Als Ende Jahr ein Airbus der malaysischen Flug­gesellschaft Air Asia ins Meer abstürzte, erfuhren Medienkonsumenten lange nicht, was passiert war. Von der ersten Nachricht an war für die Medien aber klar: Bei Air Asia handelt es sich um eine «Billig-Airline» – fast alle Journalisten erwähnten diesen Begriff. Vom Airbus der «malayischen Billigairline Air Asia» fehle jede Spur, schrieb etwa die «Zürichsee-Zeitung». Ein Flugzeug der «malaysi­schen Billigfluglinie Air Asia» sei spurlos vom Radar verschwunden, stand in der NZZ. Der «Tages-An­zeiger» schrieb von Air Asia als einem «der gröss­ten Billigflieger der Welt». Die Reihe liesse sich beliebig fortsetzen. 

Umgekehrt fiel es im Frühling 2014 keinem Journalisten ein, nach dem mysteriösen Verschwin­den einer Maschine der Malaysian Airlines von einer «Teuer-Airline» zu schreiben. Denn jeder weiss aus eigener Erfahrung: Es gibt keine billigen oder teuren Airlines mehr, nur noch billige und teure Sitze. Je nach Destination und Buchungszeitraum verkaufen vermeintlich teure Airlines wie Swiss, British Airways oder Air France günstigere Tickets als vermeintliche Billig-Airlines wie Easyjet oder Air Berlin. Und umgekehrt.

Die Frage stellt sich, was die Journalisten mit dem Begriff «Billigflieger» sagen wollten. Alles halb so schlimm – wer billig fliegt, muss halt mit einem Absturz rechnen? Das wäre nicht nur pietätlos, sondern auch ein Fehlschluss. Denn ein Blick in die Sicherheitsstatistik 2013 des deutschen Unfallunter­suchungsbüros JADEC zeigt: Air Asia schneidet im weltweiten Vergleich punkto Sicherheit gut ab. 2013 lag das Unternehmen unter anderem vor der Swiss oder vor der Air France.