Weniger Service, höhere Preise: Mit dieser Politik hat die schweizerische Post in den letzten Jahren stets hohe Gewinne erwirtschaftet. In den letzten sieben Jahren wies sie einen Gewinn von insgesamt 4,479 Milliarden Franken aus. Nimmt man den auch von der Post verwendeten Rechnungslegungsstandard IFRS als Mass, sind es gar noch 701 Millionen Franken mehr.

Doch das ist noch nicht alles. Das neue Rating der grössten internationalen Ratingagentur Standard & Poor’s hält fest, dass die Post auch noch über «versteckte Reserven» verfüge.


348 Millionen für Dienstjahres­geschenke auf der Seite

Ein grosser Teil dieser stillen Reserven steckt in den Betriebsliegenschaften der Post. Diese sind nicht zum heutigen Verkehrswert in der Post-Bilanz eingesetzt, sondern zu einem Bruchteil davon. Erfasst wurde der Anschaffungswert der Liegenschaften, und die Anschaffungen werden jedes Jahr teilweise abgeschrieben. Der Post-Verwaltungsratspräsident Peter Hasler bestätigt dies mindestens zum Teil gegenüber der Zeitschrift «Bilanz»: Die Betriebsliegenschaften würden höchstens mit der Hälfte der Verkehrswerte in der Rechnung aufgeführt. Die Betriebsliegenschaften sind folglich nicht nur wie in der Post-Bilanz aufgelistet 1,449 Milliarden Franken wert, sondern das Doppelte.

Im Geschäftsbericht fällt zudem auf, dass die Post die Rückstellungen grosszügig bilanziert. Für künftige Dienstjahresgeschenke oder für Sabbaticals für das Kader sind per Ende 2012 Verpflichtungen in der Höhe von 348 Millionen Franken zurückgestellt.


Pensionskasse: Arbeitgeberbeiträge auf Vorrat eingezahlt

Zudem zahlt die Post nicht nur jedes Jahr die obligaten Pensionskassenbeiträge für ihre Mitarbeiter. Sie hat laut Geschäftsbericht in den Jahren 2010 und 2011 je 100 Millionen Franken des Gewinns als sogenannte Arbeitgeberreserve in die Pensionskasse überwiesen und 2011 und 2012 nochmals je 150 Millionen Franken. Dabei handelt es sich um Vorauszahlungen für Beiträge der kommenden Jahre – also auf Vorrat einbezahltes Geld. Damit sinken die Ausgaben der Post für die Pensionskasse in den nächsten Jahren. Das ist wohl deshalb erwünscht, weil die Post ab Mitte dieses Jahres als eigenständige Aktiengesellschaft wirtschaftet.

Die Post sagt dazu, diese Zahlungen würden lediglich eine interne Bilanztransaktion darstellen. Die Rückstellungshöhe bei Mitarbeiterprogrammen ergebe sich aus den Rechnungslegungsrichtlinen nach IFRS. Das Gleiche gelte für die Bilanzierung der Betriebsliegenschaften. Die vorhandenen stillen Reserven würden in der neuen AG aufgelöst.


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