Reisegepäckversicherung - Zusätzliche Absicherung meist überflüssig
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saldo 12/2001
20.06.2001
Reisegepäckversicherungen für die Ferien sind oft überflüssig, denn Diebstähle sind in der Regel schon durch die Hausratversicherung gedeckt.
Rico Weber (Name geändert) und seine Frau verbrachten im letzten Mai Ferien auf Lanzarote. Gleich bei der Ankunft mieteten sie ein Auto. Das billigste, denn auf Komfort kam es ihnen nicht an. Auf einem Ausflug entdeckten sie eine abgelegene Bucht. Sie versteckten das Geld und ihre Kamera unter dem Fahrersitz, schlossen den Wagen mit de...
Reisegepäckversicherungen für die Ferien sind oft überflüssig, denn Diebstähle sind in der Regel schon durch die Hausratversicherung gedeckt.
Rico Weber (Name geändert) und seine Frau verbrachten im letzten Mai Ferien auf Lanzarote. Gleich bei der Ankunft mieteten sie ein Auto. Das billigste, denn auf Komfort kam es ihnen nicht an. Auf einem Ausflug entdeckten sie eine abgelegene Bucht. Sie versteckten das Geld und ihre Kamera unter dem Fahrersitz, schlossen den Wagen mit dem Schlüssel ab und warfen sich in die Wellen.
Nach dem Bad suchten sie vergebens nach ihren Kleidern. Auch das Geld (400 Franken) und die neue Kamera (1780 Franken) waren weg!
Wie konnte das passieren? Das Auto war doch abgeschlossen und Einbruchsspuren waren nicht erkennbar. Des Rätsels Lösung: Billige Autos zu knacken, ist für Diebe kein Problem: Sie wuchten das dünne Blech der Türe auf und bedienen sich. Nach dem Beutefang biegen sie alles wieder hübsch zurecht.
Zurück im Hotel telefonierte Weber mit saldo: «Weil mich die Prämie für die Reisegepäckversicherung reute, bleibt wohl der ganze Schaden an mir hängen. Ich könnte mir die Haare raufen!»
Die meisten Leute sind schon vorher versichert
Rico Webers Haarpracht ist gottlob nicht in Gefahr. Es stellte sich nämlich heraus, dass er bereits eine Hausratversicherung mit dem Zusatz «einfacher Diebstahl auswärts» für eine Schadenssumme von 3000 Franken abgeschlossen hatte. Endgültig verloren sind zwar die 400 Franken, denn Bargeld kann in der Regel nicht versichert werden. Die Kleider und die Kamera jedoch werden nach Abzug des üblichen Selbstbehalts von 200 Franken entschädigt. Weber muss also lediglich noch bei der Polizei am Ferienort Anzeige erstatten und dann den Diebstahl seiner Versicherung melden.
Wer den «einfachen Diebstahl auswärts» bei seiner Hausratversicherung noch nicht mit versichert hat, kann das jederzeit nachholen. Die Prämien bewegen sich zwischen 30 und 50 Franken pro 1000 Franken Versicherungssumme. Der Schutz gilt hier nicht nur während der Ferien, sondern das ganze Jahr über.
Wie Rico Weber haben aber viele Menschen keine Ahnung, ob, wofür und in welchem Umfang sie versichert sind. Aus übertriebener Vorsicht schliessen sie darum beim Buchen ihrer Ferien Policen aller Art ab. Quasi nach dem Motto: «Doppelt genäht hält besser.» Das ist natürlich Unsinn. Wer doppelt versichert ist, ist nicht besser versichert - nur teurer. Vernünftiger und billiger wäre, den Versicherungsschutz vor der Reise abzuklären. Damit lässt sich einiges sparen, denn die Prämie für die unnötige Reiseversicherung kann je nach Versicherungssumme, Personenzahl, Feriendauer und Reiseziel einen schönen Batzen kosten.
Die Reisegepäckversicherung: Ein fragwürdiger Schutz
Zugegeben - eine Reisegepäckversicherung erfasst ein weiteres Spektrum als die Hausratversicherung. Sie springt nicht nur bei Diebstahl ein, sondern auch bei Beschädigung oder Verlust des Gepäcks. Ausserdem kann sie gezielt für die Dauer der Ferien abgeschlossen werden.
Allerdings hat die Sache einen Haken: Im Gegensatz zur Hausratversicherung kann die Reisegepäckversicherung die Leistung schon bei geringer Verletzung der Sorgfaltspflicht verweigern - etwa, wenn das Gepäck beim Lesen des Fahrplans oder mit Hilfe eines Ablenkungsmanövers von raffinierten Taschendieben gestohlen wird.
Auch wer sein Auto an einem «gefährlichen» Ort parkiert, hat bei einem Aufbruchdiebstahl vielleicht das Nachsehen, weil ihm die Versicherung Fahrlässigkeit vorwerfen kann. Aber gerade in solchen Situationen ereignen sich die meisten Diebstähle - und es befremdet, wenn sich eine Reisegepäckversicherung ausgerechnet um diese Risiken drückt.
Hans Ruedi Schmid
Diebstahl auf Reisen - was tun?
Versicherungstipps
- Das Diebstahlrisiko auf Reisen kann bei der Hausratversicherung unter dem Zusatz «einfacher Diebstahl auswärts» versichert werden. Eine spezielle Reisegepäckversicherung vor den Ferien ist daher in der Regel überflüssig.
- Beim Verlust von Gepäck während des Transports haftet die Transportgesellschaft beschränkt (Fluggesellschaften zum Beispiel mit 38 Franken pro kg).
Reisetipps
- Teure Luxussachen zu Hause lassen.
- Quittungen und Fotos als Beweise für die gestohlenen Sachen aufbewahren.
- Diebstahl sofort bei der Polizei am Ferienort melden.