht ordentlich versiegelt. Dann können Gase und Chemikalien eindringen und die Datenschicht zerstören.
Richtig umgehen mit DVD-Rohlingen
- DVDs mit einem fusselfreien Tuch reinigen. Dazu eignet sich ein Mikrofasertuch. Man sollte dabei nicht kreisförmig wischen, sondern strahlenförmig von innen nach aussen.
- Rohlinge nicht an der Sonne liegen lassen. Am besten bewahrt man sie in der Originalhülle bei Raumtemperatur an einem dunklen Ort auf.
- Bei Kompatibilitätsproblemen kann ein Firmware-Update helfen. Manche Gerätehersteller bieten auf ihrer Homepage Firmware an. Das Programm kann man herunterladen und in den Rekorder einlesen.
- Es gibt derzeit fünf DVD-Formate: Die mehrfach beschreibbaren +RW, -RW und -RAM sowie die einfach beschreibbaren -R und +R. Vor dem Kauf sollte man klären, welches dieser Formate der Brenner oder der Rekorder lesen kann. Zum Ausprobieren empfiehlt sich eine Einzelpackung. Falls es mit dem Rohling keine Probleme gibt, lohnt sich oft der Kauf einer Grosspackung.
- Wichtige Daten in regelmässigen Abständen neu brennen.
So wurde getestet
- Kompatibilität: Je drei Rohlinge wurden mit drei Aufnahmen bespielt und dann abgespielt. Die Tester wiederholten dies mit fünf dieser Rekorder: Liteon LVM-5006, Sony RDR-GX 210, LG DR 7500, Loewe Centros 1172 Platinum, Panasonic DMR-E 10 EC-S, Philips DVDR 730/00.
Vor jedem der folgenden Tests wurden die DVDs bespielt und danach die Wiedergabe geprüft.
- Schreibqualität: Zum Einsatz kam hier der DVD Error Checker AEC-1000 von Almedio. Dieses Messsystem erkennt Fehler auf einer DVD.
- Temperaturbeständigkeit: Die Rohlinge blieben 60 Stunden lang bei 80° C im Klimaschrank. Dann wurden sie tagsüber im Zwei-Stunden-Rhythmus jeweils auf -20° C abgekühlt und wieder auf 80° C erhitzt. Nachts lagerten sie bei 80° C. Insgesamt wurden die Rohlinge jeweils 12-mal für zwei Stunden abgekühlt und wieder erwärmt. Zudem lagerten sie für 115 Stunden bei 80° C.
- Kratzfestigkeit: Um leichte und schwere Kratzer zu simulieren, zogen die Tester ein gleichmässig beschwertes Stück Schleifpapier über jede DVD. Es gab zwei Durchgänge: Das feine Schleifpapier hatte die Körnung 800, das grobe die Körnung 150.
- UV-Beständigkeit: Als Lichtquelle dienten neun Osram-Ultra-Vitalux-Lampen mit je 300 Watt Leistung. Die Lampen wurden in einem Quadrat mit einer Seitenlänge von 75 Zentimetern angeordnet. Der Abstand zu den Rohlingen betrug 50 Zentimeter, was dem Sonnenlicht an einem Tag im Juni um 12 Uhr in Mitteleuropa entspricht. Im ersten Durchlauf wurden die Rohlinge 65 Stunden lang bestrahlt. Beim zweiten waren sie 115 Stunden lang dem UV-Licht ausgesetzt.