Säule 3a: Risikolos und lukrativ - für die Banken
Die Banken preisen die Säule 3a als ideale Ergänzung zur staatlichen und beruflichen Vorsorge. Kein Wunder: Sie verdienen sich eine goldene Nase damit.
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K-Geld 3/2006
24.05.2006
Philipp Lütscher
Die Säule 3a ist neben AHV und Pensionskasse einer der drei Grundpfeiler der Schweizer Altersvorsorge. Vor allem die Banken weisen auf die Vorzüge der gebundenen, steuerbegünstigten Säule 3a hin.
«Die Säule 3a ist Ihre persönliche Ergänzung zur obligatorischen 1. und 2. Säule», schreibt beispielsweise die Credit Suisse. Die Raiffeisenbanken fragen: «Haben Sie alle Möglichkeiten für Ihre individuelle Vorsorge in der 3. Säule ausgeschöpft?» Und die Bank Coop bezeichn...
Die Säule 3a ist neben AHV und Pensionskasse einer der drei Grundpfeiler der Schweizer Altersvorsorge. Vor allem die Banken weisen auf die Vorzüge der gebundenen, steuerbegünstigten Säule 3a hin.
«Die Säule 3a ist Ihre persönliche Ergänzung zur obligatorischen 1. und 2. Säule», schreibt beispielsweise die Credit Suisse. Die Raiffeisenbanken fragen: «Haben Sie alle Möglichkeiten für Ihre individuelle Vorsorge in der 3. Säule ausgeschöpft?» Und die Bank Coop bezeichnet die dritte Säule als «optimale Lösung für Ihre private Altersvorsorge».
Es kommt selten vor, dass Banken derart einstimmig eine staatliche Errungenschaft als ideale Lösung für ihre Kunden bewerben. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Wieso schwärmen die Banken denn so einhellig von der Säule 3a?
Bei der Aufzählung der Vorteile erwähnen sie in erster Linie den Steuerspareffekt. « Ihre jährlichen Spareinlagen können Sie bis zum gesetzlichen Maximalbetrag vom steuerbaren Einkommen abziehen», schreiben beispielsweise die Raiffeisenbanken.
Der Steuervorteil ist aber nur bedingt ein gutes Argument. Tatsache ist nämlich, dass der Effekt über die Jahre abnimmt. Je früher ein Vorsorgesparer mit Einzahlungen in der Säule 3a beginnt, desto geringer wirkt sich der Steuervorteil aus.
Ein 35-jähriger Vorsorgesparer hat bei Pensionierung etwa 2 Prozent weniger Rendite auf seinen Säule-3a-Ersparnissen als ein Vorsorgesparer, der erst mit 50 Jahren in die Säule 3a einzuzahlen beginnt.
«Der Steuerspareffekt der Säule 3a wird bei langjährigen Anlagen in der Regel durch ihre Minderrendite im Vergleich zu einer freien Vorsorge zunichte gemacht», sagt Werner A. Räber, Steuerexperte bei der Dr. Thomas Fischer & Partner AG in Baar ZG.
Als zweites Argument zugunsten der Säule 3a streichen die Banken die «Vorzugszinsen» im Vergleich mit einem Sparkonto hervor. Nur: Der Vergleich mit dem Sparkonto hinkt. Das Geld in der Säule 3a ist im Gegensatz zum Sparkonto im Normalfall bis Alter 60 blockiert.
Eine 3a-Einlage entspricht eher einer Kassenobligation der Bank. Wer eine Kassenobligation kauft, gibt seiner Bank ein langfristiges Darlehen zu einem ?xen Zinssatz. Der Besitzer einer achtjährigen Kassenobligation erhält derzeit rund 2,5 Prozent Zinsen von seiner Bank, der 3a-Sparer nur rund 1,5 Prozent. Tatsächlich erhalten die Banken von den 3a-Sparern also konkurrenzlos günstige langfristige Gelder.
«Die Banken sind die grossen Pro?teure der Säule 3a», bestätigt Manuel Ammann, Professor am Schweizerischen Institut für Banken und Finanzen der Uni St. Gallen. «Grund dafür ist der wenig ausgeprägte Wettbewerb in diesem Segment.»
Mit Tausenden Franken die Bank subventioniert
Wer ab dem 35. Altersjahr bis Alter 65 Jahr für Jahr das Maximum in sein Säule-3a-Zinskonto einzahlt, subventioniert seine Bank bis zur Pensionierung mit mehreren 10 000 Franken. Da hört es sich fast zynisch an, wenn die Banken auf die «kostenlose Konto- und Depotführung in der Säule 3a» hinweisen.
Die Konditionen der Banken sind auch bei den 3a-Wertschriftenkonten dürftig. 3a-Wertschriftenkonten legen das Vorsorgekapital in Wertschriften wie Aktien und Obligationen an. Das Gesetz erlaubt einen Aktienanteil von maximal 50 Prozent. Das UBS-Wertschriftenkonto Vitainvest 50 beispielsweise wird mit jährlich 1,64 Prozent Gebühren belastet. Das summiert sich in 30 Jahren zu einem Gebührentotal von - je nach Performance deutlich - über 50 000 Franken.
