«Das Prinzip der Trennung zwischen redaktionel­lem Teil und Werbeteil muss unter allen Umständen gewährleistet sein.» Das schrieb der Schweizer Presserat in einer Stellungnahme im Jahr 1994. Die Wirtschaftszeitung «Cash» hatte damals kritisch über die Personalpolitik der Denner AG berichtet. Das passte dem Grossverteiler nicht, deshalb kündigte er an, keine Inserate mehr zu schalten.

Für den Presserat war damit eine rote Linie überschritten. Genauso wie in einem früheren Fall, als die Autobranche im «Tages-Anzeiger» keine Inserate mehr publizierte, weil dieser kritisch über die «Autolobby» berichtet hatte. Die Aussagen des Presserates waren klar: Journalisten dürfen solchen Erpressungsversuchen nicht nachgeben. 

Ganz anders sieht das aktuell Markus Somm, Chefredaktor der «Basler Zeitung». Laut «NZZ am Sonntag» findet er es gut, wenn Inserenten Redaktionen unter Druck setzen: «Wenn die Migros bei mir ein Inserat macht, dann muss sie sich nicht blöde heruntermachen lassen.» Mehr noch. Somm fordert Grossinserenten wie Swisscom, Migros, Coop & Co. unverhohlen zum Inserateboykott auf: «Wenn ihr nicht zufrieden seid mit den Medien, dann müsst ihr aufhören, Inserate zu schalten.» Somm wollte sich auf Anfrage nicht weiter dazu äussern. 

Das heisst im Klartext: Die Journalisten schreiben nicht für die Leser, sondern für die Inserenten. Wer zahlt, befiehlt. Dann soll die «Basler Zeitung» doch fairerweise von den Lesern auch kein Geld mehr verlangen.