Viele Zugpassagiere ärgern sich über die ständigen Verspätungen bei den SBB. Mir macht das weniger aus. Wenn ich nicht ­gerade einen Anschluss verpasse, denke ich: «Kann ja mal passieren.»

Aber bei den SBB sind nicht nur die Züge verspätet, sondern auch die Werbekampagnen. Ende Oktober bekam meine Frau einen 20-Franken-Gutschein für eine vergünstigte Tageskarte. Dazu schrieben die SBB: «Das Leben in der Schweiz nimmt wieder Fahrt auf. Bestimmt ist auch ihre Reiselust nach den langen ­Wochen zu Hause gross.»

Das Leben nimmt wieder Fahrt auf? Das Gegenteil trifft zu. Seit über einem Monat steigen die Corona-Fallzahlen wieder stark an. Wir tragen Maske. Wir verlassen das Restaurant spätestens um 23 Uhr. Wir treffen uns nur noch zu zehnt. Wir lüften, bis uns friert. Und wir sollen zu Hause arbeiten.

Die SBB sagen, die Kampagne sei seit dem Sommer gelaufen. Offenbar hat niemand bemerkt, dass sie inzwischen ein wenig unpassend ist, bis saldo darauf hinwies. Jetzt haben die SBB die Kampa­gne gestoppt. Mit vier Wochen Verspätung.