Die Migros kündigte im Januar 2022 im hauseigenen Magazin Preiserhöhungen an. Der Grund: «Weltweit gehen die Rohstoffpreise durch die Decke.» Die Detailhändlerin versprach: «Sobald sich die Lage entspannt, verhandelt die Migros ihre Einkaufspreise neu, um Preissenkungen an die Kunden weiterzugeben.»
Kaffee gehört zu den Lebensmitteln mit der höchsten Teuerung. Verglichen mit Januar 2022 kostete Kaffee Ende März 2023 deutlich mehr. Beispiele: Bei Coop war etwa eine 500-Gramm-Packung des Kaffees Jubilor 29 Prozent teurer, in der Migros der M-Classic Espresso 21 Prozent.
Deutsche Detailhändler senkten Kaffeepreise um 20 Prozent
Im Grosshandel stiegen die Kaffeepreise ab Sommer 2021. Inzwischen hat sich die Marktlage normalisiert, und die Handelspreise sind gefallen. Laut dem Bundesamt für Statistik sank der Preis für Importkaffee in der Schweiz von Januar 2022 bis Februar 2023 um 5,5 Prozent. Im letzten Sommer stieg er nochmals an, im letzten halben Jahr sank er aber gemäss Zolldaten um fast einen Fünftel: von Fr. 5.95 auf Fr. 4.94 pro Kilo ungerösteter Kaffee. Doch die Kunden warten vergeblich auf einen Preisabschlag (siehe Tabelle im PDF).
Anders ist es in Deutschland. Dort gibts im Detailhandel mehr Konkurrenzdruck. Schon vor zwei Monaten senkten Aldi, Kaufland, Norma und weitere Supermarktketten die Kaffeepreise um bis zu 20 Prozent.
Die Migros nahm auf Anfrage zu den Kaffeepreisen nicht konkret Stellung. Coop schreibt: «Wir verhandeln aktuell mit den Lieferanten über Preissenkungen.» Die Anpassungen würden verzögert erfolgen.
Händler verlangen auch für Pasta zu viel
Auch bei Teigwaren gehen die Laden- und Einkaufspreise auseinander: Pasta wurde in der Schweiz in den letzten Monaten deutlich teurer. 500 Gramm Spaghetti Rummo zum Beispiel kosteten Ende März bei Coop Fr. 2.95. Im Januar 2022 waren es noch Fr. 2.70 – ein Plus von rund 9 Prozent.
Der Einkaufspreis für Importteigwaren sank aber laut Zollstatistik in demselben Zeitraum um 1 Prozent. Coop sagt, die von den Pastalieferanten verlangten Einkaufspreise seien nicht gesunken.
Zahlen des Bundesamts für Statistik aber zeigen: Die Detailhändler profitieren generell von sinkenden Einkaufskosten. Die Lebensmittelpreise in den Läden steigen trotzdem weiter an – seit September 2022 im Durchschnitt um 2 Prozent.
Die Preise der Schweizer Bauern für Früchte, Gemüse oder Milch gingen im selben Zeitraum um insgesamt 0,5 Prozent zurück. Landwirtschaftliche Produkte aus dem Ausland wurden seit letztem September sogar um 2,5 Prozent günstiger.
Die Migros sagt zu ihrer Preispolitik: Neben den Rohstoffpreisen seien steigende Kosten für Energie und Verpackung «ausschlaggebend für die Preissetzung».