Kürzlich lag eine Busse wegen überhöhter Geschwindigkeit in unserem Briefkasten. Ich war überrascht, denn ich gebe mir alle Mühe, mich stets an die Verkehrsregeln zu halten. 58 Kilometer pro Stunde soll ich mit dem Auto auf der Kirchenfeld­strasse in Bern gefahren sein. Erlaubt sind 50. Nach Abzug einer Messtoleranz kam die Polizei zum Schluss, dass ich mit Tempo 53 gefahren sein müsse. Die Busse betrug 40 Franken.

Einen Monat später lag schon wieder ein Brief der Kantonspolizei im Kasten. Ich las: «Bei der Sie betreffenden Messung kam es zu einem Fehler.» Was – wie sich herausstellte – ein bisschen beschönigt war: Einen Fehler gab es nicht nur bei mir, sondern auch bei 9603 anderen Autolenkern.

Der Grund: Auf der besagten Strasse misst die Polizei die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge neuerdings mit zwei Kontaktstreifen, die in den Asphalt eingelassen sind. Normalerweise liegen sie 2,5 Meter auseinander. So war die Software auch programmiert. Aber auf der Kirchenfeldstrasse und an drei weiteren Messstellen beträgt der Abstand nur 2,2 Meter. Deshalb errechnete das System um 14 Prozent zu hohe Geschwindigkeiten.

Die Polizei beschloss, uns allen die Busse zu erlassen. Das sorgte für viel Arbeit. Denn Tausende Autofahrer hatten die Busse bereits bezahlt. Ich auch. Die Polizei musste um die 7000 Bussen zurückerstatten.

Trotz allem verdient die Polizei ein Lob. Zehn Tage nach dem Entschuldigungs­schreiben war das Geld schon wieder auf ­unserem Konto. Das ging so schnell – ­es war schon fast eine Tempoüberschreitung.