Ich nehme an, dass in zehn oder zwanzig Jahren in den Zeugnissen keine Noten mehr stehen werden, sondern Sterne. Fünf Sterne bedeuten dann, dass der Schüler «empfehlenswert» ist. Und ein Stern meint vielleicht «unbelehrbar». Schuld an dieser Entwicklung ist unter anderem die ­Migros: Auf Migipedia.ch können Kunden Migros-Produkte bewerten. Fünf Sterne heis­sen «empfehlenswert», ein Stern heisst «Fehlkauf».

Ich interessiere mich am meisten für die schlechten Bewertungen. Etwa für die zwei Sterne, die ein Kunde einer Migros-Unterhose gegeben hat: «Die Unterhose ist zu knapp bemessen.» Das kenne ich auch.

Schlimmer als zu enge Slips sind gefähr­liche Schaukelstühle. Die Migros verkauft ­einen «Relax-Schaukelstuhl». Ein Kunde schreibt dazu: «Ich habe mich auf dem Stuhl zurückgelehnt. Dieser hat sich rückwärts überschlagen. Ich habe mir den Kopf aufgeschlagen, und mein Nacken schmerzt!» Die M-Infoline antwortete ihm nach sechs Tagen, das tue ihr leid.

Ein anderer Kunde beschwerte sich über seinen neuen Migros-Hocker: «Er haart wie ein Haustier.» Mitfühlende Antwort der ­M-Infoline: «Tut uns leid, dass du Unan­nehmlichkeiten mit dem Hocker hast.»

Eine Antwort schuldig blieb die Migros bis heute elf unzufriedenen Kunden, die eine Isolierkanne kauften. Das Gerät erhielt von den Kunden nur einen bis zwei Sterne. Grund: Entweder war der Deckel, das Ausgussteil oder der Hebel abgebrochen. Auf eine dieser Reklamationen schrieb M-Infoline: «Gerne möchte die zuständige Fach­stelle der Ursache für den Defekt nachgehen.» Das war vor zwei Jahren.