Transfette: ETH soll die bedenklichen Produkte nennen
Die ETH Zürich fand in vielen Lebensmitteln hohe Transfettwerte. Doch die Namen der ungesunden Produkte rückt sie nicht heraus. saldo setzt sich für die Veröffentlichung ein.
Inhalt
saldo 3/2007
21.02.2007
Pascal Tischhauser
Eine Studie der ETH Zürich kam Ende Januar zu alarmierenden Resultaten: In 40 von 120 untersuchten Lebensmitteln fanden die Forscher einen erschreckend hohen Gehalt an Transfettsäuren - vor allem in Blätterteig, Glace, Schokoladeriegeln oder Rapsöl. Diese Säuren entstehen bei der industriellen Verarbeitung von pflanzlichen Ölen. Sie sind höchst ungesund: Transfettsäuren erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und begünstigen Entzündungen sowie Diabetes.
Die ...
Eine Studie der ETH Zürich kam Ende Januar zu alarmierenden Resultaten: In 40 von 120 untersuchten Lebensmitteln fanden die Forscher einen erschreckend hohen Gehalt an Transfettsäuren - vor allem in Blätterteig, Glace, Schokoladeriegeln oder Rapsöl. Diese Säuren entstehen bei der industriellen Verarbeitung von pflanzlichen Ölen. Sie sind höchst ungesund: Transfettsäuren erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und begünstigen Entzündungen sowie Diabetes.
Die Verfasser der ETH-Studie um Paolo Colombani und Martin Scheeder fordern «ein intensiveres Handeln der Industrie». Denn die Transfettsäurenwerte von 40 Produkten waren derart hoch, dass sie in Dänemark allesamt nicht verkauft werden dürften. Dänemark kennt als einziges Land in Europa einen Grenzwert: Die problematischen Transfette dürfen nicht mehr als 2 Prozent des Gesamtfettgehaltes ausmachen.
ETH und Bund stehlen sich aus der Verantwortung
Die Studienresultate wecken bei den Konsumenten Ängste. Auch saldo-Leser machen sich Sorgen. Sie beschäftigt vor allem eine Frage: Um welche Produkte handelt es sich konkret? «Bitte setzen Sie gewaltig Druck auf, damit die Heimlichtuerei auf Kosten unserer Gesundheit aufhört», schreibt etwa saldo-Leser Fred Stuber.
saldo wurde bei der ETH Zürich vorstellig. Doch die Verfasser der Studie wollen die Liste der 40 Problem-Produkte nicht herausgeben. Ihre Argumentation: Die Waren seien nicht systematisch ausgewählt worden. «Es ist davon auszugehen, dass heute noch Hunderte von Produkten mit zu hohen Werten in den Regalen stehen. Die Sicherheit der Konsumenten wäre somit trügerisch», hielt die ETH gegenüber saldo fest. In ihrer ablehnenden Antwort auf die saldo-Anfrage gewichtet die ETH zudem die Interessen der betroffenen Hersteller höher als jene der Konsumenten, die gefährliche Produkte meiden wollen.
saldo nahm einen zweiten Anlauf beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Denn das BAG hat die Studie mit Steuergeldern mitfinanziert. Doch auch hier stiehlt man sich aus der Verantwortung. Originalzitat: «Wir verfügen nicht über die einzelnen Resultate.» Das BAG sei «an einer generellen Aussage interessiert» gewesen und habe abklären wollen, «ob Handlungsbedarf besteht».
Bekanntmachung der Produktenamen: Antrag gestellt
Interessant: Wenn das BAG über die Daten verfügen würde, könnte saldo Einblick verlangen. Denn seit Mitte letzten Jahres gilt auf Bundesebene das sogenannte Öffentlichkeitsprinzip. Es besagt: Jede Person hat das Recht, amtliche Dokumente von Behörden und staatlichen Organisationen einzusehen oder darüber Auskünfte zu erhalten. Wird jemandem dieser Zugang verweigert, kann er einen Schlichtungsantrag an den Eidgenössischen Öffentlichkeitsbeauftragten Hanspeter Thür stellen.
Dieses Öffentlichkeitsprinzip gilt sowohl für das BAG wie für die ETH Zürich.
saldo hat sich deshalb an Thür gewendet und einen entsprechenden Antrag gestellt: Die ETH Zürich solle die Namen und Hersteller der 120 untersuchten Produkte sowie deren Transfettsäuren-Gehalt offenlegen. Damit die Konsumenten die bekannten stark belasteten Lebensmittel meiden können. Das Verfahren ist am 12. Februar eröffnet worden. saldo bleibt dran.
Forum
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