Überflüssiges Label für Lebensmittel
Die Bezeichnung «Suisse Garantie» auf Lebensmitteln ist kein Qualitätslabel. Es sagt lediglich etwas über die Herkunft aus. Und nicht einmal darauf ist Verlass.
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saldo 18/2006
08.11.2006
Claudine Gaibrois
Frische, Nat?rlichkeit und strenge Produktionsvorschriften» versprach vor kurzem das Label «Suisse Garantie» in der «Coop-Zeitung» den K?ufern von Lebensmitteln mit dem Schweizer Kreuz. Und: Alle mit diesem G?tezeichen angeschriebenen Produkte sollen von «umweltschonend arbeitenden Betrieben» stammen - vom Apfel bis zum Schweinspl?tzchen.
Lanciert wurde «Suisse Garantie» von der Agro-Marketing Suisse, einer vom Bund mit 1 Million Franken unterst?tzten Organisation. Sie ni...
Frische, Nat?rlichkeit und strenge Produktionsvorschriften» versprach vor kurzem das Label «Suisse Garantie» in der «Coop-Zeitung» den K?ufern von Lebensmitteln mit dem Schweizer Kreuz. Und: Alle mit diesem G?tezeichen angeschriebenen Produkte sollen von «umweltschonend arbeitenden Betrieben» stammen - vom Apfel bis zum Schweinspl?tzchen.
Lanciert wurde «Suisse Garantie» von der Agro-Marketing Suisse, einer vom Bund mit 1 Million Franken unterst?tzten Organisation. Sie nimmt den Mund recht voll: «Suisse Garantie» garantiert n?mlich in erster Linie, dass die Produkte und ihre Zutaten aus der Schweiz stammen.
Rohstoffe k?nnen teilweise aus dem Ausland kommen
Und nicht einmal mit diesem Grundsatz nimmt es die Verkaufsorganisation sehr ernst. B?ndnerfleisch mit dem «Suisse Garantie»-Zeichen darf zwar nicht aus brasilianischem Rind hergestellt sein. Doch 10 Prozent ausl?ndische Rohstoffe sind erlaubt. Zudem geh?ren Liechtenstein, die Freizone Genf sowie andere Grenzgebiete bei diesem Label zur Schweiz.
Ebenfalls unbefriedigend: «Suisse Garantie» stellt an die Bauern zwar die Anforderung, dass sie den ?kologischen Leistungsnachweis (?LN) erbringen m?ssen. Doch das ist heute eine Selbstverst?ndlichkeit: 97 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfl?che wird nach diesen Vorgaben bewirtschaftet. Ihre Einhaltung ist Voraussetzung f?r die Direktzahlungen des Bundes an die Bauern. Der ?LN schreibt unter anderem Einschr?nkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und D?nger vor.
”Suisse Garantie” bietet nicht viel mehr als die meisten Schweizer Produkte ohne Label», bilanziert Jennifer Zimmermann vom WWF Schweiz. Dieser hat zusammen mit der Stiftung f?r Konsumentenschutz und der Tierschutz-Stiftung Vier Pfoten die wichtigsten Labels benotet (siehe saldo-Einkleber nebenan).
Tierschutz: Nicht mehr als das gesetzliche Minimum
Bei Fleisch, Milchprodukten und Eiern macht «Suisse Garantie» zudem keine ?ber das gesetzliche Minimum hinausgehenden Vorgaben zum Tierschutz. Keines der beiden in der Schweiz verbreiteten freiwilligen Programme zur tierfreundlichen Haltung ist den Herstellern vorgeschrieben - weder der «regelm?ssige Auslauf ins Freie» noch die «besonders tierfreundliche Stallhaltung».
«Genau das erwarten wir jedoch von einem Label», erkl?rt die WWF-Verantwortliche. Milchprodukte, Fleisch und Eier von «Suisse Garantie» beurteilt der Label-F?hrer daher als nicht empfehlenswert. Fr?chte und Gem?se sind dank der ?LN-Vorgaben bedingt empfehlenswert.
Dass sein Label keinen Mehrwert gegen?ber anderen hat, gibt Agro-Marketing-Suisse-Chef Niklaus Sch?llibaum zu: «Wir wollen uns vor allem von Importware abgrenzen.» Laut WWF hat «Suisse Garantie» zumindest einen Vorteil: «Durch strengere Umweltauflagen in der Schweiz und den Verzicht auf den Einsatz von gentechnisch ver?nderten Rohstoffen auch in Futtermitteln heben sich diese Lebensmittel immerhin positiv von Importprodukten ab.»