«Sind Männer-Glatzen attraktiv?», «Amerikaner fordern Biebers Ausweisung nach Kanada» oder «Porno-Melanie erklärt Larissa den Anus». Das sind «News, die wirklich unterhalten» auf Blickamabend.ch, der neu aufgeschalteten Internetversion der Ringier-Abendzeitung. 

Früher hiessen News Nachrichten. Das heisst, «etwas, nach dem man sich zu richten hatte». Nachrichten waren mitverantwortlich für die Meinungsbildung. Medienhäuser mussten auswählen aus der Fülle des Alltagsgeschehens rund um die Welt. 

Die «Nachricht» war die harte Währung im Journalismus. Heute heisst die Währung «News» und hat ihren Wert verloren. Die Aufgabe von Texten mit Titeln wie «Chinesisch für Dummies», «Vagina-Kung-Fu» oder «Heidi Klums Liebesloch im Januar» ist es, Klicks zu generieren. Weil niemand bezahlt für solchen Journalismus, muss wenigstens die Verbreitung von Werbung sichergestellt sein. Und die Werbeeinnahmen richten sich nach der Anzahl Klicks der Website.

Früher ging man davon aus, das Nachrichtenangebot entspreche dem Informationsbedürfnis der Menschen. Blickamabend.ch dreht den Spiess um und sorgt dafür, dass das Informationsbedürfnis sich in ein Unterhaltungsbedürfnis verwandelt. 

Das hat nur Vorteile. Für die Macher wie für das Publikum: Die Redaktionen suchen nach «knackigen» Bildern und Titeln. Recherchen für Relevantes? 

Nein danke. Das Publikum darf Fotos angucken, über süsse Büsis und B-Promis lachen – und alles sofort wieder vergessen. Vorher können sie die Highlights auf ihren iPads und iPhones noch bewerten – mit «gaga», «jöö» oder «funny». 

Die meist verteilte Auszeichnung ist übrigens «gaga».