Der NZZ-Journalist Marcel Gyr will ein «Geheimabkommen» zwischen der Schweiz und der palästinensischen Widerstandsorganisation PLO aufgedeckt haben und schreibt ein Buch darüber. Der Deal gehe auf drei Flugzeugentführungen der PLO von 1970 zurück, darunter auch eine Swissair-Maschine. «Ein abschliessender schriftlicher Beweis für den geheimen Deal mit der PLO liegt vorderhand nicht vor», musste die NZZ einräumen.

Die Kollegen des «Tages-Anzeigers» begannen, selbst zu recherchieren. «Ein Geheimpakt zwischen der Schweiz und den Palästinensern scheint immer unwahrscheinlicher», schrieb der «Tagi» zuerst noch vorsichtig. Dann deutlicher: «Den Geheimdeal gab es so kaum.» Und schliesslich: «Kein Abkommen mit der PLO.» Dies war auch der Befund der Aufsichtsbehörde der Bundesanwaltschaft, die den Sachverhalt nach der «Enthüllung» der NZZ abzuklären hatte. Spätestens in diesem Zeitpunkt interessierte sich kein Mensch mehr für die Geschichte. Denn wo nur etwas hätte gewesen sein können, aber nichts gewesen ist, schwindet die Neugier zeitgeplagter Medienkonsumenten.

Das hindert die NZZ nicht, weiter über den «Geheimpakt» zu schreiben. Regelmässig erschienen weitere Berichte mit einer immer heikleren Wortwahl – das Abkommen mutiert zum «Arrangement discret». Das tönt frivol. 

Neueste Beweisführung: Von der «Anbahnung» dieses «Arrangements» zwischen PLO und Bundesrat soll ein Anwalt vor mehr als 40 Jahren gehört haben. Der Mann sei glaubwürdig, da er ein Buch über «Gedächtnistraining» geschrieben habe, schreibt die NZZ allen Ernstes. Wenn das kein Beweis ist, mag sich der NZZ-Leser gedacht haben – sofern er nicht längst weiterblätterte.