Das Notrufsystem vieler Lifte läuft über das analoge Netz. Der Vorteil: Analoge Telefone funktionieren auch ohne Strom. Das ist bei ­einem Hausbrand wichtig oder bei einem Stromaus­fall aus anderen Gründen: «Genau dann muss der Notruf zuverlässig funktionieren, weil der Lift stehenbleibt und jemand im Lift eingeschlossen sein kann», sagt Silvan Tognella, Geschäftsführer des Alarmgeräteherstellers Leitronic AG.

Das analoge Telefonnetz soll nach dem Willen von Swisscom Ende 2017 ausser Betrieb gehen. Gemäss Swisscom müssen deshalb 100 000 der insgesamt über 200 000 Lifte in der Schweiz umgerüstet werden. 

Telefonkunden können von der analogen Telefonie auf die Internettelefonie umsteigen (saldo 8/14). Für Liftbesitzer ist das nicht möglich. Die Internettelefonie funktioniert nicht, wenn der Strom ausfällt.

Umstieg auf GSM-Handynetz nur eine Zwischenlösung  

Die Swisscom sagt, eine Lösung für die Ausfallsicherheit bei der Internettelefonie sei in Vorbereitung. Der Telekomkonzern empfiehlt den Liftherstellern, den Notruf auf das Mobilfunknetz umzuleiten. Am besten auf das moderne und schnelle LTE-Mobilfunknetz. Nur: Bisher gibt es noch gar kein mit LTE betriebenes Notrufsystem. Grund: Die Swisscom hat den Termin für die Einführung des dafür notwendigen Dienstes Voice-over-LTE immer wieder verschoben.

Aktuell spricht die Swisscom von einer Einführung im zweiten Quartal 2016. Laut Tognella ist aber nicht vor 2017 mit einem  entsprechenden «serienreifen Aufzugsnotrufgerät» zu rechnen. Wenn Liftbesitzer jetzt ihre Lifte umrüsten, müssten sie auf Geräte mit dem älteren GSM-Netz zurückgreifen. Die Kosten für eine solche Umrüstung seien von der Empfangssituation im Lift abhängig. Lifthersteller gehen von 900 bis 2500 Franken pro Lift aus. 

Die Swisscom hat aber angekündigt, auch das GSM-Netz im Jahr 2020 abzuschalten. Das heisst: Wer jetzt auf GSM umrüstet, muss dann ein zweites Mal in die Tasche greifen.

Hausverein empfiehlt, mit dem Umrüsten noch zu warten

Der Hauseigentümerverband hat mit dem Vorgehen von Swisscom kein Problem. Anders der Hausverein Schweiz. Er vertritt ebenfalls Hauseigentümer. Die Umstellungszeit für die Liftbranche sei offensichtlich zu kurz. «Wir empfehlen unseren Mitgliedern, bis Mitte 2016 zuzuwarten», sagt der Hausverein. Unklar ist, ob die Swisscom das analoge Telefonnetz überhaupt abschalten darf. Im Entwurf der neuen Fernmeldeverordnung heisst es, dass die Swisscom auf Wunsch der Kunden auch analoge Schnittstellen anbieten müsse.

Das Bundesamt für Kommunikation schreibt im Bericht zur Verordnung, dass auch 2018 noch viele analoge Geräte im Einsatz seien. Bis am 31. Dezember 2020 müsse die Swisscom daher weiter ein analoges Netz anbieten. Das Bundesamt für Kommunikation rechnet mit einem Entscheid des Bundesrates Mitte 2016.