Bin ich knausrig? Diese Frage stellte ich mir, nachdem mich letzthin ein Pro-Juventute-Mann angerufen hatte. Doch der Reihe nach: Ich gehöre zu den ­regelmässigen Spendern der Stiftung. ­Deshalb wunderte ich mich nicht, als der Anruf kam und der Pro-Juventute-Mann mich fragte, ob er mir wieder einen Einzahlungsschein schicken dürfe. Ich fand es sogar ­ausgesprochen nett, dass er vorher fragte. Und selbstverständlich stimmte ich zu.

Eigentlich wollte ich schon auflegen. Doch der Mann hatte noch eine «administrative Frage»: Ob er mir einen Einzahlungsschein über 100, 120 oder 150 Franken schicken ­solle, wollte er wissen. Ich war ein bisschen überrascht. Denn an sich hatte ich einen ­Einzahlungsschein erwartet, auf dem ich den Spendenbetrag selbst eintragen kann. Stattdessen kam es mir vor, als würde mir der ­Tarif erklärt: Mit 100 Franken wäre ich ein bisschen knausrig. Mit 120 Franken ­stünde ich schon besser da. Aber angemessen wären eigentlich 150 Franken.

Ich liess mich nicht beirren und verlangte trotzdem einen Blanko-Einzahlungsschein. Der kam ein paar Tage später. Aber nicht ­allein – sondern in Begleitung. Der gewünschte Blanko-Einzahlungsschein war beschriftet mit: «Freier Spendenbetrag.» Der zusätzliche 150-Franken-Einzahlungsschein mit: «Unser Spendenvorschlag.»

Gute Vorschläge in Ehren. Aber ich ­entscheide gerne selbst, wie viel ich spende. Und auch wem. Deshalb überlege ich mir sehr gut, ob ich nicht lieber eine andere ­Organisation unterstützen will. Eine Organisation vielleicht, die mich wie einen Spender behandelt, nicht wie einen Schuldner.