«Man muss absolut fit sein», Dominik Wicki, 26
Mit einem Fallschirm über steile Hänge brettern: Das ist Speedflying. Dominik Wicki sagt, er habe Glück gehabt, dass ihm bisher nichts Schlimmes passiert ist.
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Gesundheitstipp 01/2011
15.01.2011
Letzte Aktualisierung:
18.01.2011
Dani Winter
Dominik Wicki, warum stürzen Sie sich mit einem Fallschirm am Rücken und Ski an den Füssen über steile Felswände?
Als Speedflyer komme ich auf unberührte Schneefelder, die niemand ausser mir erreicht. Und wenn ich genug lange im Pulverschnee gefahren bin, fliege ich einfach davon. Das Gefühl, das ich bei einem Flug habe, lässt sich schwer beschreiben. Der Flug selbst dauert nur wenige Minuten. Aber danach stehe ich u...
Dominik Wicki, warum stürzen Sie sich mit einem Fallschirm am Rücken und Ski an den Füssen über steile Felswände?
Als Speedflyer komme ich auf unberührte Schneefelder, die niemand ausser mir erreicht. Und wenn ich genug lange im Pulverschnee gefahren bin, fliege ich einfach davon. Das Gefühl, das ich bei einem Flug habe, lässt sich schwer beschreiben. Der Flug selbst dauert nur wenige Minuten. Aber danach stehe ich unten mit glänzenden Augen und einem dicken Grinsen im Gesicht.
Viele Speedflyer bezahlen diesen Spass mit ihrem Leben.
Das ist so. Speedflying ist eine Sportart, die kaum Fehler verzeiht. Am heikelsten sind Start und Landung – wie immer beim Fliegen. Was mir zu denken gibt: Nicht nur übermütige Anfänger sind tödlich verunglückt, sondern auch erfahrene und besonnene Athleten. Es ist wichtig, dass wir die richtigen Lehren aus diesen Unfällen ziehen.
Was haben Sie daraus gelernt?
Eine seriöse Vorbereitung ist sehr wichtig. Das fängt bei einem selbst an. Man muss absolut fit sein. Genauso wichtig ist, dass man das Gelände gut kennt. Fremdes Terrain muss man intensiv besichtigen, bevor man es befliegt. Und wenn die Wetterverhältnisse schlecht sind, muss man auf einen Start verzichten können.
Das ist schwierig, wenn man oben steht.
Das stimmt. Die Versuchung ist gross, dass man sich sagt: Ach, das geht schon noch. Die Unfälle zeigen aber, man muss Nein sagen können.
Hatten Sie schon einmal einen Unfall?
Glücklicherweise noch nie mit ernsthaften Folgen. Vor zwei Jahren stürzte ich in einem steilen Schneefeld. Ich war zwar nicht in der Luft, sondern fuhr auf meinen Ski. Ich hatte ziemliches Glück und kam mit einer oberflächlichen Wunde davon. Doch wenn ein solcher Sturz über einem steilen Abgrund passiert, kann das fatal enden.
Was sagen Ihre Eltern zu Ihrem Hobby?
Meine Mutter hatte anfänglich keine Freude daran. Aber sie versteht, was mir das Speedflying bedeutet, und akzeptiert es. Ich ziehe oft mit meinem Bruder los. Das hat den Vorteil, dass wir aufeinander schauen und uns notfalls helfen können.
Aber ist es nicht irrwitzig, das Glück derart herauszufordern?
Wenn Sie mit dem Töff über Alpenpässe fahren, gehen Sie auch ein Risiko ein. Mir persönlich bringt der Sport so viel Lebensqualität, dass ich nicht mehr darauf verzichten will und das Risiko in Kauf nehme.
Fällt Ihnen das leichter, weil Sie ungebunden sind und keine Kinder haben?
Ja, das spielt sicher eine Rolle. Aber es ist mir auch wichtig, zu zeigen, dass wir keine todessehnsüchtige Spinner oder hirnlose Draufgänger sind. Ich übe meinen Sport mit Verantwortung und Respekt aus.
Zur Person: Dominik Wiki
Der 26-jährige Dominik Wicki wohnt in Wilderswil BE. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Gleitschirmpilot mit Tandemflügen. Daneben studiert er Industriedesign.