Sara Gutierrez (57) aus Berikon AG schwitzte häufig stark. Im Alltag fühlte sie sich deswegen unwohl. «Ich hatte unter den Achseln ständig grosse Schweissflecken.» Gutierrez ist kein Einzelfall. Fachleute schätzen, dass zwei oder drei von hundert Leuten übermässig schwitzen. Grund: Ihr Nervensystem stimuliert die Schweissdrüsen zu stark.
Dagegen hilft angeblich die neue Creme Axhidrox. Sie enthält einen Wirkstoff, der die Nervenimpulse hemmt. Hersteller Dr. Wolff hat die Zulassung der Creme in der Schweiz beantragt. In Deutschland und Österreich ist sie bereits verfügbar. Dr. Wolff pries Axhidrox als «innovative Therapie» an.
Doch die Creme ist kein Wundermittel. Laut einer Studie des Herstellers reduziert sie Achselschweiss zwar besser als ein Scheinpräparat. Vergleiche mit anderen Medikamenten und Therapien gibt es aber nicht. Zudem führte Axhidrox bei Anwendern teilweise zu Trockenheit in Mund, Nase und Augen sowie zu Juckreiz und Ausschlägen in den Achseln.
Die Zeitschrift «Arznei-Telegramm» rät, die Creme vorläufig nur in Studien zu verwenden. Günther Hofbauer, Hautarzt aus Wetzikon ZH, geht davon aus, dass Axhidrox nicht besser wirkt als bewährte Präparate mit Aluminium. Hautarzt Oliver Ph. Kreyden aus Muttenz BL hat bereits einige Patienten mit Axhidrox behandelt. Fazit: «Etwa ein Drittel war mit dem Resultat zufrieden.»
In leichten Fällen helfen Präparate mit Salbei
Gegen starken Achselschweiss verschreiben Ärzte in erster Linie Lösungen mit hoch dosierten Aluminiumsalzen. Diese verschliessen die Schweissdrüsen. Nachteil: Der Stoff kann sich im Körper anreichern. Es ist unklar, ob dies für die Gesundheit ein Risiko ist.
In leichten Fällen helfen auch Salbeiextrakte. Günther Hofbauer empfiehlt zudem die Iontophorese. Dabei steckt man Schwämmchen mit Elektroden unter die Achseln. Ein Gerät leitet wenig Strom hindurch. Das reduziert das Schwitzen. Die Therapie ist allerdings aufwendig.
Für schwere Fälle haben sich Spritzen mit Botox bewährt. Die deutsche Dermatologische Gesellschaft bezeichnet sie als «eine der effektivsten Methoden». Allerdings wirkt Botox oft nur ein halbes bis ein Jahr lang, dann braucht es erneut Spritzen. Das geht ins Geld: Eine Behandlung für beide Achseln kostet bis 800 Franken. Sara Gutierrez lässt sich seit einigen Jahren damit behandeln: «Seither ist Schwitzen kein Thema mehr.»
Eine dauerhafte Lösung versprechen Verfahren, bei denen der Arzt Schweissdrüsen in den Achseln zerstört. Bei der Miradry-Methode geschieht das mit Hitze. Laut Arzt Oliver Ph. Kreyden braucht etwa die Hälfte der Patienten zwei Behandlungen. Das kostet dann total rund 4000 Franken. Zudem haben Betroffene etwa zwei Wochen lang Schmerzen, Blutergüsse und Schwellungen in den Achseln.
Eine Operation sehen Experten kritisch. «Beim Herausschneiden kommt es zu unschönen Narben», sagt Kreyden. Und das Absaugen der Schweissdrüsenknäuel unter der Haut vermindert das Schwitzen nur teilweise. Zudem gibt es laut Kreyden oft Rückfälle. Die Firma Dr. Wolff schreibt saldo, Studien hätten gezeigt, dass Axhidrox gut wirke und höchstens moderate Nebenwirkungen habe.
Tipps gegen starkes Schwitzen
- Verzichten Sie auf scharfes Essen, Alkohol und Kaffee. Sie verstärken das Schwitzen.
- Tragen Sie luftige Kleider. Wechseln Sie diese täglich.
- Verzichten Sie auf Kleider aus synthetischen Stoffen: Diese riechen schnell unangenehm. Besser sind Stoffe wie Baumwolle, Leinen oder Seide.
- Lernen Sie, sich zu entspannen – denn bei Stress schwitzt man stärker. Atemübungen oder Yoga können helfen.