Die roten Preisschilder in Lidl-Filialen sind zurzeit nicht zu übersehen. Der Discounter wirbt in Läden und auf Prospekten damit, er habe über 100 Bio-Produkte «dauerhaft im Preis reduziert».
saldo hat Mitte Februar bei Aldi, Coop, Lidl und der Migros die Preise für 36 Bio-Lebensmittel verglichen. Ergebnis: Wer Bio-Ware einkaufen will, kann bei Lidl tatsächlich viel Geld sparen, ebenso bei Aldi. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Bei Lidl kostete der Bio-Warenkorb mit Fr. 105.43 am wenigsten. Knapp dahinter folgt Aldi mit Fr. 108.58. Bei 23 der 36 Artikel waren die Preise von Aldi und Lidl gleich.
- Coop und Migros verlangten für den gleichen Warenkorb deutlich mehr. In der Migros betrug der Gesamtpreis Fr. 135.38. Er war damit 28 Prozent höher als bei Lidl. Bei Coop zahlte man Fr. 144.19 – das entspricht einem Zuschlag von 37 Prozent gegenüber Lidl.
- Der «K-Tipp» verglich bereits im Herbst 2023 die Preise von 40 Bio-Lebensmitteln. Auch damals waren die Produkte bei Lidl am günstigsten («K-Tipp» 14/2023). Im Vergleich dazu zeigt sich in der aktuellen Stichprobe: Die Preise für Bio sind sowohl bei Migros und Coop als auch bei Aldi und Lidl gesunken. 64 von 144 erfassten Artikeln wurden günstiger, bei 16 stieg der Preis. 36 von 40 Produkten aus dem «K-Tipp»-Vergleich waren Mitte Februar noch überall verfügbar.
- Insgesamt sind die Preisdifferenzen zwischen Coop/Migros und Aldi/Lidl im saldo-Warenkorb noch grösser als im «K-Tipp»-Preisvergleich vom letzten September. Coop und Migros senkten seither ihre Preise für Bio um 4 respektive 3 Prozent. Bei Aldi und Lidl beträgt der Preisabschlag im Vergleich zum Herbst 6 Prozent.
Bio-Label von Aldi strenger als Migros Bio und Knospe
Coop und Migros begründen ihre Preise unter anderem mit den strengeren Anforderungen der Schweizer Bio-Labels Knospe und Migros Bio gegenüber den europäischen Bio-Labels. So müsse etwa immer der gesamte Hof Bio-Kriterien erfüllen, Farbstoffe und Aromen seien verboten.
Bei Schweizer Nahrungsmitteln hält diese Begründung einer Überprüfung nicht stand: 12 der 36 Produkte im Warenkorb stammen bei allen Händlern aus der Schweiz. Sie erfüllen alle mindestens die Richtlinien von Bio Suisse – auch bei Aldi und Lidl. Konsumenten bleibt dies jedoch verborgen, weil Bio Suisse auf Druck von Coop verhindert, dass Aldi und Lidl die Knospe verwenden dürfen (saldo 16/2022).
Aldi verkauft zudem Produkte wie Butter, Eier, Joghurt, Quark, Milch, Zwiebeln und Rüebli unter dem Label «retour aux sources». Dessen Vorgaben sind strenger als jene von Bio Suisse (saldo 10/2022). Anders als die Knospe verbietet Aldi den Einsatz von Antibiotika.Trotzdem sind die Aldi-Produkte günstiger. Beispiele: Vollmilch mit dem Label «retour aux sources» kostet bei Aldi Fr 1.79, bei Coop mit der Knospe von Bio Suisse Fr. 1.95. Beide Produkte stammen aus der Molkerei Biedermann im thurgauischen Bischofszell.
Beim Rahmtilsiter erfüllt sowohl das Produkt von Aldi als auch jenes von Coop die Standards von Bio Suisse. Beide stammen gemäss Verpackung von der Hardegger Käse AG in Jonschwil SG. Einziger Unterschied: Bei Coop zahlen die Konsumenten für 200 Gramm Tilsiter 10 Rappen mehr als bei Aldi.
Coop bewirbt in seinen Supermärkten zurzeit Preissenkungen mit dem Spruch «Für ein Vorurteil weniger. Günstiger als du denkst». So koste zum Beispiel der Mandeldrink «Karma Bio Almond» statt Fr 3.35 nur Fr. 3.25 pro Liter. Das ist aber noch immer deutlich mehr als bei der Konkurrenz: Ein Bio-Mandeldrink kostet bei Lidl und Aldi nur Fr 1.89.
Kein Vorurteil, sondern eine Tatsache: Bei 28 von 36 Bio-Lebensmitteln im saldo-Warenkorb war Coop am teuersten.