Konsumenten zahlen happige Aufschläge auf Biogemüse
Ein Vergleich der Einkaufs- und Ladenpreise zeigt: Konsumenten zahlen bei Coop und Migros für Biogemüse zum Teil mehr als das Doppelte des Einkaufspreises.
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saldo 06/2023
04.04.2023
Letzte Aktualisierung:
18.04.2023
Daniel Bütler
Die Migros warb Mitte März: «Bio zu fairen Preisen? Natürlich!» Das sehen Biobauern wohl anders. Gemüsehändler legten saldo die Liste mit den Einkaufspreisen vor, die Coop und Migros Mitte März für verkaufsfertig abgepacktes Biogemüse bezahlten. Daraus berechnete saldo die Preisaufschläge der Grossverteiler. Ergebnis: Das Gemüse kostet im Laden meist zwischen 50 und 90 Prozent mehr als im Einkauf.
Biolauch et...
Die Migros warb Mitte März: «Bio zu fairen Preisen? Natürlich!» Das sehen Biobauern wohl anders. Gemüsehändler legten saldo die Liste mit den Einkaufspreisen vor, die Coop und Migros Mitte März für verkaufsfertig abgepacktes Biogemüse bezahlten. Daraus berechnete saldo die Preisaufschläge der Grossverteiler. Ergebnis: Das Gemüse kostet im Laden meist zwischen 50 und 90 Prozent mehr als im Einkauf.
Biolauch etwa kaufte die Migros nach Angaben der Produzenten für Fr. 4.50 pro Kilo ein, die Kunden bezahlten aber Fr. 7.40. Biopastinaken erstand Coop für einen Kilopreis von Fr. 4.40, die Konsumenten blätterten dafür 9 Franken hin. Coop wollte diese Einkaufspreise «nicht bestätigen». Und die Migros behauptet: «Diese Zahlen schiessen an der Realität vorbei.»
Hans-Ulrich Müller ist pensionierter Biogemüsebauer aus Bibern SO. Er handelte als Vertreter der Gemüsebauern jahrzehntelang mit Coop und Migros die Preise für Biolagergemüse aus. Der Preisdruck sei massiv gestiegen: «Für Biokarotten erhielten wir vor rund 30 Jahren Fr. 1.30 pro Kilo. Letztes Jahr waren es nur noch 85 Rappen.» In den Läden von Coop und Migros kostete ein Kilogramm Biorüebli Fr. 2.80. «Die Detailhändler schlagen mehr als die Hälfte auf den Einkaufspreis, bloss um das Produkt ins Regal zu legen», kritisiert Müller. «Das Risiko hingegen tragen die Bauern.»
Biobauern bekamen für ihr Gemüse 2022 rund 5 Prozent weniger als im Vorjahr, während die Ladenpreise für Biogemüse im Durchschnitt um 4,5 Prozent stiegen. Haben Coop und Migros ihre Margen erhöht? Coop verneint. Die Migros nimmt keine Stellung. Beide Detailhändler sagen, ihre Gewinnmargen seien beim Biogemüse nicht höher als bei konventionellen Produkten. Zahlen nennen sie aber nicht.
Biogemüse 70 Prozent teurer als konventionelle Produkte
Einige Untersuchungen weisen auf höhere Biomargen hin. Biolebensmittel waren gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft 2022 im Laden rund 50 Prozent teurer als konventionelle. Bei Gemüse betrug der Bioaufschlag satte 70 Prozent.
Der Ökonom Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz sagt: «Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Grossverteiler höhere Margen auf Bioprodukten haben, auch wenn sie etwas anderes sagen.» Würden Coop und Migros die Margen senken, «könnten sie den Produzenten mehr bezahlen und die Preise für die Kunden senken».