Theta-Healing muss ein Wundermittel sein. Diesen Eindruck erweckt die Internetseite Thetahealingswiss.ch. Dahinter stehen Matthias und Jutta Wirth. Sie schreiben, dass Meditationstechnik würde bei Phobien, Panikattacken, Krankheiten und vielem mehr helfen. «Durch die Theta-Healing-Technik konnten wir Hunderten von Menschen helfen, ein besseres Leben zu führen.» Claudia Hausheer von der Praxis Körper und Geist in Sempach LU will die Methode bei Depressionen anwenden. Dutzende andere Therapeuten werben ähnlich.
Bei dieser Methode, die in den 1990er-Jahren von der US-Amerikanerin Vianna Stibal erfunden wurde, versetzen sich Therapeut und Kunde in einen meditativen Zustand. Bei beiden Personen sollen so gleichzeitig sogenannte Theta-Hirnwellen auftreten. Das sind Hirnwellen, die bei Schläfrigkeit und leichtem Schlaf typisch sind. Sie kommen auch beim Meditieren vor. Die Hirnwellen sollen zahlreiche körperliche Beschwerden und seelische Probleme behandeln, so das Versprechen.
Eine einstündige Sitzung kostet bis zu 130 Franken
Matthias Wirth schreibt, Theta-Healer würden Kunden «mit schweren Störungen» raten, zu einem Psychiater zu gehen. Der Grossteil der Kunden habe aber keine schwerwiegenden Probleme. Es handle sich um Leute, die eine positive Veränderung in ihrem Leben suchen würden. Therapeuten wie Matthias und Jutta Wirth erlernen die angebliche Heilmethode in wenigen Kursen. Nach der Schnellbleiche nennen sie sich Theta-Healer. Eine Sitzung von 60 Minuten mit einem Theta Healer kostet bis zu 130 Franken. Die Sitzung könne auch per Telefon oder Whatsapp abgehalten werden, heisst es auf Thetahealingswiss.ch.
Allerdings: Wissenschaftliche Belege für den Nutzen fehlen. Zu diesem Schluss kommt Cochrane, ein internationales Forschernetzwerk, das die wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem verbessern will. Es gibt keine Studien, welche die Heilwirkung von Theta-Healing direkt untersucht haben, schreiben die Wissenschafter.
Thomas Walser ist ein scharfer Kritiker der Methode. Für den Zürcher Hausarzt ist klar: «Theta-Healer versprechen das Blaue vom Himmel.» Kritisch äussert sich auch Susanne Schaaf von der Fachstelle für Sektenfragen Infosekta: «Die Behandler preisen die Methode als schnell und wirksam an. Sie zeigen aber die Grenzen der Methode nicht auf, wie das bei seriösen Behandlungen üblich ist.»
Auch der Psychologe Henri Guttmann aus Winterthur rät von ThetaBehandlungen ab. Diese Therapeuten würden über keine qualifizierte Ausbildung verfügen, um psychische Störungen zu erkennen und zu behandeln. «Phobien und Panikattacken können Anzeichen von beginnenden Psychosen sein und gehören in die Hände von Ärzten.»
Auch pflanzliche Mittel helfen gegen Ängste
Doch der Gang zum Arzt ist nicht immer nötig. Thomas Walser empfiehlt Menschen mit Ängsten ein Achtsamkeitstraining. Das Ziel: Negative Gedanken bewusst wahrnehmen, sie aber nicht weiterverfolgen, sondern weiterziehen lassen. «Betroffene treten so ihren Ängsten und depressiven Episoden entgegen und befreien sich von düsteren Gedanken.»
Helfen können auch natürliche Pflanzenheilmittel wie etwa Lavendelölkapseln Lasea. Heilpflanzenexperte Martin Koradi: «Man kann die ätherischen Öle von Lavendel auch mit Hilfe eines Lavendelkissens inhalieren.» Der Lavendel wirke beruhigend. Gute Erfahrungen machte er auch mit Ginseng- und Rosenwurz-Extrakten. Die «Gesundheitstipp»-Ärztin Stephanie Wolff empfiehlt bei Stress und schlechtem Schlaf Rosenwurz, Baldrian, Hopfen und Passionsblume. Generell gilt: Bewegung, ausgewogene Ernährung sowie genügend Schlaf sind sehr wichtig, um psychisch wieder auf den Damm zu kommen.
Wer mit diesen Methoden keinen Erfolg hat, sollte sich an seinen Arzt wenden. Er verweist die Patienten bei Bedarf an einen qualifizierten Psychiater oder Psychologen.