Heute ist jeder ein ­Klimaschützer: Selbst Autohersteller, Erdölverkäufer und Atomkraftwerkbetreiber wollen das Klima retten. So behaupten sie es zumindest in der Werbung.

Allerdings: Die Lauterkeitskommission, ein Kontrollorgan der Werbebranche, entschied nach Beschwerden immer wieder gegen die selbsternannten Klimaschützer und bezeichnete deren Werbung als unlauter:

  • Die Amag AG warb für einen «sparsamen», «effizienten» Audi. Verbrauch: Nur 1,3 Liter für 100 Kilometer. Die Angabe war aber auf einen Sitzplatz ­berechnet. Der Wagen hat sieben Plätze, also verbraucht er 9,1 Liter.
  • Die Erdölvereinigung behauptete in einer grossen Kampagne: «Heizen mit Öl: Für mehr Klimaschutz». Die Vereinigung konnte ihre Werbeaus­sagen zu wenig fundiert beweisen.
  • Der aktuellste Fall: Das AKW Gösgen sponserte Anfang 2011 die Wettervorhersage des Solothurner Senders «Radio 32»:
    «S Wätter. Präsentiert vom Chärnchraftwärch Gösgä. Mit CO2-freiem Schtrom us de Region.»



Werbeaussage wurde nicht belegt

Hörer protestierten beim Sender und beschwerten sich bei der Lauterkeitskommission. Denn Atomstrom ist nicht CO2-frei.

Die Kommission verlangte vom Atomkraftwerk Gösgen einen Beleg für seine Werbeaussage. Den lieferte man in Gösgen aber nicht.

Die Kommission entschied darauf, das Atomkraftwerk habe unlauter geworben und dürfe nun keine solchen Aussagen mehr verbreiten.

Pikant: «Radio 32» hatte den Spot vor der Veröffentlichung dem Bundesamt für Kommunikation unterbreitet. Dort störte sich niemand an der Falschaussage. Auf Anfrage des K-Tipp hiess es beim Bakom, man sei punkto Lauterkeit nicht zuständig.

Der Sender reagierte auf die kritischen Hörer laut eigenen Angaben und änderte den Spot. Nach Fukushima habe man ganz darauf verzichtet.