Die 2000-Seelen-Gemeinde Haslau liegt rund 30 Kilometer östlich von Wien, mitten im Weinbaugebiet Carnuntum. Mit gut 900 Hektar Rebfläche ist das Carnuntum eines der kleinsten Weinbaugebiete Österreichs. Hier führen Traude (49) und Hannes Steurer (55) einen Bauernhof. Zum Betrieb gehören 85 Hektar Nutzfläche, auf denen vor allem Sojabohnen, Ölkürbis und Saatgut produziert werden.
Vier Hektar bestehen aus Weingärten. Hannes Steurer keltert hauptsächlich Grünen Veltliner und die Rotweinsorte Zweigelt. Neben der Landwirtschaft betreiben er und seine Frau Traude ein Heurigenlokal, das fünf Wochen im Jahr geöffnet ist. Der Wein wird ab Hof verkauft, ein paar Privatkunden beliefert Hannes persönlich. Die beiden Kinder Laura und Xaver (beide 13) gehen aufs Gymnasium.
Finanzielle Situation:
- Haushaltseinkommen pro Monat: 4795 Franken
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 385 Franken für Strom und Heizung
- Kosten für die Krankenversicherung: 1920 Franken pro Jahr
- Steuern pro Jahr: 2880 Franken
Sind Sie mit der Wohnsituation zufrieden?
Hannes: Wir haben es wunderschön. Vor kurzem bauten wir das alte Getreidelager zum Wohnen um. Dank der Fotovoltaikanlage fallen nur noch geringe Stromkosten an. Und zum Heizen nutzen wir Hackschnitzel aus unserem Wald.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Traude: Eier vom Hof und eingelegtes Gemüse aus dem Garten. Dazu gibt es Wurst und Schinken vom Hausschwein und vom Wildschwein aus der Eigenjagd.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Hannes: Zum Glück liegen die Felder nicht weit weg. Zu den Weingärten sind es 15 Kilometer. Die längsten Strecken sind ein paar Weinlieferungen pro Jahr nach Graz und Tirol.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Hannes: Der wurde mir in die Wiege gelegt. Ich übernahm den Hof von meinem Vater.
Wie viel arbeiten Sie?
Hannes: 12 bis 14 Stunden am Tag. Wenn der Heurigen offen ist, kann es auch mehr werden.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Traude: Wir waren eine Woche Ski fahren in Rohrmoos in der Steiermark.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Traude: Unser einziger Luxus sind gute Lebensmittel. Und wenn es die Arbeit zulässt, fahren wir im Sommer für ein paar Tage weg.
Spüren Sie die Folgen der Inflation?
Hannes: Ja, vor allem bei den Betriebsmitteln für die Landwirtschaft und bei den Lebensmitteln, die wir für den Heurigen zukaufen. Eine grosse Schwierigkeit besteht darin, Personal für die Gastronomie zu finden.
Spüren Sie Auswirkungen des Ukrainekriegs?
Hannes: Ja. Eine entscheidende Frage ist, ob es zu einer Verlängerung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine kommt oder nicht. Das wirkt sich markant auf die Preise aus, die wir für unsere Produkte bekommen.