Last-Minute-Angebote häufig keine Schnäppchen
Kurzfristige Reiseangebote können günstiger oder teurer sein. Wer last minute bucht, sollte deshalb unbedingt vorher die Preise vergleichen.
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saldo 11/2013
09.06.2013
Letzte Aktualisierung:
11.07.2013
Jonas Arnold
Der Schweizerische Reisebüro-Verband vermeldete Ende Mai einen Run auf Last-Minute-Angebote. Grund dafür sei das anhaltend schlechte Wetter im Frühjahr – viele Schweizer hätten kurzfristig dem Regen entfliehen wollen.
Mit «last minute» verbindet man in der Regel nicht nur ein kurzfristiges, sondern auch ein besonders günstiges Angebot. saldo prüfte nach, ob das stimmt. Dazu wurden 50 «Last-Minute»-Angebote für die...
Der Schweizerische Reisebüro-Verband vermeldete Ende Mai einen Run auf Last-Minute-Angebote. Grund dafür sei das anhaltend schlechte Wetter im Frühjahr – viele Schweizer hätten kurzfristig dem Regen entfliehen wollen.
Mit «last minute» verbindet man in der Regel nicht nur ein kurzfristiges, sondern auch ein besonders günstiges Angebot. saldo prüfte nach, ob das stimmt. Dazu wurden 50 «Last-Minute»-Angebote für die Zeit zwischen Mitte Juni und Anfang Juli verglichen – einerseits mit den aktuellen Preisen der Reiseveranstalter, andererseits mit den ursprünglich publizierten Katalogpreisen. Die Preise gelten für zwei Personen. Stichtag war der 31. Mai.
Ergebnis: Nur in 23 von 50 Fällen war das Last-Minute-Angebot günstiger als der aktuelle Preis der Reiseveranstalter. In 21 Fällen war es umgekehrt. 6 Reisen waren genau gleich teuer. Auffallend: Häufig lagen der aktuelle Preis und der Last-Minute-Preis über dem ursprünglichen Katalogpreis. Beispiele:
- Eine Woche Halbpension (13. bis 20. Juni) im 5-Sterne-Hotel Doubletree by Hilton auf der griechischen Insel Kos inklusive Flug mit Edelweiss Air ab Zürich kostete auf der Website Lastminuteangebote.ch 3186 Franken. Kuoni bot die Reise am Stichtag selbst für 3171 Franken an. Doch das ist ebenfalls über 300 Franken teurer als der ursprüngliche Katalogpreis von Kuoni. Dieser betrug 2830 Franken.
- Die Last-Minute-Internetseite Reisehit.ch bietet eine einwöchige Reise (22. bis 29. Juni) ins 4,5-Sterne-Hotel Sherwood Dreams Resort nach Belek an der türkischen Riviera für 3010 Franken, inklusive Flug ab Zürich und aller Mahlzeiten sowie Getränke. Wer die Reise über Hotelplan.ch bucht, bezahlt 2875 Franken. Im Katalog Anfang Jahr hätte die Reise nur 2244 Franken gekostet.
- Eine Woche (26. Juni bis 3. Juli) im 3-Sterne-Hotel Tora in Paguera auf der Insel Mallorca kostet inklusive Frühstück als Last-Minute-Angebot bei Lastminute.ch 1682 Franken. Hotelplan hat die gleiche Reise für 1348 Franken im Angebot.
Preise auch bei Last-Minute-Reisen nach Angebot und Nachfrage
Für die Reiseveranstalter müssen Last-Minute-Angebote nicht unbedingt günstiger sein als Katalogpreise: «Last Minute sind kurzfristig buchbare Angebote, aber nicht unbedingt Schnäppchen. Sind wenig ‹letzte Plätze› zu verkaufen, ist die Preisreduktion entsprechend geringer», sagt Peter Brun, Sprecher von Kuoni, zu dem auch das Portal Lastminute.ch gehört. Konkret: «Last Minute heisst nicht immer billig», gibt Brun zu. «Hier spielten Angebot und Nachfrage.»
Für Reisende heisst das: Last-Minute-Angebote nicht blind buchen, sondern die Preise zuerst vergleichen. Dabei auch die Kosten fürs Direktbuchen von Flug und Hotel berücksichtigen: Denn wer seine Reise selbst zusammenstellt, spart nochmal bis zu 300 Franken (siehe Kästen links).
Preisvergleich: Selber buchen oft am günstigsten
Auch wer seine kurzfristige Reise selbst zusammenstellt, kann Geld sparen. saldo verglich den Preis für das günstigste Pauschalangebot mit jenem beim Selberbuchen. Das Resultat: Ein Viertel der Angebote war auf eigene Faust gebucht günstiger – zum Teil deutlich:
- Eine Woche (14. bis 21. Juni) im Hotel Los Fariones auf Lanzarote kostet bei Helvetic Tours 1825 Franken. Wer Reise und Flug selber bucht und ein Busticket bei Shuttledirect.com kauft, zahlt 1560 Franken.
- Lastminute.ch bietet eine Woche (28. Juni bis 5. Juli) im Hotel Ferrer Concord Picafort auf Mallorca mit Frühstück für 1575 Franken an. Wer Hotel, Flug und Bustransfer auf Balearictransfer.com selber zusammenstellt, bezahlt 1522 Franken.
- Eine Woche (15. bis 23. Juni) Vollpension im Inselresort Biyadoo Island Resort auf den Malediven kostet bei Helvetic Tours 3825 Franken. Wer das Hotel und den Inseltransfer über Booking.com selber reserviert und den Flug bei Edelweiss bucht, spart fast 150 Franken. Die Reise kostet so 3662 Franken.
Stichtag: 31.5.2013
1 Euro = Fr. 1.28
Tipps: So geht es noch günstiger
Der Begriff Last Minute allein garantiert noch kein billiges Reiseangebot. In den meisten Fällen günstiger geht es aber mit folgenden Tricks:
- Wenn möglich nicht am Wochenende, sondern unter der Woche fliegen und übers Wochenende bleiben.
- Alternative Flughäfen wie Basel und Genf oder Regionalflughäfen wie Friedrichshafen berücksichtigen.
- Nicht zu Beginn der Schulferien verreisen.
- Wer betreffend Reisedestination flexibel ist, kann zum Beispiel bis 48 Stunden vor Abflug mit der Buchung zuwarten. Solche Angebote sind meist deutlich günstiger.