Voltaren-Salbe kann die Leber schädigen
Voltaren-Salbe ist zwar bewährt – aber nicht harmlos. Fachleute raten: Wer Schmerzen regelmässig damit behandelt, sollte seine Leberwerte kontrollieren lassen.
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saldo 02/2010
31.01.2010
Letzte Aktualisierung:
02.02.2010
Andreas Grote
Bei Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen ist die Voltaren-Salbe beliebt. Auch gegen rheumatische Entzündungen an den Gelenken verschreiben Ärzte die Salbe oft. Sie enthält den Wirkstoff Diclofenac. Doch jetzt warnt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA: Regelmässiges Einreiben der Salbe kann die Leber schwer schädigen. In den USA muss die Salbe von Novartis deswegen von nun an einen Warnhinweis tragen.
Hinweise auf möglich...
Bei Verstauchungen, Prellungen und Zerrungen ist die Voltaren-Salbe beliebt. Auch gegen rheumatische Entzündungen an den Gelenken verschreiben Ärzte die Salbe oft. Sie enthält den Wirkstoff Diclofenac. Doch jetzt warnt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA: Regelmässiges Einreiben der Salbe kann die Leber schwer schädigen. In den USA muss die Salbe von Novartis deswegen von nun an einen Warnhinweis tragen.
Hinweise auf mögliche Folgen nicht im Beipackzettel erwähnt
Die FDA ist überzeugt: Der Körper nimmt den Wirkstoff Diclofenac auch über die Haut in Mengen auf, die die Leber schädigen. In mehreren Studien hatten Forscher festgestellt, dass nach wenigen Wochen mehr als jeder Zehnte auffällige Leberwerte hatte. Die FDA empfiehlt deshalb den Ärzten, zwischen der vierten und achten Woche nach dem Beginn der Therapie die Leberwerte zu kontrollieren.
Auch Fachleute in der Schweiz bestätigen, dass die Salbe riskant ist. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser: «Diclofenac gehört zu einer Gruppe von Wirkstoffen, die nicht nur als Tablette, sondern auch als Gel gefährlich sind.» Das Medikament kann nicht nur der Leber schaden, sondern auch der Niere, der Magenschleimhaut und den Knochen. Eine Studie zeigt, dass der Wirkstoff selbst dem Herz zusetzt: Bei Patienten stieg das Risiko um 40 Prozent, einen Herzinfarkt zu bekommen. Walser: «Die Ärzte kennen die Nebenwirkungen der Voltaren-Salbe noch zu wenig.»
Walser rät deshalb seinen Patienten, die Salbe nicht zu lange einzusetzen. Vor allem sollten sie Patienten nicht mit anderen Schmerzmitteln wie zum Beispiel Ibuprofen kombinieren. Die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic sieht keinen Handlungsbedarf. In der Packungsbeilage der Voltaren-Salbe heisst es auch heute lediglich: «Darf nicht auf offene Hautwunden oder auf geschädigte Haut gebracht werden. Soll nicht über längere Zeit grossflächig angewendet werden, es sei denn auf ärztliche Verschreibung.» Hinweise auf mögliche Folgen sind nicht beschrieben.
«Bei längeren Therapien auf Wallwurz und Wickel ausweichen»
Auch in den Fachinformationen für Ärzte steht nichts vom Risiko der Leberschäden. Die Swissmedic räumt gegenüber saldo allerdings ein, wenn Patienten Voltaren auf grösseren Flächen und während längerer Zeit anwendeten, sei das Auftreten von Nebenwirkungen «nicht völlig auszuschliessen», so Pressesprecher Joachim Gross.
Hersteller Novartis zeigt sich überrascht vom Vorgehen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörden. Das Unternehmen schreibt saldo, dass Ärzte und Patienten die Voltaren-Salbe seit über zwanzig Jahren als lokales Schmerzmittel anwendeten: «Es ist nicht zu erwarten, dass Leberschäden auftreten.» In den USA habe man diese Erfahrung nicht. Arzt Thomas Walser empfiehlt, bei einer längeren Therapie natürliche Salben zu verwenden: «Wallwurz und Wickel zeigen oft eine ähnliche Heilwirkung wie die Voltaren-Salbe.»