Prostata-Medikament kann Schwindel auslösen
Gegen eine vergrösserte Prostata verschreiben Ärzte oft Medikamente mit dem Wirkstoff Tamsulosin. Doch nicht alle Patienten vertragen es.
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Gesundheitstipp 04/2012
07.04.2012
Letzte Aktualisierung:
10.04.2012
Isabelle Meier
Paul Zürcher aus Herzogenbuchsee BE verspürte beim Wasserlassen immer wieder Schmerzen. Der Arzt stellte beim 85-Jährigen eine vergrösserte Prostata fest und gab ihm das Medikament Pradif. Es enthält den Wirkstoff Tamsulosin. Paul Zürcher nahm jeden Tag eine Tablette. Doch schon nach kurzer Zeit wurde ihm schwindlig, er musste sich übergeben und hatte Bauchweh und Krämpfe. Auch seine Sehkraft nahm ab. Paul Zürcher sagt: «Das Medikament war f&...
Paul Zürcher aus Herzogenbuchsee BE verspürte beim Wasserlassen immer wieder Schmerzen. Der Arzt stellte beim 85-Jährigen eine vergrösserte Prostata fest und gab ihm das Medikament Pradif. Es enthält den Wirkstoff Tamsulosin. Paul Zürcher nahm jeden Tag eine Tablette. Doch schon nach kurzer Zeit wurde ihm schwindlig, er musste sich übergeben und hatte Bauchweh und Krämpfe. Auch seine Sehkraft nahm ab. Paul Zürcher sagt: «Das Medikament war für mich eine Katastrophe.» Er setzte es sofort wieder ab. Doch die Beschwerden liessen erst zwei Wochen später nach.
Mit andern Mitteln Gefahr von Blutdruckabfall
Experten bestätigen, dass das Mittel unerwünschte Wirkungen haben kann. Wolfgang Becker-Brüser vom deutschen Fachblatt «Arznei-Telegramm» zum Beispiel sagt: «Besonders zu Beginn der Therapie kann der Wirkstoff unerwünscht starken Blutdruckabfall bewirken.» Das könne Schwindel zur Folge haben.
Das ist vor allem bei Patienten ein Problem, die neben Pradif Medikamente zur Senkung des Blutdrucks nehmen müssen. Das bestätigt der Urologe Felix Trinkler aus Zollikon ZH: «Bei solchen Patienten kann die Einnahme von Tamsulosin kritisch werden.» In diesem Fall sollten Patienten die Blutdrucksenker reduzieren oder absetzen. Becker-Brüser rät, Pradif nur bei Beschwerden anzuwenden, die auch wirklich Medikamente benötigen.
Die Experten raten trotzdem nicht von diesem Medikament ab. Denn Wirkstoffe wie Tamsulosin sind gemäss Urologe Trinkler seit zwanzig Jahren die Standardtherapie bei vergrösserter Prostata: «Tamsulosin wird im Allgemeinen sehr gut vertragen und hat wenig Nebenwirkungen.»
Alternativen zur Behandlung der Prostatavergrösserung gibt es nur wenige. Häufig verschreiben Ärzte auch Medikamente, die in den Testosteron-Stoffwechsel eingreifen. Wie das Konsumentenmagazin «Saldo» (Ausgabe 14/11) berichtete, warnt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde jedoch vor diesem Wirkstoff mit dem Namen Dutasterid. Grund: Er kann aggressive Formen von Prostatakrebs auslösen. Ausserdem sollten Männer mit Kinderwunsch diese Medikamente nicht einnehmen: Sie können bei männlichen Säuglingen zu Missbildungen der Genitalien führen.
Nutzen pflanzlicher Mittel nicht belegt
Prostata-Patienten setzen häufig auch auf pflanzliche Mittel aus dem Extrakt der Sägepalme. Wie gut sie wirken, ist aber umstritten. Wolfgang Becker-Brüser: «Diese Mittel sind zwar deutlich besser verträglich, aber ihr Nutzen ist nicht hinreichend belegt.» Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt, dass der Extrakt bei leichten Beschwerden genau so gut sei wie die gängigen Medikamente, wenn man ihn mit dem Extrakt der Brennnesselwurzel kombiniere. Der Arzt hat Paul Zürcher dieses Präparat verschrieben – allerdings ohne Erfolg, wie der Patient berichtet: «Es hat mir nichts genützt.»
So können Sie einer Prostata-Vergrösserung vorbeugen
- Essen Sie viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe.
- Verzichten Sie auf scharfe Gewürze.
- Trinken Sie nichts Kaltes.
- Verzichten Sie auf Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke.
- Treiben Sie regelmässig Sport.
- Zögern Sie den Besuch der Toilette nicht hinaus.
- Nehmen Sie sich Zeit beim Harnlösen.