Die SBB machten im Personenverkehr in den letzten vier Jahren jeweils zwischen 214 und 293 Millionen Franken Gewinn. Trotzdem schlagen sie am 9. Dezember wieder auf – angeblich im Schnitt 5,2 Prozent. Als Grund nennen die Bundesbahnen eine Erhöhung des Preises für die Trassees. Dabei handelt es sich um das Entgelt, das die Bahnunternehmen für die Benützung der Schienen entrichten müssen. Privatbahnen wie etwa SOB oder BLS oder private Güterzüge aus dem In- und Ausland zahlen den SBB für die Benützung ihrer Gleise pro Kilometer einen bestimmten Preis.


Unter dem Strich bleibt der Gewinn gleich

Eine Erhöhung der Gleisbenützungskosten bringt also den SBB mehr Geld in die Kasse. Die Bundesbahnen befahren fast ausschliesslich eigene Gleise, weshalb ihre Trasseegebühren nur intern verschoben werden: von der Abteilung Personen- oder Güterverkehr an die Abteilung Infrastruktur. Verwendet wird das Geld für den Unterhalt der Gleise.

Letztes Jahr hat die Abteilung Infrastruktur der SBB laut ihrer Rechnung 857 Millionen Franken an Gleisbenützungserträgen eingenommen. Darin enthalten sind 225 Millionen Franken für den Bahnstrom. Nächstes Jahr ändern die SBB die Berechnung der Trassee­preise. Bisher waren die Tarife stark abhängig vom Gewicht der Züge. Dem kommt künftig weniger Bedeutung zu. Güterzüge fahren dann verhältnismässig günstiger auf dem SBB-Netz, Personenzüge teurer.

Für nächstes Jahr hat der Bundesrat die Trasseepreise um 200 Millionen Franken erhöht. Ein Jahr später sollen diese Preise nochmals um 100 Millionen Franken angehoben werden.


SBB wollen sich nicht mit Ausland vergleichen

Dabei sind die Trasseekosten der SBB bereits heute eher hoch angesetzt, wie ein Blick über die Landesgrenze belegt. Die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB etwa weisen für das Jahr 2011 einen Erlös von umgerechnet Fr. 2.94 pro Kilometer aus (ohne Bahnstrom). Der entsprechende Wert beträgt bei den SBB Fr. 3.83 – also rund 30 Prozent mehr. Auch die ÖBB haben dieses Jahr ihr Berechnungssystem umgebaut. Und auch sie erhöhen die Trasseepreise regelmässig. Diese Erhöhungen sind aber viel geringfügiger als jene der SBB. Der Preisunterschied zwischen den beiden Ländern wird sich in den nächsten Jahren stark vergrössern: 2013 ist der Erlös pro Trasseekilometer der SBB schon rund 60 Prozent höher als bei den ÖBB, ein Jahr später 80 Prozent.

Die Topografien von Österreich und der Schweiz sind durchaus vergleichbar. Doch SBB-Sprecher Christoph Ginsig sagt: «Vergleiche in dieser Form sind aus unserer Sicht nicht möglich.» Er gibt zu bedenken, dass die Schweiz das am dichtesten befahrene Schienennetz der Welt hat, was den Substanzerhalt verteure. «Je mehr Züge verkehren, desto aufwendiger sind eine Intervallplanung und die Zeitfenster für den Unterhalt.» Beizufügen wäre: Wo mehr Züge verkehren, ist auch der Ertrag höher.