Am 26. September gab Bundesrat Alain Berset den Anstieg der Krankenkassenprämien 2024 bekannt. Die SRF-Sendung «10 vor 10» suchte nach den Gründen für den Aufschlag. Doch statt kritischer Recherche gab es Antworten von zwei Lobbyisten. Zum ­einen von Felix Schneuwly, einst Lobbyist des Krankenkassenverbands Santésuisse und heute PR-Mann von Comparis.

Das Vergleichsportal verdient Millionen, wenn Kunden dort Krankenkassenofferten einholen. Kein Wunder, teilte Schneuwly die Sicht der Kassen, statt deren Rechtfertigungen für die Prämienerhöhungen zu hinterfragen. Er kritisierte den bei den Kassen unbeliebten Abbau der Reserven – obwohl diese oft höher sind als nötig.

Zum anderen kam der Basler Uni-Professor ­Stefan Felder zu Wort. «Berset hat fast nichts erreicht», sagte der Gesundheitsökonom etwa. Er verschwieg, dass die Pharma eine grosse Mitschuld an den steigenden Krankheitskosten hat. Felders Zurückhaltung erstaunt nicht, denn sein Lehrstuhl wird von der Pharma­industrie finanziert. Von deren Verband erhielt er bei Amtsantritt sogar 300'000 Franken für seine Pensionskasse, wie die «Rundschau» von SRF vor Jahren aufdeckte.

Journalisten sollten solche Hintergründe ­offenlegen. «10 vor 10» aber sagte kein Wort zur Nähe Felders zur Pharmaindustrie oder zur Zusammenarbeit von Comparis mit den Kassen.

SRF stimmt saldo auf Anfrage zu: Es sei sinnvoll, zentrale oder problematische Interessenbindungen offenzulegen. Das widerspreche ­jedoch manchmal «dem Anspruch von SRF, Beiträge möglichst verständlich zu gestalten».

Verständlich kommt von verstehen. Und verstehen kann man einen Beitrag nur, wenn die Interessenbindungen der befragten «Experten» bekannt sind.