Markant günstiger als herkömmliche Anlagefonds sind passive Anlageprodukte, zum Beispiel Indexfonds. Sie verzichten auf ein teures Fondsmanagement. Passive Anlagen kosten nicht nur weniger Gebühren, sie erzielen mehrheitlich auch eine um einiges bessere Rendite als aktiv gemanagte Fonds.
In den Säule-3a-Wertschriftenkonten sucht man solche passiven Anlageprodukte aber vergebens. Keine Bank bietet sie an.
Säule 3°
Was halten Sie von der Säule 3a? Nutzen Sie dieses Instrument zur Vorsorge oder setzen Sie auf Alternativen? Ihre Meinung interessiert uns. Bitte schreiben Sie an: K-Geld, Wolfbachstrasse 15, 8024 Zürich, redaktion@kgeld.ch
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Nicht blindlings aufs 3a-Konto setzen!
Die Säule 3a ist nicht für jeden Vorsorgesparer die beste Lösung. Vor allem Jüngere sollten Alternativen prüfen.
Das Hauptargument zugunsten der Säule 3a ist die Steuerbefreiung des einbezahlten Kapitals. Der Effekt der Steuerersparnis und damit die Rendite des investierten Betrages nehmen jedoch ab, je länger das Vermögen in der Säule 3a gebunden ist. Vor allem jüngere Vorsorgesparer sollten deshalb Alternativen prüfen.
Wer mit 35 Jahren beginnt, Jahr für Jahr 6000 Franken in ein Säule-3a-Zinskonto einzuzahlen, hat mit 65 Jahren ein Vermögen von rund 325 000 Franken (siehe Tabelle). Nur das Sparkonto (215 000 Franken) und die bombensicheren Bundesoblis (260 000 Franken) entwickeln sich schlechter, sind aber im Gegensatz zur Säule 3a nicht gebunden.
Aktien sind am lukrativsten
«In dieser Flexibilität liegt aber auch eine Gefahr», sagt Steuerexperte Werner A. Räber, «gelegentliche Bezüge oder auch Strategiewechsel reduzieren die Anlage.»
Wer genügend diszipliniert und nervenstark ist, die eingeschlagene Strategie auch bei einem vorübergehenden Börsengewitter beizubehalten, kann mit der freien Vorsorge aber eine bessere Rendite erzielen. Ein Vorsorgesparer, der ein Vermögen bestehend je zur Hälfte aus Aktienfonds und Obligationen aufbaut, hat bei der Pensionierung deutlich mehr Kapital (385 000 Franken) als mit einem 3a-Zinskonto. Langfristig mit Abstand am meisten bringt eine Anlage aus 100 Prozent Aktien (570 000 Franken).
Aktien haben in den letzten Jahrzehnten pro Jahr im Durchschnitt rund 8 Prozent Rendite abgeworfen. Ein junger Vorsorgesparer hat meist eine langfristige Perspektive und kann eine offensivere Anlagestrategie verfolgen, als dies mit der Säule 3a möglich ist.
Risikofähige Junge
Wertschriftenkonten der Säule 3a dürfen zu maximal 50 Prozent in Aktien investiert sein. Über 30 Jahre lässt sich so ein Vermögen von 435 000 Franken sparen, deutlich mehr als mit 3a-Zinskonten. Trotz Steuerersparnis hinken Wertschriftenkonten aber deutlich hinter dem ungebundenen Vermögensaufbau mit hohem Aktienanteil hinterher.
«Junge mit guter Ausbildung sind oft sehr risikofähig und können einen hohen Aktienanteil wählen», sagt Professor Manuel Ammann von der Uni St. Gallen, «Alternativen zur Säule 3a sind für sie ein Thema.»
Eine Vorsorge, die zu 100 Prozent auf Aktien baut, ist natürlich sehr riskant. Diesen absoluten Aktienanteil sollte man nicht bis zur Pensionierung halten. Ein Börsencrash könnte das Vermögen innert kurzer Zeit massiv schmälern.
Als Lösung des Problems bietet sich die 2. Säule an: Der 35-jährige Vorsorgesparer kann während 15 bis 20 Jahren eine offensive, ungebundene Aktienstrategie verfolgen, sich 10 oder 15 Jahre vor der Pensionierung mit diesem Vermögen teilweise in die Pensionskasse einkaufen und erst jetzt mit dem Aufbau der Säule 3a beginnen.
Die meisten Arbeitnehmer haben in den Jahren vor der Pensionierung das benötigte Potenzial für Einkäufe in die 2. Säule. Diese Einkäufe sind wie Einlagen in die Säule 3a vollumfänglich von den Steuern abziehbar.
Der Vorsorgesparer profitiert wiederum davon, dass sich Steuerspareffekte kurzfristig am meisten rechnen. Zudem kann er seine Steuerbelastung über mehrere Jahre deutlich reduzieren, wenn er den Einkauf in die 2. Säule über mehrere Jahre verteilt.
Indexfonds als Alternative
Wer die Vorsorge ausserhalb der Säule 3a aufbaut, sollte passive Anlageprodukte mit tiefen Gebühren wie zum Beispiel Indexfonds wählen. Ihre Mehrrendite gegenüber Produkten mit hohen Gebühren macht sich über die Jahre deutlich bemerkbar.