Der Grenchner Maschinenhersteller Bobst zahlte seinem Chef Jean-Pascal Bobst letztes Jahr ein Salär von 1,8 Millionen Franken. Das waren 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Der gleiche Bobst verlangte laut «NZZ» an der Jahresmedienkonferenz, die Löhne der Schweizer Angestellten müssten um 10 Prozent sinken. Nur so bleibe die Wirtschaft trotz starkem Franken wettbewerbsfähig. 

Fakt ist: Der Lohn eines durch­schnittlichen Angestellten ist in den letzten 15 Jahren weit weniger gestiegen als die Löhne von Top­verdienern wie Jean-Pascal Bobst.  Die Saläre des bestbezahlten Prozents stiegen zwischen 1996 und 2012 um rund 40 Prozent – nach Abzug der Teuerung. Die mittleren Löhne der Angestellten erhöhten sich im selben Zeitraum nur gerade um 12 Prozent. Diese Zahlen ver­öffentlichte der Schweizerische Gewerkschaftsbund. Er stützte sich dabei auf die Lohn­strukturerhebung des Bundesamts für Statistik. 

Die Löhne von Top­verdienern und von normalen Angestellten ent­wickelten sich bis zum Jahr 1995 ungefähr parallel. Erst danach stiegen die Löhne der Top­verdiener pro­zentual viel stärker als beim Rest. Der Gewerkschafts­bund führt dies auf die vermehrte Aus­zahlung von Boni an Manager zu­rück.

Die Statistik des Bundesamtes für Sozialversicherungen bestätigt den Befund. Das Amt ist für die AHV zuständig und weiss deshalb, wie hoch die Löhne der AHV-pflichtigen Angestellten sind: Das mittlere Einkommen der Männer stieg zwischen 2000 und 2012 um 13 Prozent. Das Einkommen der obersten 10 Prozent erhöhte sich jedoch um 24 Prozent. 

Bei den Frauen stiegen die mittleren und die höchsten Löhne im Gleichtakt. Dies hat damit zu tun, dass sich erst relativ wenig Frauen in die Teppichetagen vorgekämpft haben, wo die Millionensaläre kassiert werden.