Künstliche Verknappung lässt Pellets-Preise steigen
Immer mehr Leute heizen mit Holz-Pellets. Jetzt erhöhen Händler die Preise, weil Vorräte knapp seien. Dabei verfault tonnenweise Holz im Schweizer Wald.
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saldo 1/2006
18.01.2006
Marc Meschenmoser
Mitte Januar kostet das Heizöl so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr: 78 Franken für 100 Liter. Zahlreiche Hausbesitzer sind nicht mehr bereit, immer tiefer ins Portemonnaie zu greifen und steigen auf günstigere und ökologischere Alternativen wie Holz-Pellets um.
Eine Pellets-Heizung kostet zwar 10 000 bis 15 000 Franken mehr, dafür heizt es sich mit den gepressten Stäbchen aus Sägemehl rund 770 Franken billiger pro Jahr als mit Öl (saldo 15/05). Andreas Keel von der Branc...
Mitte Januar kostet das Heizöl so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr: 78 Franken für 100 Liter. Zahlreiche Hausbesitzer sind nicht mehr bereit, immer tiefer ins Portemonnaie zu greifen und steigen auf günstigere und ökologischere Alternativen wie Holz-Pellets um.
Eine Pellets-Heizung kostet zwar 10 000 bis 15 000 Franken mehr, dafür heizt es sich mit den gepressten Stäbchen aus Sägemehl rund 770 Franken billiger pro Jahr als mit Öl (saldo 15/05). Andreas Keel von der Branchenorganisation Holzenergie Schweiz: «Allein im letzten Jahr hat sich die Zahl der Pellets-Heizungen hier auf 5000 verdoppelt.»
Preiserhöhung bringt Mehrkosten von 190 Franken im Jahr
Doch trotz massiv gestiegener Verkäufe haben die Pellets-Hersteller auf Anfang Jahr die Preise erhöht. Beispielsweise der Branchenriese AEK Pellet AG in Balsthal SO, der letztes Jahr 30 000 der schweizweit produzierten 50 000 Tonnen Pellets herstellte. So kostet eine Tonne verpackt neu 332 statt 294 Franken. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Verbrauch für ein Einfamilienhaus bedeutet das Mehrausgaben von rund 190 Franken. Begründung von Walter Wirt, Geschäftsleiter der AEK Pellet AG: «Sägemehl als Pellets-Rohstoff ist im Winter knapp und teurer. Diesen Preisanstieg von 8 Prozent müssen wir den Konsumenten weiterbelasten.» Ganz wohl scheint dem Händler dabei aber nicht zu sein. Wirt verspricht, «den Preis im Frühling wieder um 4 bis 5 Prozent zu senken».
Die Industrie bestreitet, nach den gestiegenen Erdöl- und Gaspreisen die günstige Gelegenheit ausgenutzt zu haben. Doch die Goldgräberstimmung in der Pellets-Industrie ärgert selbst das Bundesamt für Energie. Vizedirektor Michael Kaufmann: «Dass Pellets-Preise steigen, sobald das Heizöl teurer wird, ist ein schlechtes Signal für die Konsumenten. Die Schweizer Pellets-Industrie muss jetzt einen Zacken zulegen und die Produktion möglichst schnell ausbauen.»
In Österreich kostet eine Tonne Pellets nur 260 Franken
Laut Holzfachmann Urs Elber ist die aktuelle Knappheit «künstlich erzeugt». Elber: «Über 50 Prozent des Schweizer Holzes verfault ungenutzt in den Wäldern. Daraus liessen sich jährlich mindestens 1,25 Millionen Tonnen Pellets herstellen.» Ingenieur Elber plant zusammen mit Ortsgemeinden den Bau von 20 regionalen Pellets-Fabriken bis 2012. Die erste soll im Herbst in der Region Olten für 300 Franken pro Tonne Pellets aus regionalem Holz anbieten können.
Dass es auch ohne Preiserhöhungen geht, zeigt das Beispiel Österreich: Hier ist der Preis seit 2003 jeden Winter gleich geblieben - bei günstigen 260 Franken pro Tonne, inklusive Lieferung. So heizt sich ein Einfamilienhaus ennet der Schweizer Grenze pro Jahr satte 400 Franken günstiger. Zudem: Der Vorarlberger Pellet-Händler Ländle Pellets liefert auch in die Ostschweiz - seit drei Jahren zum gleichen Preis. Geschäftsführer Bernd Hagen: «Der Rohstoff wurde minim teurer. Doch dank des Mehrumsatzes mussten wir die Preise nicht erhöhen.»
Hausbesitzer, die auf eine Pellet-Heizung umstellen, erhalten in einigen Kantonen (AG, BL, TG, ZH) und der Westschweiz Subventionen, in Schaffhausen gar 4500 Franken. Infos: www.energie-schweiz.ch unter «Energie in meinem Kanton», «Finanzielle Förderung».