Zwei Konzerne schrauben die Bierpreise in die Höhe
Vor fünf Jahren schluckte Heineken die Brauerei Eichhof. Seither sind die Preise viel stärker gestiegen als die Teuerung. Jetzt untersucht der Preisüberwacher den Schweizer Biermarkt.
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saldo 11/2013
12.06.2013
Yves Demuth
Durstige Schweizer zahlen heute im Restaurant für eine 3-Deziliter-Stange Bier durchschnittlich Fr. 4.87. Das sind 20 Prozent mehr als vor fünf Jahren, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Zum Vergleich: Die allgemeine Teuerung war in derselben Periode leicht rückläufig.
«Beim Offenbier gibt es ein stillschweigendes Preiskartell»
Die hohen Preise widerspiegeln zum einen die Kosten der W...
Durstige Schweizer zahlen heute im Restaurant für eine 3-Deziliter-Stange Bier durchschnittlich Fr. 4.87. Das sind 20 Prozent mehr als vor fünf Jahren, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Zum Vergleich: Die allgemeine Teuerung war in derselben Periode leicht rückläufig.
«Beim Offenbier gibt es ein stillschweigendes Preiskartell»
Die hohen Preise widerspiegeln zum einen die Kosten der Wirte. Diese verlangen für eine Stange vier- bis fünfmal mehr, als sie dafür im Einkauf zahlen müssen. Der Bierpreis stieg aber auch infolge der Preispolitik der Brauereien (saldo 5/12). So kostet der Liter Feldschlösschen die Wirte aus dem 20-Liter-Offenbier-Tank 39 Prozent mehr als 2003. Dabei fällt auf: Je grösser der Marktanteil eines Herstellers ist, desto grösser der Preisaufschlag (siehe Tabelle). Dabei könnten die Branchenriesen das Getränk aufgrund ihrer Grösse günstiger produzieren. Aber ihre Listenpreise liegen heute teilweise über jenen der kleineren Brauereien.
Maurus Ebneter vom Wirteverband Basel-Stadt hält fest: «Beim Offenbier gibt es ein stillschweigendes Preiskartell. Die Preisunterschiede sind nicht nur im internationalen Vergleich enorm gross, sondern auch zwischen den Absatzkanälen Detailhandel und Gastronomie.»Tatsächlich sind die Bierpreise im Laden seit 2003 «nur» um 8,2 Prozent gestiegen, wie das Bundesamt für Statistik belegt. Der Basler Wirteverband reichte deshalb letzten Sommer bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine Anzeige gegen die Feldschlösschen Getränke AG ein. Diese habe zusammen mit Heineken Schweiz eine marktbeherrschende Stellung, sagen die Wirte. Die Abklärung der Weko ist noch im Gang.
Der Verdacht der Wirte ist nicht aus der Luft gegriffen. Heineken übernahm im Jahr 2008 die drittgrösste Schweizer Brauerei Eichhof. Seither teilen Feldschlösschen-Carlsberg und Heineken rund 75 Prozent des Schweizer Biermarktes unter sich auf. Und seither erhöhten die beiden im Gleichschritt die Preise vier Mal. Nach den Preiserhöhungen des letzten Jahres startete auch Preisüberwacher Stefan Meierhans eine Marktuntersuchung, die noch immer läuft. «Uns interessieren Kosten, Margen und Preise der Brauereiunternehmen», sagt er zu saldo.
Heineken rechtfertigt höhere Preise mit besseren Leistungen
Die vergleichsweise kleine Brauerei Rosengarten in Einsiedeln SZ hingegen hat die Preise laut Brauereichef Alois Gmür seit 2003 nicht erhöht. Kleine und mittlere Gastrobetriebe würden bei ihm pro Liter Offenbier netto weniger zahlen als bei den beiden Marktführern.
Feldschlösschen wie Heineken erklären, im Schweizer Biermarkt finde ein intensiver Wettbewerb statt. Mittlerweile seien über 320 Kleinbrauereien in der Schweiz tätig. Heineken bestätigt die stark gestiegenen Listenpreise, will aber auch die Rückvergütungen an die Wirte entsprechend erhöht haben. Zudem böte man heute wesentlich umfangreichere Dienstleistungen für Wirte an. Die Netto-Netto-Preiserhöhung seit 2003 liege deshalb lediglich bei rund 5 Prozent.