Die Ombudsstelle der SRG steht allen Personen offen, die sich über eine Produktion von SRF beschweren wollen. Bis Ende März 2020 ist Roger Blum der Ombudsmann der SRG Deutschschweiz. In seiner vierjährigen Tätigkeit musste er nur zweimal in den Ausstand treten: «Einmal, weil ein ehemaliger Klassenkamerad Beanstander war. Und einmal, weil die Basellandschaftliche Kantonalbank, bei der ich ein Konto habe, eine Beanstandung einreichte.» 

Seine Nachfolgerin wird wahrscheinlich häufiger in den Ausstand treten. Sie heisst Esther Girsberger und ist Chefin der Agentur Speakers.ch AG. Sie vermittelt Redner für Workshops, Tagungen oder Symposien. Die Redner sind etwa Ex-Bundesräte, redselige Wissenschafter – und vor allem SRG-Mitarbeiter, die froh sind um einen finanziellen Zustupf. Ihre Rednerliste liest sich wie das Organigramm der SRG: Röbi Koller, Nik Hartmann, Sandro Brotz, Katja Stauber, Franz Fischlin, Florian Inhauser, Reto Lipp, Nicoletta Cimmino, Arthur Honegger, Sascha Rufer und Mona Vetsch. Mehr als 40 SRG-Topshots stehen bei ihr unter Vertrag. 

Girsbergers Agentur verdient bis zu 10 Prozent an den Gagen ihrer Redner. Das Geld sei ihr vergönnt. Aber: Kann eine Redneragentin gleichzeitig Schiedsrichterin sein, wenn ihre Kunden von einer Beanstandung betroffen sind? Girsberger: «Ich sehe zwischen meiner Tätigkeit als Agenturinhaberin für die Vermittlung von Referierenden sowie meiner Rolle als Ombudsfrau keinen Interessenkonflikt.»  Auch die Präsidentin des Publikumsrats sieht kein Problem. Das ist das Gremium, das Girsberger als neue Ombudsfrau gewählt hat. Girsberger trete in den Ausstand, wenn es um einen ihrer Redner gehe.

Die Frage ist also nicht, wann Girsberger in den Ausstand tritt, sondern eher, wann sie überhaupt arbeiten kann – bei so vielen Kunden aus dem SRF-Personal.