Längst hat sich die Hoffnung verflüchtigt, dass der Kalte Krieg nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 vorbei sei und das Leben sicherer werde. Die Welt gerät immer mehr aus den Fugen. Die USA und China wetteifern in einem Handelskrieg um globale Dominanz. Und Europa droht zwischen den Machtblöcken erdrückt zu werden. 

Detailliert schildert der deutsche Journalist Torsten Riecke den Zustand der Welt, deren Bruchstellen durch die Coronapandemie noch deutlicher zutage treten. Für viele hat sich der Überlebenskampf durch die Globalisierung verschärft. Der Aufstieg von Autokraten wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, Jair Bolsonaro (­Brasilien), Recep Tayyip Erdogan (Türkei) oder Viktor Orban (Ungarn) sei eine direkte Folge der Wut der Vergessenen, schreibt Riecke. 

Doch er entlässt die Leser nicht ohne einen Hoffnungsschimmer: Die Nach-Corona-Zeit könnte zu ­Europas Stunde werden, denn die Welt brauche eine «Renaissance ­europäischer Ideen und Werte». ­Allein der alte Kontinent habe die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittel, um einen ­Gegenpol zur wankenden Supermacht USA und zum totalitären Hightech-­Überwachungsstaat China zu bilden.

Torsten Riecke, «Europas Stunde», Orell Füssli Verlag, 240 Seiten, ca. Fr. 27.–