«Es tönt verrückt: Steve Schild (28) aus Balterswil TG möchte seine Existenz auf der Erde aufgeben, um sein Leben auf dem Mars zu beschliessen.» Das schreibt der «Blick am Abend». Das Gratisblatt verrät auch, was Schild erwartet: «Eine Temperatur von minus 55 Grad Celsius, jede Menge Sandstürme und eine lebensfeindliche Atmosphäre.» Dazu die Frage: «Meint er das ernst?»

Ja, sicher, wird der muntere Thurgauer sagen. Schild geniesst öffentliche Aufmerksamkeit, seit er sich um die Teilnahme an einer angeblich geplanten Reality-Fernsehshow beworben hat. Eine holländische Produktionsfirma will 2023 vier Astronauten auf Nimmerwiedersehen ins All Richtung Mars schicken. Schild fühlt sich dazu prädestiniert, weil er es mit Ausdauerrutschen im Hallenbad schon ins Guinnessbuch der Rekorde schaffte.

Als Leser mag man die Geschichte als Ausrutscher eines Boulevardblatts sehen. Weit gefehlt: Der «Blick am Abend» beruft sich auf den «Tages-Anzeiger», der dem geltungsbedürftigen Thurgauer ein Interview gönnte. Man erfährt, dass er vor der Mars-Reise seiner Freundin «ein Kind schenken will». 

Die Geschichte darf auch in der NZZ nicht fehlen: Sie widmet dem Möchtegern-Abenteurer allen Ernstes zwei Spalten. Die Zeitung problematisiert den Fall sogar: «Es stellen sich auch ethische Fragen.»

Zumindest medienethische, denkt der Leser, der sich nicht ganz ernst genommen fühlt. Er erinnert sich an den Fall Barbara Burtscher. Die Medien feierten die Wattwilerin vor zwei Jahren als künftige Nasa-Astronautin. Zu Unrecht, denn Burtscher hatte lediglich eine Art Verkehrshaus im US-Bundesstaat Alabama besucht.