Schwefel: Störender Zusatzstoff im Wein
Bio-Weine enthalten halb so viel Schwefel wie konventionelle Tropfen. Am besten verzichten Konsumenten auf Süssweine.
Inhalt
saldo 17/2008
18.10.2008
Letzte Aktualisierung:
21.10.2008
Kopfschmerzen am Tag danach, selbst wenn der Weingenuss gering war. Liebhaber süsslichen deutschen Weins kennen die unangenehmen Folgen. Schuld daran ist das Sulfit. In Bio-Weinen hat es deutlich weniger Schwefelverbindungen als in den herkömmlichen Tropfen.
Dennoch: 57 Prozent der getesteten deutschen Bio-Weine enthalten laut einer neuen Studie der EU-Untersuchungskommision EU-Orwine mehr als 100 Milligramm Schwefel pro Liter (mg/l). Sie übersteigen damit die erlau...
Kopfschmerzen am Tag danach, selbst wenn der Weingenuss gering war. Liebhaber süsslichen deutschen Weins kennen die unangenehmen Folgen. Schuld daran ist das Sulfit. In Bio-Weinen hat es deutlich weniger Schwefelverbindungen als in den herkömmlichen Tropfen.
Dennoch: 57 Prozent der getesteten deutschen Bio-Weine enthalten laut einer neuen Studie der EU-Untersuchungskommision EU-Orwine mehr als 100 Milligramm Schwefel pro Liter (mg/l). Sie übersteigen damit die erlaubte EU-Höchstmenge für Bio-Weine. Die meisten davon sind Süssweine.
Sulfite sind im durchrationalisierten Weinbau beinahe unentbehrlich. Die Winzer desinfizieren damit Tanks und Fässer und der Schwefel stoppt den Gärvorgang. Dank der Sulfite bleibt der Wein lagerfähig.
Die EU-Studie belegt, dass Bio-Weine südlicher Anbaugebiete wie Frankreich oder Italien die Sulfit-Grenzwerte nur selten überschreiten. Doch bereits die bescheidene Schwefelmenge von 20 bis 50 Milligramm kann für Allergiker und Asthmatiker heikel sein. Das betrifft zwischen 2 und 5 Prozent der Bevölkerung.
Die Grenzwerte für Schweizer Bio-Weine liegen mit 120 mg/l höher als in der EU. Hier gibt es jedoch keinen Toleranzwert von 180 mg/l für Süssweine wie in der EU. Die Winzer müssen Protokolle über die Sulfitzugaben ihrer Weine führen, die Angaben sind bei Kellerkontrollen vorzuweisen.
Dank des Gerbstoffs Tannin weniger Sulfit im Rotwein als im Weissen
Als Deklarationspflicht gilt international: Wenn nichts von Schwefel auf der Etikette steht, hat es weniger als 10 mg/l drin. Der biologische Rebbau setzt zum Pflanzenschutz natürliche Stoffe wie Fenchelöl, Tonerde- und Bakterienpräparate ein. Aber auch Bio-Winzer greifen zu Schwefel und Kupfer.
Für Weine aus konventionellem Anbau liegen die Sulfit-Grenzwerte etwa doppelt so hoch. Wobei Weisswein in der Regel mehr Sulfit enthält als Roter. Denn der Gerbstoff Tannin in den Schalen roter Trauben hilft konservieren. Beim Weissen setzen die Winzer daher verstärkt auf Sulfite.
Wer meint, dass teure Weine weniger Schadstoffe enthalten, liegt falsch: Eine andere Studie des Pesticide Action Network Europe hat im Frühjahr ergeben, dass die drei teuersten Weine (mehr als 300 Franken pro Flasche) zwei bis fünf Pestizid-Verbindungen aufwiesen, darunter solche, die in der EU als krebserregend gelten.
Resistente Sorten
Winzer haben in den letzten zwanzig Jahren Traubensorten gezüchtet, die sich durch grössere Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzen auszeichnen (Piwi). Für diese Piwi-Sorten sind am Rebberg weniger Pestizide nötig, als um traditionelle Traubensorten zu schützen.
- Weisse Piwi: Solaris, Airen
- Rote Piwi: Cabernet Jura, Léon Millot, Rondo, Regent, Maréchal Foch