Syngenta-Chef Erik Fyrwald ist ein Glücks­pilz. Der US-Amerikaner ist begeistert von den neuen chinesischen Besitzern des ehemaligen Schweizer Unternehmens, das auf die Herstellung von Pestiziden und Düngemitteln spezialisiert ist. Seine Freude offenbart er in einem Interview mit dem «Blick». Alles andere als juhee würde überraschen – denn dann wäre Fyrwald seinen Posten schnell los. 

An Behauptungen mangelt es aber nicht. Beispiel: «Unsere konventionellen Mittel sind in keiner Art und Weise schlechter für die Umwelt als biologische. Oft werden grössere Mengen von Bio-Schädlingsmitteln gebraucht, weil sie weniger effizient sind.» Wer dazu Genaueres wissen will oder eine kritische Gegenfrage erwartet, wird enttäuscht. Der Journalist des «Blick» reicht dem Syngenta-CEO noch rhetorisch die Hand: «Also ist die Bio-Landwirtschaft gar nicht ökologischer?» Die Frage ist selbst dem gewieften Geschäftsmann nicht ganz geheuer. Fyrwald weicht aus: «Ich will nicht das eine gegen das andere ausspielen.» 

Er tut es natürlich doch und warnt vor Hungersnöten, wenn die Bauern auf ­Pestizide verzichten würden: «So kann man die wachsende Weltbevölkerung nicht ernähren.» Ob das alles wahr ist, interessiert den «Blick» nicht. Der Interviewer erkundigt sich als Nächstes lieber nach den Chinesischkenntnissen von Fyrwald. 

Dem Leser bringt ein solches Interview wenig. Nur die Botschaft ist eindeutig – sie steht im Titel: «Bio-Bauern brauchen mehr Schädlingsmittel.» Stellt sich bloss noch die Frage, ob es sich um bezahlte Werbung im redaktionellen Teil oder um eine Gefälligkeit der Redaktion handelte.