Ganz ohne Anstrengung und innert kürzester Zeit mit dem Rauchen aufhören – das versprechen Hypnosetherapeuten. Bei dieser Therapie soll der Patient einen Zustand tiefer Entspannung erreichen, während der Therapeut durch gezielte Fragen die schlechten Gewohnheiten zum Verschwinden bringt.
In der Schweiz bieten mehr als 1000 Hypnosetherapeuten ihre Dienste an. Einer davon ist Stefan Meier aus Rupperswil AG. Die Methode sei «hochwirksam», schreibt er auf seiner Website. Das sei wissenschaftlich erwiesen. Für den «langfristigen Erfolg» würden meist ein bis zwei Sitzungen ausreichen. Kostenpunkt: 180 Franken für eine erste Beratung von 90 Minuten.
Etwas teurer ist Hypnosetherapeutin Nicole Wackernagel aus Frauenfeld TG. Sie verspricht, dass man mit ihrer Hilfe «sofort Nichtraucher werden» könne. Das zweistündige Coaching mit einem anschliessenden Kontrolltermin kostet bei ihr 590 Franken.
Studien zeigen keinen Beleg für die Wirkung von Hypnose
Experten sind skeptisch. Die unabhängigen Wissenschafter der Cochrane Collaboration Österreich kamen kürzlich zu dem Ergebnis: Es gibt keinen Beleg, dass Hypnose bei der Rauchentwöhnung hilft. Die Forscher werteten 14 Studien aus. Sie untersuchten dabei vor allem, ob der Therapieerfolg auch längerfristig anhielt, also mindestens sechs Monate lang. Die Studienergebnisse widersprachen sich jedoch stark. Ausserdem war die Anzahl Teilnehmer sehr klein. Die Bilanz der Cochrane-Experten: «Es ist unsicher, ob die Hypnose besser wirkt als gar keine Therapie.»
Catherine Abbühl leitet die telefonische Rauchstopp-Helpline der Krebsliga Schweiz. Dort rufen gelegentlich auch Raucher an, die bereits Hypnose ausprobiert haben. Ihr Fazit: «Die meisten sind bald wieder rückfällig geworden.»
Abbühl rät nicht zu passiven Methoden wie Akupunktur, Hypnose und Handauflegen. Medikamente wie Vareniclin lindern zwar die Entzugssymptome, haben aber starke Nebenwirkungen wie Brechreiz oder Schlafstörungen. Besser ist es laut Abbühl, auf die eigene Motivation zu setzen. Dazu gehört zum Beispiel der «kalte Entzug». Dabei hört man ohne Ersatzprodukte von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen auf. Das Verlangen nach Nikotin dauere jeweils nur etwa drei Minuten. Gegen den gewohnheitsmässigen Griff zur Zigarette hilft es laut Abbühl, sich eine andere Beschäftigung für Mund und Hände zu suchen.
Die Motivation ist für den Erfolg entscheidend
Forscher der Universität Sydney fanden vor zehn Jahren heraus, dass der kalte Entzug sehr erfolgversprechend ist. Sie werteten mehr als 500 Studien aus und stellten fest: Bis zu 75 Prozent der Raucher schafften es, ohne Nikotinersatz, Medikamente oder Psychotherapie von ihrem Laster loszukommen. Entscheidend für den Erfolg war die Motivation des Rauchers.
Wer Unterstützung benötigt, dem rät Catherine Abbühl zu einem professionellen Beratungsgespräch. Kantonale Beratungsstellen sowie die Rauchstopp-Helpline der Krebsliga (0848 000 181, Mo–Fr von 11–19 Uhr) oder der Hausarzt vermitteln entsprechende Adressen. In mehreren Gesprächen versuchen dann ein Arzt oder Psychotherapeut, die Ursachen für die Sucht herauszufinden und zusammen mit den Betroffenen eine passende Strategie zu entwickeln.
Stefan Meier schreibt saldo, er würde sich auch mehr wissenschaftliche Studien zur Hypnose wünschen. Auf seiner Website steht nun nicht mehr, die Methode sei wissenschaftlich erwiesen. Nicole Wackernagel schreibt, ihrer Erfahrung nach würde Hypnose gut helfen. Garantieren könne man den Erfolg aber nie.
So funktioniert der kalte Entzug
- Tragen Sie ein Datum im Kalender ein, an dem Sie mit dem Rauchen aufhören möchten.
- Werfen Sie am Tag X alle Tabakwaren weg.
- Schreiben Sie ein konkretes Ziel auf, warum Sie aufhören wollen.
- Sorgen Sie für genügend Schlaf. Das stärkt Ihre Ausgeglichenheit.
- Kauen Sie zuckerfreien Kaugummi, essen Sie zwischendurch Gemüse- oder Obstschnitze.
- Bewegen Sie sich an der frischen Luft, treiben Sie Sport.
- Meiden Sie Orte, an denen geraucht wird.
- Lassen Sie sich von einem Rückfall nicht entmutigen.