Krebsgift jetzt auch in der Luft
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Gesundheitstipp 12/2000
01.12.2000
Erster PCB-Sanierungsfall: Das St-Alban-Schulhaus in Basel
Die Befürchtungen des Puls-Tip bewahrheiten sich: Mit der Basler St.-Alban-Schule muss die erste PCB-Schule saniert werden. 280 Schüler arbeiten in der Gift-Luft.
Thomas Grether thgrether@puls-tip.ch
Der Puls-Tip hat in 10 Schulen in Bern, Basel, Olten und Zürich krebsfördernde polychlorierte Biphenyle (PCBs) im Fugenkitt nachgewiesen. Jetzt bewahrheiten sich schlimmste Befürchtungen: Die...
Erster PCB-Sanierungsfall: Das St-Alban-Schulhaus in Basel
Die Befürchtungen des Puls-Tip bewahrheiten sich: Mit der Basler St.-Alban-Schule muss die erste PCB-Schule saniert werden. 280 Schüler arbeiten in der Gift-Luft.
Thomas Grether thgrether@puls-tip.ch
Der Puls-Tip hat in 10 Schulen in Bern, Basel, Olten und Zürich krebsfördernde polychlorierte Biphenyle (PCBs) im Fugenkitt nachgewiesen. Jetzt bewahrheiten sich schlimmste Befürchtungen: Die PCBs gasen aus den Fugen in die Luft der Schulzimmer aus. Dies zeigen die Resultate einer Labor-Analyse. Stark belastet ist das Basler St.-Alban-Schulhaus. Dort fand das Labor 1700 Nanogramm PCBs pro Kubikmeter Luft, wie Ueli Keller, Leiter Ressort Schulen des Basler Erziehungsdepartements auf Anfrage bestätigt. Im Freien Gymnasium fanden sich immerhin 170 Nanogramm des Gifts.
Die Werte in den betroffenen Schulen liegen möglicherweise noch höher. PCB-Experte und Sanierungsfachmann Gerd Zwiener vom Eco-Umweltinstitut in Köln warnt vor «gravierenden Fehlbeurteilungen». Grund: Das Labor untersuchte die Luft bei tiefen Aussentemperaturen. Dann sind Fugen im Fensterbereich kühl und gasen viel weniger PCBs aus. Zwiener: «Im Sommer kann die Raumbelastung bis zu 100 Prozent höher liegen.» Im Fall der St.-Alban-Schule, die Fugen im Fensterbereich hat, wären dies im schlimmsten Fall weit über 3000 Nanogramm.
Die Behörden ergreifen drastische Massnahmen. «Das St.-AlbanSchulhaus muss unter diesen Voraussetzungen mittelfristig saniert werden», sagt Ueli Keller vom Basler Erziehungsdepartement. «Ich habe das Baudepartement um die Massnahmenplanung gebeten.» In der Schweiz fehlen Grenz- oder Richtwerte für PCBs in der Luft. Die Behörden müssen sich auf Richtlinien in Deutschland stützen, wo man das Problem bereits vor zehn Jahren erkannt hat.
Das Deutsche Bundesgesundheitsamt empfiehlt, ab 3000 Nanogramm zu sanieren. Zahlreichen Experten ist dieser Grenzwert zu hoch. Auf Klage von Eltern legte in Wiesbaden das Verwaltungsgericht den Sanierungswert bei 1000 Nanogramm fest. Den gleichen Wert empfehlen das Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe in Freiburg sowie der Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel.
Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) spielte an einer Pressekonferenz die Aufnahme von PCBs über die Luft herunter. Im Blut von Betroffenen seien keine erhöhten Werte feststellbar. Die grösste Menge nehme man über die Nahrung auf.
Toxikologe Kruse warnt vor voreiligen Schlüssen. «Nerven und Immunsystem können Schaden nehmen, auch wenn keine erhöhten Werte im Blut feststellbar sind. Über die Atemluft nimmt der Organismus PCBs schneller und besser auf.»